Banjo

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Das Banjo ist ein Zupfinstrument. Als Resonanzkörper dient ein runder Rahmen mit Fell-Bespannung. Das Fell lässt sich über Spannschrauben spannen. Das Banjo verfügt über einen langen Hals mit Bünden, war in seiner Urform jedoch bundlos. Banjos haben vier bis sechs Saiten.

Entwickelt wurde das Banjo von westafrikanischen Sklaven, die in die Neue Welt verschifft wurden. Sie brachten schmale hölzerne Spießlauten vom Typ Ngoni mit. Das am nächsten verwandte afrikanische Musikinstrument ist die runde Kalebassen-Spießlaute Akonting.[1] Die erste Erwähnung eines Banjos stammt aus dem Jahre 1678.

Formen

Fünfsaitiges Banjo

Fünfsaitiges Bluegrass-Banjo

Beim fünfsaitigen Banjo geht die oberste Saite (Chanterelle) nicht über die volle Länge des Halses, sondern läuft zu einem beim fünften Bund angebrachten Stimmwirbel. Diese Saite klingt höher als alle anderen Saiten des Instruments (ähnlich wie bei der Ukulele). Gängige Stimmungen für 5-String-Banjos sind g-D-G-c-d (modal), g-C-G-c-d (Double C). Im Bluegrass wird meist die offene Stimmung g-D-G-H-d verwendet.

In der Hillbilly- und Minstrel-Musik (Old-Time) wird das fünfsaitige Banjo meist im Clawhammer-Stil gespielt. Die Saiten werden mit dem Daumen und dem Nagel des Mittelfingers (einige wenige Spieler benutzen stattdessen den Zeigefinger) in der Abwärtsbewegung geschlagen. Ein kommerziell sehr erfolgreicher Exponent dieses Stils war Uncle Dave Macon, einer der ersten Stars der Grand Ole Opry.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Banjo ein folkloristisches Instrument der ländlichen Bevölkerung, es gab keine Noten, gelernt wurde es durch Überlieferung.

Um 1860 entstand ein neuer Stil, der bei der städtischen Bevölkerung in Nordamerika und in England populär wurde: Das Banjo wurde nun gezupft wie die Gitarre, und es entstand eine umfangreiche Literatur. Benutzt wurden Banjos mit Darmsaiten, die Standardstimmung war g-C-G-H-d. Rückwirkend wird dieser Stil heute Classic Banjo genannt. In den 1920er Jahren ließ das Interesse an dieser Musik nach. [2]

Dieser guitar-style / 3-finger-style wurde in den Südstaaten von der Volksmusik assimiliert, Charlie Poole ist ein prominentes Beispiel.

Aus diesem 3-finger-style entwickelte sich in den 1940er Jahren der Scruggs-style (s. Snuffy Jenkins, Earl Scruggs, Don Reno).

In der Bluegrass-Musik spielt man das fünfsaitige Banjo hauptsächlich im sogenannten Scruggs-Stil. Scruggs spielte Arpeggios, bei denen die melodiewichtigen Noten betont werden. Dabei werden die Saiten mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger gezupft. Um die Lautstärke und Brillanz zu erhöhen, werden Fingerpicks verwendet.

Bluegrass-Banjos haben auf der dem Musiker zugewandten Seite einen hölzernen Resonator. Der Resonator reflektiert den Klang gegen den Zuhörer und erzeugt zusammen mit dem Tonring eine höhere Lautstärke und zusätzliche Obertöne. Old-Time-Banjos sind gegen den Musiker hin offen, weswegen sie obertonärmer klingen.

Bekannte Spieler des fünfsaitigen Banjos

Um 1945 revolutionierten Don Reno und Earl Scruggs unabhängig voneinander die Rolle der fünfsaitigen Banjos. Inspiriert durch Snuffy Jenkins entwickelten sie das, was später als „Bluegrassbanjo“ benannt wurde.

Bobby Thompson und Bill Keith erweiterten diesen Stil, sie wollten Bluegrass Fiddle Tunes originalgetreu wiedergeben.

Ein weiterer Exponent war Tony Trischka, der kurzfristig als Lehrer von Béla Fleck fungierte.

International bekannte Banjo-Spieler sind oder waren Derroll Adams, Earl Scruggs, Pete Seeger, der auch ein Lehrbuch über das Banjo-Spiel verfasst hat, und Béla Fleck, der das stilistische Spektrum des Banjos erheblich erweiterte. Weitere bekannte Banjospieler sind Bill Keith, Alison Brown und Tim Allan. Auch der amerikanische Schauspieler Steve Martin gilt als guter Banjospieler. Unter anderem auch Les Claypool (Primus), Peter Tork (The Monkees) und Rod Davis (The Quarrymen).

Im deutschsprachigen Raum verhalf u.a. Rüdiger Helbig, der zwei deutschsprachige Lehrbücher zum Banjospiel veröffentlichte, dem Banjo zu Popularität.

Viersaitiges Banjo

4-saitiges Plectrum-Banjo

Das viersaitige Banjo wurde vor allem in den Anfängen des Jazz (Dixieland) eingesetzt. Man unterscheidet

  • Plectrum-Banjo, 22 Bünde, gestimmt c-g-h-d', und
  • Tenor-Banjo, 17 oder 19 Bünde, gestimmt c-g-d'-a'.

Speziell in Irland wird das Tenorbanjo in der Stimmung G-d-a-e' gespielt. Während das Tenorbanjo im Jazz als Rhythmusinstrument eingesetzt wird, indem Akkorde geschlagen werden, kommt es in der irischen Musik vornehmlich als Melodieinstrument zum Einsatz. Die Stimmung G-d-a-e' entspricht der Stimmung einer Geige, allerdings eine Oktave tiefer. Da die Stimmung damit eine Quarte tiefer ist als im Jazz, werden stärkere Saiten aufgezogen (z.B. 0,013 / 0,020 / 0,030 / 0,040 inch).

Bekannte Spieler des viersaitigen Banjos

Bekannte irische Banjospieler sind Rob Schmidt (Flogging Molly), Barney McKenna (The Dubliners) oder Gerry O'Connor, im Traditional Jazz ist Dave Frey zu nennen.

Fortentwicklungen

Die fünfsaitige Urform des Banjos erfuhr eine Reihe von Weiterentwicklungen und Modifikationen, so etwa das Tenor- und Plektrumbanjo, das sechssaitige Gitarren-Banjo und das achtsaitige Mandolinenbanjo. Beim modernen Banjo besteht das Fell außerdem nicht mehr aus Leder, sondern aus Kunststoff, welcher stabiler gegenüber Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen ist. Die Stimmwirbel, welche bei frühen Banjos einfache Holzdübel waren, sind heute meist durch Metallwirbel mit Planetengetriebe, seltener auch mit Schneckengetriebe, ersetzt worden.

Eine weitere bedeutende Weiterentwicklung war der Tonring. Beim Tonring handelt es sich um einen Ring aus gegossenem Metall (häufig als Glockenbronze beworben), der unter dem Fell sitzt und entscheidend für die Klangausbildung verantwortlich ist.

Außer den klassischen vier- und fünfsaitigen Banjos gibt es noch weitere Ausbildungen, bei denen der Klangkörper aus Fell/Kunststoff ist, die Hälse jedoch anderen Instrumenten entlehnt sind; so finden sich Gitarrenbanjos, Mandolinenbanjos und Ukulelenbanjos. Cello- und Bassbanjos dagegen haben eine verlängerte Mensur und einen größeren Rahmendurchmesser. Als eine Kreuzung des amerikanischen Banjos und der orientalischen Oud gilt die in den 30er Jahren entstandene Cümbüş.

Historische Bilder

Siehe auch

Weblinks

Commons: Banjo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Banjo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Shlomo Pestcoe: The Ngoni/Xamam Hypothesis. (Memento vom 17. April 2014 im Internet Archive) shlomomusic.com
  2. Bill Evans: Banjo for Dummies, Hoboken, New Jersey 2007 S.152ff