Benedikt Härlin

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Benedikt Härlin (auch Benny Härlin, * 1. Januar 1957 in Stuttgart) ist ein deutscher Journalist und ehemaliger Politiker (Grüne), Sohn des Journalisten Peter Härlin.

Berlin und Europaparlament

Benedikt Härlin gehörte seit 1977 zu den Herausgebern der Zeitschrift radikal und gründete 1978 die „Zeitungskooperative“, einen Zusammenschluss alternativer Zeitschriften in Berlin.[1] Im gleichen Jahr beteiligte er sich an der Gründung der Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz und des Netzwerk Selbsthilfe. Seit 1980 arbeitete er für den Berliner Teil der Tageszeitung.[2] Seine Erfahrungen als Hausbesetzer[3] verarbeitete er in mehreren Artikeln des Kursbuch[4] und (zusammen mit Michael Sontheimer) in dem Buch Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten.[5]

Zusammen mit Michael Klöckner wurde er 1983 als presserechtlich Verantwortlicher der radikal festgenommen. Im Prozess 1984 vor dem Berliner Kammergericht wurden Härlin als Herausgeber und Klöckner für journalistische und buchhalterische Tätigkeiten bei Radikal zu Gefängnisstrafen von je zweieinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt. Die Richter erachteten dies als Werbung für eine terroristische Vereinigung sowie Aufforderung zu und Billigung von Straftaten. Der Prozessverlauf und das Urteil stießen auf öffentliche Kritik und wurde als „gewolltes Exempel“ und „Gefahr für die Pressefreiheit“ bezeichnet. Besonders das Verhalten des Vorsitzenden Richters Dieter Palhoff wurde kritisiert.[6] 1984 nahmen die Grünen Härlin in ihre Wahlliste zum Europäischen Parlament (EP) auf. Im Mai 1984 wurde er gewählt und Abgeordneter in der „Regenbogenfraktion“ (Vorläufer der Grünen/EFA). Durch ihre Wahl ins EP genossen Härlin und Klöckner Immunität und mussten die Haftstrafen nicht antreten. Das Urteil wurde 1990 vom Bundesgerichtshof aufgehoben.[7]

Gegen Grüne Gentechnik

Während eines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten begegnete er Jeremy Rifkin, von dem er erstmals über die Grüne Gentechnik hörte. Nach seiner Rückkehr wurde Härlin der lautstärkste Kritiker der Grünen Gentechnik im EP. Er führte parlamentarische Initiativen, um zumindest vorübergehend ein komplettes Verbot der Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen in Europa durchzusetzen, diese scheiterten jedoch.[7] 1986 war Härlin einer der Mitbegründer des „Gen-ethischen Netzwerks“.[8]

1990 verließ Härlin das EP und kehrte nach Deutschland zurück. In den 1990er Jahren war er zunächst Mitarbeiter des Greenpeace-Magazins, dann Büroleiter für Greenpeace in Berlin und machte Kampagnenarbeit gegen Umweltgifte.[9] Als 1996 erstmals transgene Pflanzen für den Import nach Europa zugelassen wurden, konzentrierte sich Härlin wieder auf die Gentechnik. Er überzeugte seinen anfangs skeptischen Kollegen bei Greenpeace von der Idee, gegen Gentechnik aktiv zu werden. Seine Vision war es, in der Öffentlichkeit Stimmung gegen Gentechnik und ihre Erzeuger zu machen, um die Technologie zu stoppen. Härlin wurde mit der Leitung der ersten Kampagnen von Greenpeace beauftragt. Als im Herbst 1996 die ersten Schiffslieferungen mit transgenen Pflanzenprodukten im Hamburger Hafen ankamen, wurden sie von Greenpeace-Aktivisten empfangen, die ein Andocken zu verhindern versuchten und Plakate gegen den Import von transgenen Pflanzen ausrollten.[7]

Härlin war auch am Zustandekommen und der Weiterentwicklung des Cartagena-Protokolls für biologische Sicherheit beteiligt.

Seit 2002 arbeitet er für die Zukunftsstiftung Landwirtschaft, ist Initiator der Initiative Save Our Seeds, die sich gegen Gentechnik im Saatgut engagiert, der Aktion Golden Bantam, organisierte den Kongress Planet Diversity und organisiert regelmäßige Treffen der gentechnikfreien Regionen Europas. Er vertrat 2004–2008 die nordamerikanischen und europäischen Nichtregierungsorganisationen im Aufsichtsrat des Weltagrarberichts und ist Mitglied der International Commission on the Future of Food.

Publikationen (Auswahl)

  • Hrsg.: Netzwerk Selbsthilfe e. V., Redaktion: Benny Härlin: 1 Jahr Netzwerk-Selbsthilfe. Rotation, Berlin 1979, ISBN 3-88384-002-5.
  • mit Michael Sontheimer: Potsdamer Straße. Sittenbilder und Geschichten. Rotbuch Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88022-274-6.
  • Friedliche Koexistenz? Landwirtschaft mit oder ohne Gentechnik. In: Genopoly: das Wagnis grüne Gentechnik. Ökom, Ges. für Ökologische Kommunikation, 2003, ISBN 3-936581-05-3 (Band 81-82 von Politische Ökologie), S. 81–86.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 20 Jahre radikal
  2. taz archiv
  3. Dokumentation des RBB, mit Interview Benny Härlins
  4. Von Haus zu Haus - Berliner Bewegungsstudien (Auszug). (PDF) In: Kursbuch, 65
  5. Benny Härlin, Michael Sontheimer: Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten (Auszug). Rotbuch Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88022-274-6
  6. Auf das schärfste. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1984 (online).
  7. a b c Daniel Charles: Lords of the Harvest: Biotech, Big Money, and the Future of Food. Basic Books, 2001, ISBN 0-7382-0291-6, S. 205–208.
  8. gen-ethisches Netzwerk
  9. Gift am Bau. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1996 (online).