Auguste Lewinsohn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Auguste Lewinsohn, geb. Gantze, (geboren 1. April 1868 in Copitz; gestorben 11. November[1] 1957 in Dresden) war eine Politikerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab von Auguste Lewinsohn in Dresden

Auguste Lewinsohn, geb. Gantze, war Politikerin. Die Tochter eines Elbschiffers verdiente ihr Brot zunächst als Landarbeiterin, Arbeiterin in der Zellulosefabrik Heidenau, Dienstmädchen in Dresden und schließlich Zigarrenwicklerin in der Zigarrenfabrik Uhlemann, Alaunstr. 18. Sie gründete mit ihren Kollegen eine Zweigstelle des Tabakarbeiterverbandes in Dresden.

Nach ihrer Heirat mit dem Buchhändler Salomon Lewinsohn traten sie gemeinsam der illegalen SPD bei, organisierten Streiks und Demonstrationen gegen Kinderarbeit, Hunger und Lebensmittelteuerung. Im Jahr 1890 war sie Mitglied im Vorstand des Frauenvereins der SPD. Sie setzte sich für Erwerbsarbeit von Frauen und ihre Teilnahme am politischen Leben ein. Das Ehepaar hatte vier Söhne. Auguste Lewinsohn wohnte in der Görlitzer Straße 23, wurde oft besucht von Clara Zetkin und Käte Duncker.

Im Jahr 1907 war sie Delegierte der sächsischen Frauen (gegen den Willen der männlichen Parteiführung) zum Internationalen Sozialistenkongress in Stuttgart. Dort erfolgte ihr Eintritt in den Spartakusbund. Sie unterstützte den Jugendbildungsverein (gegr. 1908) gegen Angriffe der Partei- und Gewerkschaftsführung, gründete innerhalb der SPD eine Kinderschutzkommission für Sachsen und stand ihr vor. 1918 wurde sie in den Landtag gewählt, enttäuscht über die SPD-Politik, legte sie ihre Ämter nieder und trat in die KPD ein. Sie gründete zusammen mit Dr. Kohn die Arbeitersanitätskolonnen. Nach 1923 organisierte sie zusammen mit Liesel Sparschuh im Rahmen der Internationalen Arbeiterhilfe Erholungen für arme und kranke Kinder in Gottleuba. Sie organisierte Suppenküchen in der Altstadt und auf der Hechtstraße. Im Jahr 1923 starb ihr Mann. In der NS-Zeit verteilte sie Flugblätter und sammelte Geld für die Angehörigen politischer Häftlinge, unterlag der Beobachtung durch die Gestapo und mehreren Haussuchungen. 1934 wurde sie verhaftet und blieb zehn Monate in Untersuchungshaft. Sie saß 1947 beim Gründungskongress des DFD im Ehrenpräsidium. Lewinsohn verstarb 1957 in Dresden und wurde auf dem Urnenhain Tolkewitz beigesetzt.

Lewinsohn war Trägerin der Clara-Zetkin-Medaille. Im Jahr 2022 wurde bekannt, dass im neuentstehenden Baugebiet an der Stauffenbergallee, Ecke Marienallee, in Dresden eine Straße den Namen Auguste-Lewinsohn-Straße erhalten wird.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Otte: Sie mögen alle Hunde hetzen… Die Dresdner Arbeiterjugend im Kampf gegen das Reichsvereinsgesetz und den ersten Weltkrieg (1906–1918). Schriftenreihe: Beiträge zur Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung, Heft 1, hrsg. vom Museum für Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung im Auftrag der Stadtkommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Stadtleitung Dresden anläßlich des 50. Jahrestages der Gründung des „Jugendbildungsvereins der Dresdner Arbeiterschaft“ als Leseheft für die Zirkel Junger Sozialisten, Dresden 1958
  • Erich Lewinsohn: Haussuchungen bei „Mutter Auguste“. in: Unter der Fahne der Revolution. Die Dresdner Arbeiter im Kampf gegen den 1. Weltkrieg. Die Novemberrevolution und die Gründung der KPD in Dresden (1914–1919), Schriftenreihe zur Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung, Heft 5, hrsg. vom Museum für Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung, Dresden 1959, S. 69
  • Horst Dörrer, Wolfgang Marschner: Rätemacht oder bürgerliche Nationalversammlung (Mitte November 1918 bis Mitte Januar 1919) - „Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten!“ in: Zur Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung des Bezirkes Dresden. Heft 7: Die Novemberrevolution und die Gründung der KPD in Ostsachsen, hrsg. von der Bezirksleitung Dresden der SED/Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung und dem Zentrum für Territorialgeschichte/Geschichte der Arbeiterbewegung an der TU Dresden, Dresden 1988
  • Una Giesecke, Jayne-Ann Igel: Von Maria bis Mary. Frauengeschichten aus der Dresdner Neustadt. Dresden 1998
  • Dagmar Burgdorf: Blauer Dunst und Rote Fahnen: ökonomische, soziale, politische und ideologische Entwicklung der Bremer Zigarrenarbeiterschaft im 19. Jahrhundert.
  • Clara Zetkin: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genossin Lewinsohn gestorben. In: Neues Deutschland, 13. November 1957.
  2. Alexander Buchmann: Sieben verstorbene Promis bekommen eigene Straßen in Dresden. tag24.de, 28. März 2022.