Benutzer:Derdadort/Teleosaurus

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Teleosaurus

Schädelzeichnung von Teleosaurus cadomensis.

Zeitliches Auftreten
Mitteljura (Bathonium)
168,3 bis 166,1 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Crocodylomorpha
Thalattosuchia
Teleosauroidea
Teleosauridae
Teleosaurinae
Teleosaurus
Wissenschaftlicher Name
Teleosaurus
Geoffroy Saint-Hilaire, 1825
Arten
  • Teleosaurus cadomensis

Teleosaurus (altgr. téleios "perfekt", saûros "Echse") ist eine Gattung ausgestorbener Meereskrokodile aus der Familie Teleosauridae. Als eines der ersten wissenschaftlich beschriebenen Meereskrokodile, wurden Teleosaurus im Laufe der vergangenen zweihundert Jahre eine Vielzahl an Arten zugeordnet. Aktuell umfasst die Gattung nur die Typusart Teleosaurus cadomensis aus dem Mitteljura von Frankreich. Andere vorgeschlagene Arten wie Teleosaurus geoffroyi, Teleosaurus gladius, Teleosaurus subulidens oder Teleosaurus minimus sind wahrscheinlich Synonyme von anderen Arten oder können durch den Verlust der Fossilien nicht mehr sicher zugeordnet werden.[1]

Forschungsgeschichte

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Historische Skulptur von Teleosaurus im Crystal Palace Park, London.

Die ersten Funde von Teleosaurus, ein Schädel und Teile des restlichen Körpers, wurden 1817 von Pierre Tesson in der Nähe von Caen gefunden. Dieser verkaufte sie weiter an den französischen Naturwissenschaftler Jean Vincent Félix Lamouroux, der die Fossilien in einer Notiz 1820 erstmals als Crocodilus cadomensis beschrieb. Lamouroux übergab sie nach seiner Bearbeitung weiter an Georges Cuvier.[1][2] Dieser (Cuvier 1824) und wenig später auch Isidore Geoffroy Saint-Hilaire (1825) beschrieben die Fossilien im Detail. Geoffroy Saint-Hilaire benannte in diesem Zusammenhang schließlich auch die Gattung Teleosaurus.[3][4] Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden der Gattung weitere Arten wie zum Beispiel Teleosaurus geoffroyi[5] (ebenfalls von Caen) oder Teleosaurus minimus[6] (Unterjura von Deutschland) zugeordnet.

Die Erstfunde von Tesson und weitere Fossilien aus Caen wurden 1944 im Zuge des Zweiten Weltkriegs zerstört.[7] Vignaud (1995) erkannte nur T. cadomensis und T. geoffroyi als gültige Arten von Teleosaurus an.[8] Jouve (2009) veröffentlichte eine Neubeschreibung des Schädels von T. cadomensis anhand eines weiteren Schädels von Caen, der während des Kriegs unversehrt blieb.[7] Johnson et al. (2020) beschränkten die Gattung vorläufig auf T. cadomensis. Neben dem von Jouve (2009) beschriebenen Schädel (der Neotypus), ordneten sie auch weitere erhaltene Funde wie Osteoderme, Wirbel, ein Sitzbein, Oberschenkelknochen und Schnauzenreste der Art zu.[1]

Schädel von T. cadomensis (Neotypus).
Rumpf und Schwanz von T. cadomensis.

Wie die meisten anderen Teleosauroiden ähnelte Teleosaurus äußerlich den heutigen Gavialen. Die Schnauze war lang und grazil, die Schläfenregion war dagegen deutlich verbreitert. Ähnlich seinem nahen Verwandten Platysuchus war der Rücken stark gepanzert durch eine Doppelreihe eng zusammenhängernder Osteoderme. Von den anderen Teleosauriden unterschied sich Teleosaurus unter anderem durch das relativ kleine Antorbitalfenster, das quadratische obere Schläfenfenster und die relativ weiten Choanen.[1] Verglichen mit anderen Thalattosuchiern lassen sich außerdem Unterschiede im Verlauf des Augenbewegungsnerves (N. III) feststellen.[7]

Johnson et al. (2020) interpretieren Teleosaurus und seinen Verwandten Platysuchus in ihrer Beutewahl als Generalisten, die aufgrund ihrer schweren Panzerung wahrscheinlich mehr Zeit an Land verbrachten als andere Thalattosuchier.[1]

Die Gattung Teleosaurus diente als Namensgeberin der Familie Teleosauridae. Diese bildet nach Johnson et al. (2020) gemeinsam mit der Familie Machimosauridae und der Gattung Plagiophthalmosuchus die Überfamilie Teleosauroidea. Innerhalb der Teleosauridae formt Teleosaurus gemeinsam mit Platysuchus die Unterfamilie Teleosaurinae. Gekürztes Kladogramm der Teleosauroidea nach Johnson et al. (2020)[1]:

 Teleosauroidea 

Plagiophthalmosuchus


   

Machimosauridae


 Teleosauridae 

Mystriosaurus


   

Indosinosuchus


   
 Teleosaurinae 

Teleosaurus


   

Platysuchus



 Aeolodontinae 

Aeolodon


   

Sericodon


   

Bathysuchus









  1. a b c d e f Johnson, M.M., Young, M.T., Brusatte, S.L. (2020). The phylogenetics of Teleosauroidea (Crocodylomorpha, Thalattosuchia) and implications for their ecology and evolution. PeerJ, 8, e9808. doi:10.7717/peerj.9808
  2. Brignon, A. (2018). Collection de Vertébrés Jurassiques du Calvados de Pierre Tesson (1797–1874). Bourg-la-Reine: Arnaud Brignon. vi + 82 p.
  3. Cuvier, G. (1824). Recherches sur les ossemens fossiles, où l’on rétablit les caractères de plusieurs animaux dont les révolutions du globe ont détruit les espèces (Zweite Edition). Paris: G. Dufour et E. d’Ocagne. V, 547.
  4. Geoffroy Saint-Hilaire, E. (1825). Recherches sur l’organisation des gavials, sur leurs affinités naturelles desquelles résulte la nécessité d’une autre distribution générique: Gavialis, Teleosaurus, Steneosaurus; et sur cette question, si les gavials (Gavialis), aujourd’hui répandus dans les parties orientales de l’Asie, descendent, par voie non interrompue de génération, des gavials antidiluviens, soit des gavials fossiles, dits crocodiles de Caen (Teleosaurus), soit des gavials fossiles du Havre et de Honfleur (Steneosaurus). Mémoires du Muséum national d’histoire naturelle, 12, 97155.
  5. Eudes-Deslongchamps, E. (1868). Note sur trois espèces de téléosauriens du calcaire de Caen, se rapprochant du 1er type créé par Geoffroy-Saint-Hilaire, sous le nom de Téléosaurus cadomensis. Bulletin de la Société Linéenne de Caen, 2(1), 326–353.
  6. Quenstedt, F. A. (1852). Handbuch der Petrefactenkunde . H. Laupp Verlag, Tübingen, p. 62.
  7. a b c Jouve, S. (2009). The skull of Teleosaurus cadomensis (Crocodylomorpha; Thalattosuchia), and phylogenetic analysis of Thalattosuchia. Journal of Vertebrate Paleontology, 29(1), 88–102. doi:10.1080/02724634.2009.1001
  8. Vignaud, P. (1995). Les Thalattosuchia, crocodiles marins du Mesozoique: systématique phylogénétique, paléoécologie, biochronologie et implications paléogéographiques. Dissertation, Université de Poitiers, Paris, 271 pp.