Apostolischer König von Ungarn

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Wappen des Königs von Ungarn (1915–1918)

Apostolischer König von Ungarn (ungarisch apostoli magyar király) war vom Jahr 1000 bis 1918 und de jure von 1920 bis 1946 der Titel des Staatsoberhauptes des Königreiches Ungarn mit seinen Ländern und Besitzungen. Die Träger entstammten mehreren Dynastien (darunter in der Endphase aus dem Haus Habsburg-Lothringen).

Geschichte

Krönung von Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth zum Königspaar von Ungarn, 1867
Das Königreich Ungarn mit Ländern (rosa) innerhalb Österreich-Ungarns, 1899

Der ungarische Königstitel entstand mit der Krönung des bisherigen ungarischen Großfürsten Stephans I. zum König von Ungarn im Jahr 1000 (nach anderen Quellen 1001), nachdem dieser zum Christentum übergetreten war. 1758 verlieh Papst Clemens XIII. den Titel-Zusatz apostolisch.

Die ersten Träger der Königswürde stammten aus dem Hause Árpád. Es folgten teilweise kurzlebige Dynastien wie die tschechischen Přemysliden, die bayrischen Wittelsbacher, das französische Haus Anjou, das deutsche Haus Luxemburg, kurzzeitig die polnischen Jagiellonen und mit der Krönung von Ferdinand I. 1524 das Haus Habsburg.

Die Dynastie stellte weitgehend konstant bis 1918 die Könige von Ungarn. Allerdings war ihre Herrschaft immer unsicher, es gab im Lauf der Jahrhunderte immer wieder Aufstände und Revolutionen gegen das Herrscherhaus, die nicht zuletzt den konfessionellen Gegensatz zwischen den katholischen Habsburgern und dem zu einem Gutteil kalvinistischen Kleinadel als Hintergrund hatten. Darüber hinaus kam es ab 1541 zu einer jahrhundertelangen Teilung des Landes durch Österreich und das osmanische Reich, die erst nach dem Großen Türkenkrieg mit dem Frieden von Karlowitz 1699 endete. Zur selben Zeit etablierte sich in Siebenbürgen eine von den Habsburgern unabhängige Herrschaft, das Großfürstentum Siebenbürgen, dessen Fürsten den Anspruch auf ganz Ungarn zwar formal 1570 aufgaben, aber immer wieder antihabsburgische Aufstände militärisch unterstützten. Durch die Türkenkriege kam es zur Verwüstung und Entvölkerung von ganzen Landstrichen.

Die Abneigung der Ungarn konnten die Habsburger erst mit der Königskrönung des Kaisers von Österreich und Königs von Böhmen Franz Joseph I. (ungarisch I. Ferenc József) am 8. Juni 1867, mit dem der sogenannte Österreichisch-Ungarische Ausgleich und die Gründung der konstitutionellen Erbmonarchie Österreich-Ungarn abgeschlossen war, entgegenwirken. Die Stimmung änderte sich im Zuge wirtschaftlicher Verbesserungen während der Industrialisierung fundamental. Die Magyaren blieben auch Franz Josephs I. Nachfolger Karl I. (als König Karl IV., ungarisch IV. Károly), der am 30. Dezember 1916 zum letzten König gekrönt wurde, loyal und kämpften, Seite an Seite mit den anderen Völkern des Habsburgerreiches, bis zur Niederlage 1918 im Ersten Weltkrieg für ihren König.

Das ungarische Königtum erlosch faktisch mit der Auflösung Österreich-Ungarns am 31. Oktober 1918, theoretisch erst mit der Verzichtserklärung von König Karl IV. am 13. November 1918. Der Monarch dankte jedoch formell nicht ab und erhob bis zu seinem Tod 1922 Ansprüche auf die ungarische Krone. 1921 verbannte das ungarische Parlament die Habsburger vom Königsthron und das Land behielt die Monarchie ohne König bis zur Ausrufung der Republik Ungarn 1946 bei.

Träger des Titels

Symbole und Merkmale des Königtums

Die Stephanskrone
Der Burgpalast

Das drei wichtigsten Symbol des ungarischen Königstitels waren die drei Krönungsinsignien: Stephanskrone, Reichsapfel und das Zepter. Die Krone ist seit 1867 ein ungarisches Nationalsymbol und Teil des ungarischen Wappens, hatte jedoch schon zuvor faktisch diese Stellung inne.

Die Annahme der Königswürde war seit 1267 mit der Ablegung des Treueschwurs auf die Krone und später eines Eids die ungarische Verfassung verbunden.

Der König von Ungarn wurde zuerst vom ungarischen Adel gewählt. 1687 erklärte der ungarische Landtag die ungarische Krone für erblich, forderte dafür von den Habsburgern mehr Rechte ein.

Die königliche Residenzen bzw. Krönungsort des ungarischen Monarchen waren im Mittelalter Stuhlweißenburg (ungarisch Székesfehérvár), zur Zeit der Habsburgermonarchie Pressburg (ungarisch Pozsony, slowakisch Prešporok, seit 1919 Bratislava) und ab 1867 das heutige Budapest. Ab diesem Zeitpunkt residierte der Monarch im Burgpalast und nahm dort in ungarischer Kleidung und Sprache für mehrere Wochen jährlich die Amtsgeschäfte der ungarischen Reichshälfte von Österreich-Ungarn wahr. Jedoch blieb sein Einfluss in der ungarischen Reichshälfte deutlich geringer als in den der österreichischen (Kaisertum Österreich), was sich bei nicht verwirklichten Reformen wie Wahlrecht oder einer Föderalisierung Ungarns zeigte.

Der König von Ungarn war zur Zeit Österreich-Ungarns offiziell auch in Personalunion König von Kroatien-Slawonien, Großfürst von Siebenbürgen und Großwojwode der Wojwodschaft Serbien.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Monarchen von Ungarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien