Bahnstrecke Kaštice–Kadaň-Prunéřov

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Kaštice–Kadaň-Prunéřov[1][2]
Kursbuchstrecke (SŽDC):143
Streckenlänge:32,870 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:A1 / C3
Höchstgeschwindigkeit:75 km/h
von (Duchcov–) Obrnice (vorm. EPPK)
0,000 nach Plzeň (vorm. EPPK)
Kaschitz Lokalbahnhof
2,260 Vysoké Třebušice früher Hohentrebetitsch
4,033 Krásný Dvůr früher Schönhof
Schleppbahn Zuckerfabrik Schönhof
6,302 Chotěbudice früher Kettowitz
8,528 Vitčice früher Großwitschitz
ursprüngliche Trasse nach Radonice (vorm. ÖLEG)
von Doupov (vorm. Kaadner Lokalbahnen)
11,988 Vilémov u Kadaně früher Willomitz
Liboc
13,691 Pětipsy früher Fünfhunden
18,396 Poláky früher Polen
vlečka přep. stanice Hradec
22,946 Hradec u Kadaně früher Burgstadtl
24,848 Želina früher Seelau
Ohře
26,605 Kadaň předměstí früher Kaaden Kaolinwerk
27,237 Kadaň früher Kaaden
von Cheb
32,870 Kadaň-Prunéřov früher Kaaden-Brunnersdorf
nach Březno u Chomutova (vorm. BEB)
nach Chomutov (vorm. BEB)

Neutrassierung 1978

Die Bahnstrecke Kaštice–Kadaň-Prunéřov ist eine Nebenbahn („regionální dráha“)[3] im Norden Tschechiens, deren drei Teilstrecken ursprünglich von der Eisenbahn Pilsen–Priesen(–Komotau) (EPPK), der Österreichischen Lokaleisenbahngesellschaft (ÖLEG) und den Kaadner Lokalbahnen erbaut wurden. Sie verläuft am Fuße des Duppauer Gebirges von Kaštice (Kaschitz) über Krásný Dvůr (Schönhof) und Vilémov (Willomitz) nach Kadaň-Prunéřov (Kaaden-Brunnersdorf).

Geschichte

Ihren Ursprung hat die heutige Strecke Kaštice–Kadaň-Prunéřov in der Lokalbahn Kaschitz–Schönhof, für die am 28. August 1880 die Konzession erteilt wurde.[4] Die Strecke wurde am 18. August 1881 durch die EPPK eröffnet, die auch den Betrieb führte. Die Lokalbahn Kaschitz–Schönhof erschloss ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet, dass vor allem durch den Zuckerrübenanbau dominiert wurde. In Schönhof führte eine 400 Meter lange Schleppbahn zur Zuckerfabrik des Grafen Czernin.

Die ÖLEG erhielt am 28. Februar 1882 die Konzession für die Erweiterung der Strecke bis Radonitz.[5] Am 1. Januar 1884 wurde die Lokalbahn Schönhof–Radonitz eröffnet. Am 1. Juli 1884 ging auch die Lokalbahn Kaschitz–Schönhof in Eigentum und Betrieb der ÖLEG über, sodass beide Strecken als Einheit betrieben werden konnten.

Im Jahr 1886 ging die Betriebsführung von der ÖLEG an die k.k. Staatsbahnen (kkStB) über. Am 1. Januar 1894 wurde die ÖLEG verstaatlicht. Damit gehörte auch die Infrastruktur zum Netz der kkStB.

Am 22. Dezember 1900 erhielten die Kaadner Lokalbahnen die Konzession für die Strecken Willomitz–Kaaden-Brunnersdorf und Radonitz–Duppau.[6] Die Kaadner Lokalbahnen errichteten in Willomitz einen neuen Bahnhof, der als Abzweigstation zwischen der nunmehr durchgehenden Verbindung Kaschitz–Kaaden-Brunnersdorf und der Strecke nach Duppau dienen sollte. Eröffnet wurden die Strecken am 10. November 1902 (Radonitz–Duppau) und am 1. August 1903 (Willomitz–Kaaden-Brunnersdorf).[7] Die Betriebsführung auf der Gesamtstrecke übernahmen die k.k. Staatsbahnen (kkStB).

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Strecke an die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) über. Deren erster Fahrplan verzeichnete auf der Gesamtstrecke nur zwei Zugpaare, wobei die Fahrten stets in Kaaden und Willomitz gebrochen waren. Weitere Fahrtmöglichkeiten bestanden zwischen Kaaden und Kaaden-Brunnersdorf.[8]

Am 1. Januar 1925 wurden die Kaadner Lokalbahnen verstaatlicht.

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland am 1. Oktober 1938 kam die Strecke in Verwaltung der Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung als Kursbuchstrecke 167h Kaaden-Brunnersdorf–Kaschitz[9] enthalten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 kam die Strecke wieder zu den ČSD.

In den 1970er Jahren musste die Strecke zwischen Kadaň předměstí und Kadaň-Prunéřov neu trassiert werden. Grund dafür war die massive Ausweitung der Braunkohleförderung im Gebiet östlich von Kadaň, der auch die Strecken Březno u Chomutova–Kadaň-Prunéřov und Chomutov–Kadaň-Prunéřov (Hauptverbindung Chomutov–Cheb) zum Opfer fielen. Die Strecke zwischen Kadaň předměstí und Kadaň-Prunéřov wurde am 15. Oktober 1974 aufgegeben und kurz darauf abgebrochen.

Für die Strecke Chomutov–Cheb wurde schließlich eine unmittelbar am Erzgebirgsabhang auf Kohle-freiem Gebiet verlaufende Tasse errichtet. An dieser entstand auch ein neuer Bahnhof „Kadaň“ (seit 2009 wieder: Kadaň-Prunéřov), in den die Strecke von Kaštice eingebunden wurde. Die Neubautrasse Kadaň předměstí–Kadaň-Prunéřov wurde am 27. September 1978 eröffnet.

Im Fahrplan 1988/89 gab es nur vier Zugpaare über die Gesamtstrecke, die für die 33 Kilometer deutlich mehr als eine Stunde benötigten. Weitere Züge gab es in den Relationen Radonice–Kadaň, Krásný Dvůr–Kadaň und Kadaň město–Kadaň.[10]

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).

Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2006 wurde der Reiseverkehr zwischen Kaštice und Kadaň předměstí eingestellt. Dort gibt es heute nur noch touristischen Verkehr an den Wochenenden des Sommerhalbjahres, der unter dem Namen „Doupovská dráha“ (Duppauer Bahn) vermarktet wird. Verantwortliches Eisenbahnverkehrsunternehmen für diese Fahrten ist die Gesellschaft Jindřichohradecké místní dráhy (JHMD).

Regelmäßigen Verkehr gibt es nach wie vor zwischen Kadaň předměstí und Kadaň-Prunéřov. Im Fahrplan 2011 verkehren dort Reisezüge in einem angenäherten Stundentakt, wobei ein Teil der Züge als Linie U16 bis Jirkov durchgebunden wird.[11] Mittelfristig ist eine Elektrifizierung der Strecke und die Durchbindung der Reisezüge bis Děčín geplant.[12]

Literatur

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Kaštice–Kadaň-Prunéřov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeněk Hudec u.a.: Atlas drah České republiky 2006-2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
  2. Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten, mit Stationsverzeichnis; Artaria & Co., Wien 1913
  3. Erlass der tschechischen Regierung vom 20. Dezember 1995
  4. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 8. October 1880
  5. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 10. Juni 1882
  6. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 28. Dezember 1900
  7. Pavel Schreier: Příběhy z dějin našich drah, Mladá fronta, Praha 2009, ISBN 978-80-204-1505-9; S. 202
  8. Fahrplan 1919 der ČSD
  9. Reichskursbuch 1944 - gültig vom 3. Juli 1944 bis auf weiteres; Kursbuchstrecke 154h
  10. Fahrplan 1988/89 der ČSD
  11. Fahrplan 2011 der ČD (PDF; 126 kB)
  12. „Nové elektrické jednotky Českým drahám dodá opět Škoda“ auf www.zelpage.cz