Benutzer:MGBiblio/Berner Münster, Institution

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Die Institution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Gründung Berns um 1190 gehörte die Stadt kirchlich zur Pfarrei Köniz, einer Kommende des Deutschen Ordens. 1276 wurde Bern zu einer eigenen Kommende des Deutschen Ordens. Dieser wählte den Stadtpfarrer an der dem heiligen Vinzenz geweihten Stadtkirche und regelte den Gottesdienst nach der Ordensliturgie. Im aufstrebenden Stadtstaat Bern des 15. Jahrhunderts, während dem Münsterbau und nach den Siegen über Burgund, drängte der Rat zur Ablösung vom Deutschen Orden und betrieb die Errichtung eines Chorherrenstifts am Münster, wo er seinen Einfluss auf die Wahl der Chorherren, deren Gottesdienstgestaltung und die Verwaltung geltend machen konnte. Die Loslösung vom Deutschen Orden gelang im Winter 1484/1485.

Das Chorherrenstift des Berner Münsters, 1485-1528[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Initiale "V" ("Vincentem mundum adoremus ...") mit der Miniatur des heiligen Vinzent in einem gotischen Gebäude mit Berner Wappen; Buchmalerei des Meisters des Breviers des Jost von Silenen, im Antiphonale Winterteil ehemals des Berner Münsters, Band 1 p. 557, heute in Estavayer-le-Lac, Pfarrei Saint-Laurent.

Am 4. März 1485 schloss Bern einen Vertrag mit den ersten Chorherren. Da Bern links der Aare auf dem Territorium des ehemaligen Bistums Lausanne lag (das rechte Aareufer gehörte damals zum Bistum Konstanz), wurde die Liturgie des Bistums Lausanne eingeführt. Die neuen Chorherren mussten sich vor dem Rat verpflichten, die Stundengebete genau zu halten und die nötigen liturgischen Bücher, die Messkelche, Kerzenständer und Kirchengewänder zu beschaffen. Dagegen behielt der Rat die Aufsicht über den fortschreitenden Münsterbau in eigenen Händen.

Für den täglichen Chorgesang mussten nun die notwendigen Chorbücher beschafft werden. Anfangs scheint man Leihgaben an liturgischen Büchern benützt zu haben, auch wenn bereits gedruckte Liturgica käuflich waren. Darauf wurde ein reich geschmücktes Antiphonar in sechs Bänden bestellt, das von Schreibern und berühmten Buchmalern in den nächsten Jahren als Pergamenthandschrift angelegt wurde (siehe unten Abschnitt "Die Antiphonare des Berner Münsters").

Als 1528 Bern zur Reformation übertrat, wurden die liturgischen Bücher nicht mehr gebraucht. Vom Berner Antiphonar wurden vier Bände an die Stiftskirche Saint-Laurent in Estavayer-le-Lac verkauft, zwei Bände gelangten auf bisher unbekannten Wegen nach Vevey, wo sie erst 1982/1989 von einem Handschriftenspezialisten der Universitätsbibliothek Freiburg im Üechtland. entdeckt und identifiziert wurden; der Entdecker Joseph Leisibach nennt sie “die repräsentativsten Zeugnisse der Buchmalerei des Spätmittelalters in der Schweiz“.


Lit.:

  • Kathrin Utz Tremp: Das Kollegiatstift St. Vinzenz in Bern, von der Gründung 1484/85 bis zur Aufhebung 1528; Bern 1985 (Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern ; 69); ISBN 3-85731-008-1.
  • Kathrin Utz Tremp, Fanny Abbott: Le chapitre de St-Vincent (1484-1528) et ses antiphonaires; in: Das Berner Münster = La collégiale de Berne …; Kunst und Architektur in der Schweiz, Jg. 68 Nr. 2, 2017, S. 46-54.