Benutzer:BlueChipper/Biermarkt Österreich

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Bier wird in Österreich von 194 Brauereien unterschiedlichster Größenordnung gebraut. Im Jahr 2013 wurden in Österreich 8,54 Millionen Hektoliter produziert und 9,1 Millionen Hektoliter getrunken.[1] Im Durchschnitt trinkt jeder Österreicher 106,4 Liter Bier pro Jahr womit Österreich in der Europäischen Union beim Pro-Kopf-Konsum an zweiter Stelle hinter Tschechien und vor Deutschland liegt. Der Bierkonsum in Österreich liegt damit deutlich über dem Pro-Kopf-Konsum in der Europäischen Union von 70 Liter. [2] Das beliebteste Bier der Österreicher ist das untergärige Lager- bzw. Märzenbier – 2013 wurden davon rund 5,4 Millionen Hektoliter konsumiert. Zunehmend beliebter werden alkoholfreie Biere, die 2013 eine Absatzsteigerung von 30,4 Prozent verzeichnen konnten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich kann auf eine knapp 900 Jahre zurückreichende Biergeschichte verweisen und hat viel zur Begründung der Bierindustrie beigetragen.

Die ältesten Brauereien Österreichs entstanden im späten Mittelalter. Die noch immer aktive Brauerei Hofstetten in Oberösterreich wird im Guinness-Buch der Rekorde als älteste Brauerei Österreichs geführt und erstmals 1229 urkundlich erwähnt. Die erste Erwähnung der Brauerei Hirt, bis heute im Privatbesitz, findet man um 1270 im Gurker Urbar, dem Güter- und Anlagenverzeichnis des Domkapitel Gurk. Eine erste urkundliche Erwähnung der Brauerei Göss findet sich 1459 über einen im Stift Göss angesiedelten Bierbrauer namens Lenhart Newmaister. 1478 entstand im Grazer Süden in der Nähe von Feldkirchen bei Graz die Brauerei Puntigam. Im Jahr 1492 wurde die Stieglbrauerei zu Salzburg, heute die größte Privatbrauerei Österreichs, erstmals urkundlich erwähnt (Prewhaus auf der Gstätten oder auch Prewhaus bey dem Stieglein auf der Gstätten). 1621 wurde das Augustiner Bräu Kloster Mülln gegründet wo die Mönche das Bier zunächst an der Klosterpforte verkauften und später dann in eigens dazu erworbenen Gasthäusern.

Der Wiener Anton Dreher, Sohn des Brauers Franz Anton Dreher übernahm als erster europäischer Brauer das englische Mälzungsverfahren, das er bei einem Besuch im damals "biertechnisch" führendem England kennengelernt hatte. 1836 übernahm er das elterliche Klein-Schwechater Brauhaus (heutige Brauerei Schwechat). Das Schwechater Brauhaus wurde im Jahr 1632 von Peter Descrolier gegründet und 1796 von Franz Anton Dreher übernommen. Bis 1841 braute Anton Dreher in Schwechat obergäriges Kaiserbier, bis er zwischen 1840 und 1841 ein helles untergäriges Lagerbier, das Schwechater Lagerbier, entwickelte, das er zunächst freilich als Märzenbier bezeichnete. Dieser Biertyp erfreute sich bald größter Beliebtheit in Wien und später auch weltweit. Der Name Märzen-Bier hat seinen Ursprung ebenfalls in jener Zeit: Das damals zum Kühlen des Gärprozesses verwendete Natureis schmolz für gewöhnlich im März. Danach war in der Regel an kein wirklich gutes Bier mehr zu denken.

Breits ab 1848 setzte Dreher eine Dampfmaschine zum Bierbrauen ein, er soll damit der erste Brauer in Österreich gewesen sein.[Anm. 1] Die Dampfmaschine ist heute im Technischen Museum in Wien ausgestellt. Die Brauerei Schwechat setzte auch früh auf Kühlmaschinen. Die erste Kühlmaschine, die auch die erst zweite Maschine der Linde AG war, wurde 1877 in der Brauerei in Triest aufgestellt.[3]

Ein Jahr nach dem von Dreher eingeleiteten Quantensprung zum untergärigen Bier wurde in - dem damals ebenfalls österreichischen - Pilsen (Böhmen) das erste "Lagerbier Pilsner Art" eingebraut. Österreich gilt daher als Wiege des untergärigen Lagerbiers und somit der Brauindustrie selbst.[4] Bei der Pariser Weltausstellung 1867 feierten die österreichischen Brauer sensationelle Erfolge und machten Österreich damals zum wichtigste Bier-Export-Land. In den 1850er Jahre wurde die Brauerei Schwechat zur größten des europäischen Festlandes. Er und später auch sein Sohn Anton Dreher Junior erwarben in den 1850er und 1860er Jahren eine Reihe kleinerer Brauereien auf. Dreher legte mit der Schwechater Brauerei den Grundstein zur Industrialisierung der Brauindustrie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden einige Brauereien vom Markt oder schlossen sich mit anderen, größeren Braukonzernen zusammen. Mit der Zerschlagung des Bierkartells um 1980 verschwanden einige traditionelle Brauereien vom Markt. Erst in den letzten Jahren sind im Zuge des weltweiten Trends zum Craft Beer wieder neue Brauereien in Form von Mikrobrauereien oder Gasthausbrauereien entstanden.

Biermarkt aktuell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der österreichische Biermarkt wird derzeit von wenigen Großbrauereien - die wiederum teilweise zu internationalen Getränkekonzernen gehören - beherrscht. 2012 hatten nach den Angaben der Verbandes der Brauereien Österreichs die 14 größten Brauereien einen Marktanteil von knapp 90 Prozent. Die knapp 140 kleinen Brauereien mit einem jährlichen Ausstoß von bis zu 20.000 Hektolitern machen zwar rund 83 Prozent der Marktteilnehmer aus, sind aber nur für 1,8 Prozent der gesamten jährlichen Bierproduktion verantwortlich.[5] Die Österreicher kaufen dabei im Gegensatz zu den Biertrinkern in Großbritannien das Bier bevorzugt im Einzelhandel und weniger in der Gastronomie. Während in Großbritannien eine lebhafte "Pub-Kultur" dafür sorgt, dass 52,6 Prozent des verkauften Biers in Pubs verkauft wird, beträgt dieser Wert in Österreich lediglich 30 Prozent. Ein Großteil, 68 Prozent, des Biers wird in Österreich über den Einzelhandel gekauft. [6][7]


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brau-Bilanz 2013: Österreich trotzt Europatrend, Bierserver - Verband der Brauereien Österreichs, Presseaussendung. Abgerufen am 28. Februar 2014.
  2. The Contribution made by Beer to the European Community 2014, Full Report, Kapital 04, Seite 42, Brewers of Europa. Abgerufen am 28. Februar 2014.
  3. Linde Group: Bau der zweiten Kältemaschine. Chronik, S. 3. Abgerufen am 24. Juni 2013;
    auch: Idee No 0001–0060. 1879–1890. Vom Kältepionier zum internationalen Technologieführer. In: the-linde-group.com. (PDF; 0,5 MB), abgerufen am 24. Juni 2013.
  4. Geschichte des Biers, erschienen auf Stadt-Wien.at. Abgerufen am 28. Februar 2014.
  5. Statistische Daten über die österreichische Brauwirtschaft, 1980 - 2012, Verband der Brauereien Österreichs. Abgerufen am 28. Februar 2014.
  6. Statistische Daten über die österreichische Brauwirtschaft, 1980 - 2012, Verband der Brauereien Österreichs. Abgerufen am 28. Februar 2014.
  7. The Contribution made by Beer to the European Community 2014, Full Report, Kapital 35 United Kingdom, Seite 244 ff, Brewers of Europa. Abgerufen am 28. Februar 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Brauerei Schwechat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Geschichte auf der Website der Brauerei Schwechat.