Bahnhof Kaliningrad-Passaschirski
Kaliningrad Passaschirski Калининград-Пассажирский | |
---|---|
Der Bahnhof wurde 1929 eröffnet
| |
Daten | |
Bauform | Reiterbahnhof |
Bahnsteiggleise | 10 |
IBNR | 2000047 |
Eröffnung | 19. September 1929 |
Architektonische Daten | |
Baustil | Expressionismus/Backsteingotik |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Kaliningrad |
Oblast | Kaliningrad |
Staat | Russland |
Koordinaten | 54° 41′ 40″ N, 20° 29′ 54″ O |
Liste der Bahnhöfe in Russland |
russisch Калининград-Пассажирский) ist der wichtigste Personenbahnhof der russischen Stadt Kaliningrad (ehem. Königsberg i.Pr.). Diesen Namen trägt er im Fernverkehr. Für den Regionalverkehr wird der Begriff Kaliningrad Juschny (Калининград-Южный, Kaliningrad Süd) verwendet. Der Name Juschny Woksal (Südbahnhof) steht auch in großen Buchstaben über dem Zentralteil des Empfangsgebäudes.
Der Bahnhof Kaliningrad Passaschirski (Geschichte
Der Bahnhof wurde nach 17-jähriger Bauzeit, die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde, am 19. September 1929 als Königsberg (Pr) Hauptbahnhof an Stelle der bisherigen Bahnhöfe Königsberg Süd und Königsberg Ost südwestlich der damaligen Innenstadt im Bereich der ehemaligen Stadtbefestigung eröffnet. Er gehörte seinerzeit zu den modernsten Bahnhöfen der Deutschen Reichsbahn, besaß eine dreischiffige Halle, ein großzügiges Empfangsgebäude in architektonischer Anlehnung an den Expressionismus bzw. die Backsteingotik, separate Gepäcktunnel und Gastronomie. Auf dem Vorplatz wurde eine viergleisige Wendeschleife der Königsberger Straßenbahn verlegt. Von Beginn an bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war der Königsberger Hauptbahnhof ein internationales wie nationales Verkehrsdrehkreuz an der Preußischen Ostbahn mit wichtigen Zügen wie dem D 1 Berlin–Königsberg–Eydtkuhnen–Riga und durchgehenden Kurswagen nach Liepāja, Warschau, Breslau, Dresden und Paris.
Nachdem die deutsche Stadt Königsberg wie der gesamte Nordteil der deutschen Provinz Ostpreußen 1945 an die Sowjetunion gefallen war, änderte sich dies mit der Zugehörigkeit der 1946 in Kaliningrad umbenannten Stadt zu einem sowjetischen Militärsperrgebiet schlagartig. Die Gleisanlagen des weitgehend unzerstört gebliebenen Bahnhofes wurden in den Jahren 1945/1946 in russische Breitspur umgespurt. Der Bahnhof war fortan nicht mehr für Personenzüge aus Richtung Westen erreichbar. Wegen der Verlagerung des Stadtzentrums in Richtung Nordwesten in den Bereich des Nordbahnhofes wurde der Bahnhof in Südbahnhof (bzw. im Fahrplangebrauch für den Fernverkehr „Passagierbahnhof“ - Passaschirski) umbenannt und war fortan Endpunkt von Zügen aus Moskau, Sankt Petersburg, Homel, Charkow und Anapa. Zwei Bahnsteiggleise wurden elektrifiziert. Von hier aus fahren seitdem einige Vorortzüge (Elektritschka) über eine eingleisige Verbindungsstrecke zum Nordbahnhof Kaliningrad Sewerny und von dort zu den samländischen Badeorten. Der erste Zug aus Richtung Westen fuhr wieder am 9. August 1991 als Touristen-Sonderzug aus Berlin nach Kaliningrad. Dies wurde dadurch ermöglicht, dass noch ein aus militärischen Gründen übrig gebliebenes durchgehendes normalspuriges Gleis von Polen zum Kaliningrader Güterbahnhof im Süden der Stadt bestand (sogenanntes „internationales Gleis“). Im Jahre 1993 wurde das Normalspurgleis bis zum Südbahnhof wieder hergestellt, so dass Züge aus Mitteleuropa bis in den Südbahnhof einfahren können.[1]
Heutiger Zustand
Zum 750-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2005 wurde der Bahnhof grundlegend saniert. Dabei wurde auch das Glasdach, das nach dem Zweiten Weltkrieg nur notdürftig mit Holzbrettern ausgebessert worden war, vollständig erneuert sowie die Vorhalle mit neuem Granit-Fußboden, Kronleuchtern und Springbrunnen ausgestattet. Ab 2008 wurden innerhalb der Bahnsteighalle zur weiteren Verbesserung der Lichtverhältnisse historisierende gusseiserne Laternen aufgestellt. Die Bahnsteige wurden um 40 cm erhöht und mit Fliesen versehen, um ein bequemeres Ein- und Aussteigen zu ermöglichen.[2]
Vom internationalen Gleis fuhren bis 2012 einmal täglich Züge nach Gdynia in Polen mit Kurswagen nach Berlin. Von weitaus größerer Bedeutung ist der Korridorverkehr ins russische Kernland. Dorthin fahren zurzeit (Stand Oktober 2015) Schnellzüge täglich nach Moskau, dreimal wöchentlich nach Sankt Petersburg und zweimal wöchentlich nach Adler (Sotschi).[3]
Bilder
-
Alter Südbahnhof
-
Alter Ostbahnhof
-
Süd- und Ostbahnhof
-
Süd- und Ostbahnhof als Hauptbahnhof
-
Ostbahnhof
-
Einfahrt zum Ostbahnhof
-
Panorama Südbahnhof im Juni 2009
-
Bahnhofshalle im Juni 2009
-
Lage der Bahnhöfe in Königsberg 1902
-
Lage der Bahnhöfe in Königsberg 1942
Literatur
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Hobbing & Büchle, Stuttgart 1899 (Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen. 2, Städtegeschichten), (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006, ISBN 3-939102-70-9 (Historische Bibliothek)).
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände. 2./3. ergänzte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 1996, ISBN 3-412-08896-X.
- Henrik Karl Nielsen: Kaliningrad (Königsberg Pr.). Stadtbild, Stadtverkehr und Strassenbahn. Europublishers, Kopenhagen 2008, ISBN 978-87-90528-21-8.
- Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Carl Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20619-1.
- Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Zwischen Memel und frischem Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Geißler, Andreas / Koschinski, Konrad (1997): 130 Jahre Ostbahn. Berlin - Königsberg - Baltikum, Berlin: GVE, S. 112
- ↑ Ausgabe 11/2009 des Königsberger Express
- ↑ Abfahrten Kaliningrad-Juschny (russ.)