Babu wa Loliondo

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Babu wa Loliondo (bürgerlich Ambilikile Mwasapile) ist ein pensionierter Pastor der ev.-luth. Kirche von Tansanias (ELCT) der zeitweilig durch das Ausschenken eines Getränkes aus Baumrinde mit heilender Wirkung in Tansania in Loliondo (in der Nähe des Ngorongoro Kraters) für Aufsehen sorgt.

Leben und Wirken

Der 76-jährige Masapila stammt aus Mbeya und war als Pastor in der ev.-luth. Kirche von Tansania tätig gewesen. Vor einigen Jahren träumte er, dass Gott ihm gesagt hätte, er solle nach Loliondo gehen und dort aus Teilen eines bestimmten Baumes einen Tee kochen und einer Kranken geben, die vorbeikommen würde. Seit März 2011 pilgern tausende Menschen, teilweise aus der ganzen Welt zu Babu um einen Becher Heilwasser zu bekommen.[1]

Ort

Loliondo liegt westlich vom Natronsee und nördlich vom Ngorongoro Krater und der Serengeti an der Kenianischen Grenze mitten in der Steppe. Der Ort ist weit abgelegen von der nächstgrößeren Stadt und kaum zu erreichen.

Berichte von Heilungen

Zahlreiche Tansanier berichten über Heilungen von Menschen, die sie kennen und die an chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck, Krebs, Tuberkulose und auch HIV erkrankt waren. In allen Berichten wird von der besonderen Ausstrahlung des Pastors erzählt, die auch Nichterkrankte erfülle.[2]

Der "Wundertrank"

Der Tee wird aus Pflanzenteilen der Carissa Spinarum bzw. Carissa Edulis hergestellt. Früher wurde aus dieser Pflanze ein hochwirksames Gift für Jagd- und Kampfpfeile gewonnen. Der übermäßige Bedarf an Feuerholz führt zu einer kritischen Versorgungslage der Bevölkerung.[3] Der Trank wird an die Bedürftigen für 500 TSh pro Becher verkauft. Diese werden zu 200 TSh an diejenigen, die den Tee kochen aufgeteilt, 200 TSh an die Kirche und 100 TSh für den Pastor selbst. Kinder trinken nur einen halben Becher.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Im März 2011 hat das tansanische Ministerium für Gesundheit und Soziales eine Studie in Auftrag gegeben, die die Wirksamkeit des Trunkes untersuchen sollte. Diese Studie bestätigte, dass von der verabreichten Dosis keine Gefahr ausgehe. Eine entzündungshemmende, sowie Blutdruck senkende und Diabetes lindernde Wirkung konnte dem Wirkstoff nachgewiesen werden. Bzgl. HIV/Aids konnte lediglich statuiert werden, dass Begleiterkrankungen gemildert würden.[4]

Hoffnungen für die weitere Forschung

Die Teilergebnisse der Untersuchungen weckten Hoffnungen in Bezug auf einen Durchbruch zu neuen HIV-Medikamenten. Demzufolge stimmten einige Substanzen der Pflanze mit antiviralen Medikamenten überein und seien teilweise fettlöslich, so dass sie die Blut-Hirn-Schranke passieren könnten.

Auswirkungen der Heilungsberichte

Berichte von angeblichen erfolgreichen Heilungen führten zu einer Pilgerbewegung von teilweise über 50.000 Menschen. Auf dem Weg nach Loliondo wurden die Straßen teilweise zerfahren und nicht mehr passierbar. Auf der Strecke durch die Nationalparks werden vermehrt Wildtiere angefahren.[5] Zahlreiche Pilger starben auf der Reise und vor Ort herrschen katastrophale sanitäre Gegebenheiten. Seitens der Regierung wurde eine Maut für die Zufahrtsstraßen erhoben und eine Begrenzung der Fahrzeuge ausgesprochen. Die ELCT plant sanitäre Einrichtungen zu errichten, sowie Gästehäuser und eine Kathedrale zu bauen.

Haltung der tansanischen Kirche

Auch zahlreiche Kirchenvertreter nutzten die Möglichkeit von dem Tee zu trinken. Sie äußerten sich erfreut über die humane und mediale Auswirkungen ihres Pastors. Ein angekündigtes Verbot gegenüber Mwasapile reagierte die tansanische Kirche mit Ablehnung. Thomas Laiser, Bischof der ELCT-Nordzentral-Diözese befürchtete ein Chaos und riet der Regierung, die Austeilung des Medikaments nicht zu stoppen. Stattdessen sollten bei Mwasapiles Haus zwei Warteräume für 600 bis 700 Menschen so wie Toiletten und Müllplätze errichtet werden. Bezüglich der Prüfung des Medikaments sagte Laiser: "Was heilt ist nicht das Medikament, sondern Glaube und Gebet."[6]

Kritik der westlichen Welt

Westliche Theologen und Wissenschaftler äußern massiv Zweifel und Bedenken ob der Tätigkeit des Wunderheilers. Neben einer Verzerrung der theologischen Fragestellung stehen vor allem humanitäre Bedenken im Vordergrund. Besonders die möglichen Auswirkungen auf medikamentöse Aids-Behandlung wird mit Sorge beobachtet, da Mwasapile HIV-infizierte Menschen ermutige keine weiteren Medikamente zu nehmen, sobald sie den 'Becher des Lebens' getrunken hätten.[6] Auch eine nachlassende Umsicht in Bezug auf die Verwendung von Kondomen wird befürchtet. Daneben werden auch die ökologischen und ökonomischen Folgen der Massenbewegung in das nichterschlossene Gebiet als bedenklich eingestuft.

Trivia

In Anlehnung an die Vorgabe, dass jeder nur einen einzigen Becher trinken bräuchte wird in kirchlichen Kreisen Tansanias der Witz erzählt, dass die kiswahilische Abkürzung der ELCT Kanisa la Kiinjili la Kilutheri Tanzania KKKT umgewippnet werden würde. Stattdessen würde es nun für kunywa kikombe kimoja tu stehen (Kiswahili für 'Trink nur eine Tasse').

Weblinks

Einzelnachweise

  1. News Alert: Loliondo: ‘Mother of all cures’ 50,000. jamiiforums.com, 15. März 2011, abgerufen am 11. Mai 2011.
  2. Loliondo preacher and his healing work need maximum support. Daily News, 20. März 2011, abgerufen am 11. Mai 2011.
  3. Lusugga Kironde: Having to ‘content’ with trekking to get firewood at Loliondo. dailynews.co.tz, 25. März 2011, abgerufen am 12. Mai 2011.
  4. Technical Report. Website xa.yimg.com (engl.). Abgerufen am 26. Februar 2012.
  5. Mugini Jacob: Drivers serving Loliondo cautioned against knocking down animals. dailynews.co.tz, 21. März 2011, abgerufen am 12. Mai 2011.
  6. a b Zu einem Wunderheiler im Gebiet der Distrikthauptstadt Loliondo. tansania-information.de, abgerufen am 12. Mai 2011.