al-Gharqad

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Al-Gharqad bezeichnet in der islamischen Überlieferung einen Baum oder Strauch, der in der endzeitlichen Schlacht zwischen Juden und Muslimen eine Rolle spielen soll. Eine Überlieferung aus dem „Kitāb al-fitan“ (Nr. 82), das Buch, in dem Muslim die eschatologischen Hadithe über die Versuchungen am Tage des letzten Gerichts gesammelt hat, besagt, dass Abū Huraira berichtete, dass Mohammed Folgendes gesagt habe:

Die Stunde wird nicht schlagen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und töten, sodass die Juden sich hinter Steinen und Bäume verstecken. Die Steine oder Bäume sagen jedoch: O, Muslim! O, Diener Gottes, ein Jude versteckt sich hinter mir. Komm und töte ihn! Nur al-Gharqad nicht; denn er ist ein Baum der Juden.

Der Baum

Der Friedhof Baqīʿ al-Gharqad in Medina trägt den Namen al-Gharqads. „Baqīʿ“ bedeutet ursprünglich „weites Land mit verschiedenartigen Bäumen“.[1] Gemäß Lane wurde die Stelle als Friedhof benutzt, nachdem man dort die Bäume gefällt hatte. Baqīʿ al-Gharqad nannte man gemäß Lisān al-ʿarab auch „kaftatun“, abgeleitet aus dem Verb kafata (Menschen von etwas abhalten, zurückhalten), darin könnte sich ein Hinweis auf den Hadith befinden.

Es bleibt allerdings unklar, um welchen Strauch oder Baum es sich bei al-Gharqad gehandelt hat. Einigkeit scheint darin zu bestehen, dass al-Gharqad dornenbewehrt und nutzlos war.[2] The Encyclopaedia of Islam. New Edition bezeichnet die Pflanze als eine Art Brombeere.[3] Tilman Nagel schreibt, dass der Baqīʿ al-Gharqad mit Christusdorn bestanden gewesen sei, bevor er als Friedhof genutzt worden sei.[4]

Heute bezeichnet al-Gharqad die Pflanzenfamilie Nitrariaceae.

Heutige Verwendung

Im Rahmen des Palästinensisch-Israelischen Konflikts wurde dieser Hadith instrumentalisiert und ist beispielsweise Bestandteil von Artikel sieben der Hamas-Charta. Nach der Vorstellung fundamentalistischer und militanter Muslime pflanze Israel den al-Gharqad vermehrt an, um sich beim Tag des Gerichts dahinter zu verstecken. Die Vorstellung des al-Gharqad gilt vielen als Beleg für die Existenz von Antisemitismus in islamistischen Strömungen.[5]

Einzelnachweise

  1. Edward William Lane: Arabic-English Lexicon, s.v. b - q - ʿ und: Michael Lecker: Muslims, Jews&Pagans. Studies on Early Islamic Medina. Brill, Leiden 1995, S. 15.
  2. Anne Marie Oliver und Paul Steinberg: The Road to Martyrs' Square : A Journey into the World of the Suicide Bomber, Oxford 2005, S. 22.
  3. The Encyclopaedia of Islam. New Edition, s.v. Baḳīʿ al-Gharḳad
  4. Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. München 2008, S. 802.
  5. Bundeszentrale für Politische Bildung: Antisemitismus und Antizionismus in der Charta der Hamas. Eine Fallstudie zur Judenfeindschaft im islamistischen Diskurs