Arbeitserziehungslager Liebenau (Württemberg)

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„Interniertenpost“ der Jüdin Zelda Thaler Lehrfeld von 1943 an Marie Rybasska in Krakow im Generalgouvernement

Das Arbeitserziehungslager Liebenau, auch Internierungslager Liebenau und Ilag V Liebenau genannt, war ein in Schloss Liebenau in der Gemeinde Meckenbeuren nahe Friedrichshafen am Bodensee eingerichtetes Arbeitserziehungs- und Internierungslager. Es wurde zur Zeit des Nationalsozialismus im Jahr 1940 eingerichtet und während des Zweiten Weltkrieges bis 1945 betrieben.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem ehemaligen Schloss des Ortes Liebenau war vor 1940 die Stiftung Liebenau untergebracht. Diese von einer Ordensschwester geführte Pflege- und Heilanstalt diente „Menschen, die aufgrund eines geistigen oder körperlichen Gebrechens oder aufgrund ihres Alters besonderer Pflege bedurften“.[1]

Ab Juli 1940 wurde ein Teil der Pflegebedürftigen im Rahmen des NS-Euthanasieprogramms in die Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar verlegt, in denen schätzungsweise 510 von ihnen ermordet wurden.[1]

Liebenau wurde anschließend in Teilen zur Internierung von aus sogenannten „Feindländern“ verschleppten Frauen genutzt. Andere Teile des Gebäudes dienten ab 1942 als Lazarett für die Wehrmacht sowie für eine ausgelagerte Abteilung des Auswärtigen Amts.[1]

Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BW

In einer Kirche in Meckenbeuren wurde eine Gedenkstätte eingerichtet zur Erinnerung an die mit dem kaschierenden Begriff „Euthanasie“ verübten Krankenmorde.[2]

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivalien von und über das Arbeitserziehungslager Liebenau finden sich beispielsweise

Daneben tauchen Dokumente ehemaliger internierter Personen mitunter aus Privatbesitz auf; so wurden im Jahr 2020 beispielsweise 11 handgeschriebene Korrespondenz-Schreiben, teils sogenannte „Internierungspost“, der jüdischen Internierten und gebürtigen Polin Zelda Thaler Lehrfeld aus dem Zeitraum von 1943 bis 1944 über das Auktionshaus Kedem für 250 $ versteigert.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arbeitserziehungslager Liebenau (Baden-Württemberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Inhaftierungsdokumente / 1.1 Lager und Ghettos / Arbeitserziehungslager Liebenau (Internierungslager Liebenau) auf der Seite des internationalen Zentrums über NS-Verfolgung Arolsen Archives
  2. Meckenbeuren, in Ulrike Puvogel (Red.), Martin Stankowski (Text), Ursula Graf, Jutta Klaeren, Heike Rentrop (Mitarb.): Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band I: Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage des 1987 erschienenen Bandes 245 der Schriftenreihe, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995 (Nachdruck 1996): Verlag Edition Hentrich Berlin, ISBN 3-89331-208-0, S. 61; als PDF-Dokument
  3. “Collection of Letters Sent from the Liebenau Internment Camp in Germany – Correspondence of One of the Camp's Female Inmates / handwritten letters from Zelda Thaler Lehrfeld, a Jewish inmate at the Internment Camp in Liebenau, Germany. 1943-44. Polish. 11 letters sent from the Liebenau Internment Camp to Krakow, Poland, from May 1943 through February 1944” ... Interniertenpost ... auf der Seite des Auktionshauses Kedem [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 29. Juli 2023

Koordinaten: 47° 42′ 33,5″ N, 9° 36′ 16,9″ O