Anton Häring

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Anton Häring KG Werk für Präzisionstechnik
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1961
Sitz Bubsheim, Deutschland
Leitung Jürgen Häring[1]
Mitarbeiterzahl 3030 (2015) [2]
Umsatz 240 Mio (2015)[3]
Branche Metallverarbeitung, Präzisionstechnik
Website www.anton-haering.de

Das Anton Häring KG Werk für Präzisionstechnik ist ein Metall verarbeitender Betrieb mit Stammwerk in Bubsheim im Landkreis Tuttlingen. Der Standort Heuberg ist ein Zentrum der Drehteilefertigung. Im Umkreis von 20 km gibt es 200 Betriebe in dieser Branche.[4] Außerdem wird mit der Häring-Akademie ein eigenes Ausbildungszentrum betrieben.

Geschichte

Gegründet wurde der Betrieb von Anton Häring (3. Oktober 1940–4. Januar 2016)[5] im Jahre 1961 in der elterlichen Scheune.[4] 1964 wurde das erste Fabrikgebäude errichtet.[6] Eine Siedlung in Firmennähe wird im Volksmund St.Anton (abgeleitet von Anton Häring) genannt. Durch gemeinsame Ausschreibung und Kreditrückzahlungen durch die Lohnbuchhaltung gelang es für die Mitarbeiter kostengünstige baugleiche Eigentumshäuser zu errichten.[7]

Im Jahr 2003 wurde aufgrund eines Fachkräfteengpasses und ausgeschöpfter räumlicher Ressourcen am Standort Bubsheim als zweiter Standort ein Werk im polnischen Piotrków Trybunalski eröffnet. Die Mitarbeiterzahl im Stammwerk Bubsheim betrug damals 360, für „Haering Polska“ waren zunächst 70 Mitarbeiter in einem 10.000 m² großen Werk vorgesehen. Auch der polnische Zweig des Unternehmens („Haering Polska“) fertigt Drehteile, in erster Linie für die Automobilindustrie.[8] Im Juni 2004 erfolgte der Spatenstich zur Errichtung der Häring-Akademie als eigenes Aus- und Weiterbildungszentrum in Bubsheim. Das Unternehmen investierte rund 4 Millionen Euro in den Bau des repräsentativen Gebäudes mit etwa 3.300 m² Nutzfläche. Ein Lehrlingswohnheim für die Unterbringung der polnischen und chinesischen Mitarbeiter wurde kurz zuvor fertiggestellt.[9] Heute produziert das Unternehmen an drei Standorten, im Stammsitz Bubsheim auf 19.000 m² Produktionsfläche, im polnischen Piotrków Trybunalski (20.000 m² Produktionsfläche) und in chinesischen Taicang (9.000 m² Produktionsfläche).

Seit dem Tod des Firmengründers Anton Häring im Januar 2016 leitet sein Sohn Jürgen, der schon vorher an der Geschäftsleitung beteiligt war, das Unternehmen.[10]

Produkte und Kunden

Gefertigt werden montagereife Präzisionsdrehteile von 3 bis 60 mm Durchmesser und Baugruppen für Pumpe-Düse- beziehungsweise Common-Rail-Technologie, für Benzin- und Diesel-Einspritzsysteme sowie für die ABS-Technologie in Kombination mit EDS (Elektronische Differenzialsperre) und ASR (Antriebs-Schlupf-Regelung)[8], außerdem Drehteile für Bremssysteme oder Getriebe.[4] Zur Fertigung stehen 50 Rundtaktmaschinen und 140 Mehrspindler zur Verfügung. Zur Kundschaft zählen als Hauptabnehmer der Bosch-Konzern [4], des Weiteren Unternehmen wie Daimler Chrysler, Volkswagen, Siemens, Volvo, Electrolux, Continental, Teves oder ZF-Friedrichshafen. Im Jahr 2007 wurden jeden Tag rund eine Mio. Teile hergestellt und dafür rund 20 Tonnen Stahl täglich verbraucht.[4]

Kritik

Das Unternehmen wurde wiederholt aufgrund eines fehlenden Betriebsrats kritisiert. Versuche, das gesetzliche Recht auf eine Arbeitnehmervertretung geltend zu machen, scheiterten bisher mehrfach.[11] Als im Dezember 2011 drei Arbeitnehmer der Firma Häring zu einer Betriebsversammlung anlässlich der Wahl eines Wahlvorstandes luden, folgte für einen der Veranstalter eine fristlose Kündigung, ein anderer zog seine Unterschrift nur wenig später zurück.[12] Da laut Betriebsverfassungsgesetz „eine im Betrieb vertretene Gewerkschaft“ ebenfalls zur Ausrufung einer Wahlversammlung befähigt ist, ergriff die IG Metall Albstadt Initiative. Mitarbeiter der Gewerkschaft wurden beim Einreichen der Einladung zwei Mal des Geländes verwiesen. Die Geschäftsleitung begründete diesen Schritt damit, dass weder eine gültige Einladung vorlag noch eine notariell beglaubigte Bestätigung, dass Mitarbeiter der Firma Häring Mitglieder der Gewerkschaft seien. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Albstadt, Walter Wadehn, sprach in diesem Zusammenhang vom Ende einer "freiheitlich-demokratische Grundordnung an den Toren" der Firma Häring und kritisierte weiterhin das "fadenscheinige" Vorgehen des Unternehmens. Die Industriegewerkschaft erwägt nun weitere rechtliche Schritte zur Durchsetzung einer Betriebsratswahl.[13]

Der Heuberger Bote berichtete am 17. Dezember 2013 in seiner Print- und Online-Ausgabe, dass der Personalchef und Betriebsleiter des Unternehmers aufgrund wiederholter und nach §119 des Betriebsverfassungsgesetz strafbarer "Behinderung einer Betriebsratswahl" einen Strafbefehl in Höhe von 7500,- € erhielt.[14]

Einzelnachweise

  1. http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Bubsheim-erinnert-an-Anton-Haering-_arid,10542773_toid,643.html
  2. b4bsuedbaden: Bericht zur IHK Vollversammlung
  3. Institut für Mittelstandsforschung
  4. a b c d e „Aktiv gegen Fachkräftemangel“, Artikel in der Welt
  5. http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Unternehmer-Anton-Haering-stirbt-ueberraschend-_arid,10369897_toid,650.html
  6. IHK im Regierungsbezirk Freiburg: Wirtschaft im Südwesten, Ausgabe 10/2010
  7. : Abschied. In: Schwarzwälder Bote, 11. Januar 2016.
  8. a b „Anton Häring eröffnet Zweigwerk für Präzisionstechnik in Polen“, 27. Mai 2003, atz online
  9. „Häring baut eigene Ausbildung aus“, Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 9. Juni 2004
  10. Im Gedenken an Anton Häring: „Er war ein großartiger Mensch“, suedkurier.de, 7. Januar 2016
  11. Betriebsratswahlen bei Häring laufen holprig an, 12. Januar 2012, abgerufen am 18. Januar 2012.
  12. Versammlung bei Häring platzt am Montagnachmittag, 16. Januar 2012, abgerufen am 18. Januar 2012.
  13. IG Metall kritisiert Häring-Vorgehen, 18. Januar 2012, abgerufen am 18. Januar 2012.
  14. Regina Braungart: Häring-Personalchef erhält Strafbefehl. In: Heuberger Bote. 17. Dezember 2013, abgerufen am 17. Dezember 2013.

Weblinks

Koordinaten: 48° 6′ 57,6″ N, 8° 49′ 49,6″ O