Aare

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Aare
Verlauf der Aare mit ihrem Einzugsgebiet.

Verlauf der Aare mit ihrem Einzugsgebiet.

Daten
Gewässerkennzahl CH: 37, DE: 22
Lage Berner Alpen
Urner Alpen[1]
Voralpen
Mittelland
Jura[2]

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Ursprung am Unteraargletscher im Grimselgebiet
46° 33′ 58″ N, 8° 14′ 33″ O
Quellhöhe 1977 m ü. M. (Unteraargletscher)
Mündung bei Koblenz in den RheinKoordinaten: 47° 36′ 21″ N, 8° 13′ 25″ O; CH1903: 659023 / 273089
47° 36′ 21″ N, 8° 13′ 25″ O
Mündungshöhe 312 m ü. M.[3]
Höhenunterschied 1665 m
Sohlgefälle 5,7 ‰
Länge 291,5 km[4]
Einzugsgebiet 17.709 km²[5]
Abfluss am Pegel Bern, Schönau[6]
AEo: 2941 km²
NNQ (1944)
MNQ 1935–2016
MQ 1935–2016
Mq 1935–2016
MHQ 1935–2016
HHQ (1999)
28,9 m³/s
90,4 m³/s
122 m³/s
41,5 l/(s km²)
157 m³/s
613 m³/s
Abfluss am Pegel Brugg[7]
AEo: 11.681 km²
Lage: 18,9 km oberhalb der Mündung
NNQ (1969)
MNQ 1935–2016
MQ 1935–2016
Mq 1935–2016
MHQ 1935–2016
HHQ (2007)
93,4 m³/s
190 m³/s
314 m³/s
26,9 l/(s km²)
407 m³/s
1387 m³/s
Abfluss am Pegel Untersiggenthal, Stilli[8]
AEo: 17.553 km²
Lage: 12,5 km oberhalb der Mündung
NNQ (1963)
MNQ 1935–2016
MQ 1935–2016
Mq 1935–2016
MHQ 1935–2016
HHQ (2007)
138 m³/s
351 m³/s
558 m³/s
31,8 l/(s km²)
735 m³/s
2656 m³/s
Linke Nebenflüsse Lütschine (Brienzersee), Kander (Thunersee), Gürbe, Saane, Zihl (Bielersee), Suze (Bielersee), Dünnern
Rechte Nebenflüsse Gadmerwasser, Zulg, Emme, Murg, Wigger, Suhre, Aabach, Reuss, Limmat, Surb
Durchflossene Seen Brienzersee, Thunersee, Bielersee
Durchflossene Stauseen Oberaarsee, Grimselsee, Räterichsbodensee, Wohlensee, Stausee Niederried, Klingnauer Stausee
Grossstädte Bern
Mittelstädte Thun, Biel/Bienne, Aarau
Kleinstädte Interlaken, Münsingen, Solothurn, Olten, Brugg
Schiffbar Nidau – Solothurn
Die Aare in Bern mit Berner Münster und Nydeggbrücke

Die Aare in Bern mit Berner Münster und Nydeggbrücke

Die Aare (französisch Aar/Arole, italienisch Aar, rätoromanisch Aara, lateinisch Arula/Arola/Araris[9]) ist der längste gänzlich innerhalb der Schweiz verlaufende Fluss. Ihre Gesamtlänge beträgt 288 km, das Gefälle 1665 m, ihr Einzugsgebiet 17'709 km² und der mittlere Abfluss 525 m³/s (Pegel Untersiggenthal, 2019). Die Aare ist der wasserreichste Nebenfluss des Rheins, noch vor der Maas und dem Hochrhein selbst, und sie führt mehr Wasser als Mosel und Main zusammen.

Die Aare entspringt in den beiden Aargletschern in den östlichen Berner Alpen am Finsteraarhorn, westlich des Grimselpasses im zentralen Süden der Schweiz. Ihr Lauf führt durch die Kantone Bern, Solothurn und Aargau. Zuerst passiert sie die in einen hohen Felsriegel eingeschnittene Aareschlucht und erreicht danach die Ebene zwischen Meiringen und dem glazialen Brienzersee. Kurz vor dem Eintritt in den Thunersee bei Interlaken ist sie kanalisiert und verlässt diesen nordwestlich in das breite Aaretal. Auf dem Gebiet von Bern umfliesst sie den mittelalterlichen Stadtkern und erreicht in westlicher Richtung den Wohlensee. Bei Aarberg wird sie über den Hagneckkanal in den Bielersee geleitet und folgt nach dem Austritt nordostwärts dem Verlauf des Juragebirges. Unterhalb von Brugg nimmt sie die Reuss und die Limmat auf, bevor sie bei Koblenz (CH) in den Rhein mündet.

Die Aare war im Laufe der geologischen Entwicklung nacheinander der Oberlauf der Donau, der Rhone und des Rheins.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Renaturierte Alte Aare

Die Aare entströmt den beiden Aargletschern (Oberaar‑ und Unteraargletscher) im Grimselgebiet einige Kilometer südlich von Guttannen im Haslital und fliesst in nördlicher Richtung durch das lange, teilweise steile Tal bis nach Innertkirchen. Dann passiert sie die in einen hohen Felsriegel eingeschnittene Aareschlucht und erreicht danach die Ebene zwischen Meiringen und dem Brienzersee.

Bei Brienz mündet die Aare in den Brienzersee. An dessen Westende durchquert sie dann das sogenannte Bödeli, die weite Schwemmebene der Lütschine bei Interlaken, bevor sie an der Ortschaft Unterseen vorbei zum Thunersee fliesst. In den See fliesst seit der Flusskorrektion im 18. Jahrhundert die Kander, seither wirken sich auch deren Abflussschwankungen nicht mehr unmittelbar auf den Mittellauf der Aare aus.

Den Thunersee verlässt die Aare bei der Stadt Thun und fliesst durch das breite Aaretal zwischen Münsingen und dem Belpberg nach Bern. Bei Unteraar kommt die Giesse (auch «Giessen») als kleiner Bach aus den Hügeln links der Aare und fliesst dann etwa zehn Kilometer lang parallel neben ihr, da das Bett der Aare durch Sedimente aus dem Hochgebirge etwas höher liegt. Die Giesse nimmt das Wasser der Aare-Aue auf und mündet im Norden des Belpmooses in die vom Alpenrand kommende Gürbe, die ausreichend Gefälle hat, um in die Aare zu münden.

Aare in Bern

Auf dem Gebiet der Stadt Bern verläuft die Aare in einem tief eingeschnittenen Tal um die im Mittelalter auf einem Geländesporn errichtete Altstadt. Mit einer seit Jahrhunderten bestehenden Staustufe, der Schwelle, wird ein kurzer Gewerbekanal, der Tych, abgeleitet. Wenig flussabwärts umfliesst die Aare in einer weiteren Talschlaufe die Engehalbinsel, bevor sie in westlicher Richtung den Wohlensee erreicht. Dieser See entstand als Stausee mit dem Bau der Staumauer des Wasserkraftwerks Mühleberg.

Nach der Einmündung der Saane bei Oltigen südlich von Aarberg fliesst die Aare durch den während der ersten Juragewässerkorrektion gebauten Hagneckkanal und bei Hagneck in den Bielersee. Bei Nidau verlässt sie den Bielersee und fliesst durch den Nidau-Büren-Kanal. Kurz vor Büren erreicht sie wieder ihr altes Flussbett. Die Strecke des ursprünglichen Flusslaufs zwischen Aarberg und Büren an der Aare, die sogenannte Alte Aare, bildet ein weites naturbelassenes Gebiet, das nördlich des Kanals um den weiten, bei der Flusskorrektion abgeschnittenen Altlauf im so genannten Häftli ergänzt wird.

Zusammenfluss von Aare (von rechts im Bild) und Hochrhein (von oben) zwischen Waldshut (oben links) und Bahnhof Koblenz (Mitte rechts)

Von Büren an der Aare an fliesst die Aare in einer weiten Ebene, die durch Verlandung des so genannten Solothurner Sees am Ende der letzten Kaltzeit entstand, dem Jurasüdfuss entlang in nordöstlicher Richtung durch Solothurn nach Luterbach, wo die Emme mündet. Sie fliesst an Wangen an der Aare, Bannwil, Aarwangen, Wolfwil, Murgenthal, Aarburg, Olten und Aarau vorbei und in einer klammartigen Klus durch Brugg. Dann nimmt sie kurz nacheinander Reuss und Limmat auf. Diese Gegend wird Wasserschloss der Schweiz genannt, da sich dort drei der wasserreichsten Flüsse der Schweiz vereinigen. Die Landschaft rechts der Aare zwischen Thun und Aarwangen gehörte seit dem Mittelalter zur Landgrafschaft Burgund. 60 Gemeinden in den Agglomerationen Aarau, Olten und Zofingen bildeten um 2005 eine regionale Partnerschaft unter der Bezeichnung Aareland rund um die Netzstadt Aarau/Olten/Zofingen.

Von Brugg an fliesst die Aare bei Stilli durch eine breite Klus im Jura nach Norden. Zwischen dem Ortsteil Felsenau der Gemeinde Leuggern und Koblenz (CH) gegenüber von Waldshut (DE) mündet sie bei Rhein-km 102,200 in den Rhein.

Die Aare ist mit ca. 485 m³/s der wasserreichere Fluss (Rhein: 439 m³/s); aus hydrologischer Sicht ist also der Rhein ein Nebenfluss der Aare, nicht umgekehrt. Für die Strecke von Biel nach Koblenz benötigt die Aare eine Fliesszeit von rund zwei Tagen bei mittlerem Wasserstand.[10]

Die Wassertemperatur in Bern zeigt einen typischen Tagesgang. Sie steigt im Laufe des Tages um ein Grad. Darin spiegelt sich die Erwärmung auf der Strecke vom Thunersee bis nach Bern wider. Selten werden Temperatursprünge von mehr als 5 °C während weniger Stunden beobachtet. Vermutlich hängen sie von den Windverhältnissen am Thunersee ab, wodurch Tiefenwasser aus dem See zum Ausfluss transportiert wird. Das bisherige Temperaturmaximum der Aare an der Messstation Schönau in Bern, seit Messbeginn 1970, wurde im Jahr 2022 laut Medienberichten gleich zwei Mal gebrochen. Erstmals mit 23,84 Grad Celsius am 20. Juli 2022 und das zweite Mal am 4. August mit 24,1 Grad (Dürre und Hitze in Europa 2022).[11] Zuvor wurde der bisherige Rekord am 4. August 2018 (Dürre und Hitze in Europa 2018) registriert. Die viertwärmste Temperatur wurde mit 23,48 Grad am 11. August 2003 (Hitzewelle in Europa 2003) gemessen.[12][13][14]

In Altreu ist die Aare an einer gewissen Stelle etwa 18 Meter tief; dies wird als tiefster Punkt der Aare bezeichnet. Im Winter wird dieser Platz oft von Welsen aufgesucht, um dort zu überwintern.[15][16]

Aare (Schweiz)
Aare (Schweiz)
Quelle
Mündung
Quelle- und Mündungsort der Aare

Flusssystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aare und ihre Zuflüsse haben verglichen mit dem übrigen Flusssystem des Rheins zwei Besonderheiten:

  • Sie durchfliessen zahlreiche natürliche Seen.
  • Mehrere der Gewässer entspringen nicht aus einer Quelle, sondern beginnen mit einem Ursprungsgletscher.

Flusshistorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aare zeichnet in ihrem gestreckt nordöstlich gerichteten unteren Laufabschnitt die seit rund 30 Millionen Jahren nachweisbare Entwässerungslinie der Vorlandsenke im Norden der sich heraushebenden Alpen nach. Nach der wechselvollen Auffüllung und schliesslichen Anhebung des einstigen schmalen Helvetmeeres entwässerte das Gebiet wechselnd west- oder ostwärts, bis sich im Pliozän vor 3 bis 4 Millionen Jahren das obere Flusssystem der Urdonau herausbildete. Eine Zeitlang war sein Hauptquellfluss sogar die obere Rhone. Im jüngeren Pliozän brach diese Aare-Donau zur Burgundischen Pforte hin aus und bildete als Aare-Sundgaustrom den Hauptstrang der Ur-Rhone. Am Ende des Pliozäns war die Talwasserscheide quer zum heutigen Oberrheingraben nahe dem einstigen Kaiserstuhl-Vulkan so weit abgesunken, dass der Strom erneut ausbrach und zum Hauptstrang des sich rasch ausweitenden Rhein-Systems wurde. Erst vor rund 800'000 Jahren wurde der Alpenrhein, damals Hauptstrang der verbliebenen Donau, nach Westen zum heutigen Hochrheintal hin abgelenkt, wohl unter Mitwirkung der ersten grossen pleistozänen Vergletscherungen des Alpenvorlandes, aber auch tektonischer Veränderungen: Heute liegt das Mittelwasser der Donau in Neu-Ulm 466,68 m ü. NHN,[17] das des Bodensees bei 395,3 m ü. NHN.[18]

Damit war die Aare im Laufe ihrer Geschichte der oberste hydrologische Hauptstrang aller drei nordalpinen Stromsysteme.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verlauf der Aare besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:

  • Zunächst ist sie ein Alpenfluss, der in zwei Fjordseen ausläuft. Der ursprünglich zusammenhängende See wurde durch Sedimente des seitlichen Zuflusses Lütschine geteilt. Der Einzugsbereich dieses alpinen Abschnitts der Aare entspricht grossenteils dem Berner Oberland.
  • Dann fliesst sie nordwestwärts vom Alpenrand zum Fuss des Juragebirges.
  • Dort folgt sie wie schon ihr von Westen einmündender Nebenfluss, die überwiegend aus dem Neuenburgersee bestehende Zihl, dem Jurasüdfuss. Östlich von Brugg wendet sie sich nach Norden und fliesst durch eine weite Juraklus dem Rhein zu.
Einzugsgebiet der Aare

Den Weg aus den Alpen ins Schweizer Mittelland nehmen in ähnlicher Weise ihr linker Zufluss Saane und dann die beiden grossen rechten Zuflüsse Reuss und Limmat, die nahe beieinander am Jurafuss die Aare erreichen, 15 bzw. 14 km vor deren Mündung in den Rhein. Das Einzugsgebiet der Aare oberhalb der Reussmündung ist mit 11'709 km² etwa so gross wie das des Bodensees (11'487 km², Ausfluss 78,4 km oberhalb der Aaremündung). Unterhalb der Mündung der Limmat ist der mittlere Abfluss der Aare grösser als derjenige des Rheins vor der Aaremündung.

Von den im Mittelland entstehenden Aare-Nebenflüssen sammeln sich die südwestlichen in der Zihl. Die übrigen fliessen annähernd parallel zueinander und münden zwischen dem Bielersee und der Reuss in die Aare.

Die bedeutenden Zuflüsse aus dem Jura sind von den Besonderheiten dieses Kalkgebirges geprägt: Die Orbe fliesst zwischen ihrem Oberlauf in einem beidseits vom Einzugsgebiet der Rhone begrenzten Tal und dem Unterlauf durch eine Doline. Die Areuse erhält durch zwei seitliche Karstquellen Wasser aus Hochtälern ohne oberirdischen Abfluss. Die Schüss entspringt in einem Karstgebiet, das nördlich des Passübergangs der Vue des Alpes liegt, und durchquert auf ihrem Lauf verschiedene Juraklusen. Die Dünnern schneidet etwa in der Mitte ihres Laufs eine Klus in das Juragestein und erreicht bei Oensingen das Mittelland.

Flusssystemtafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Flusssystemtafel zur Aare

Zuflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diagramme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebenflüsse mit einem mittleren Abfluss grösser 40 m³/s

Nebenflüsse mit einem Einzugsgebiet grösser 500 km²

Nebenflüsse mit einer Länge grösser 40 km

Direkte Zuflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden werden die Zuflüsse der Aare mit einem Einzugsgebiet grösser als 20 km² in der Reihenfolge von der Quelle zur Mündung genannt. Angegeben ist der Name, die Gewässerkennzahl[Z 1] (GKZ), die orographische Lage der Mündung, die Länge in km, die Grösse des Einzugsgebietes in km², der mittlere Abfluss (MQ) in m³/s, die Höhenlage der Mündung und der Mündungsort. Die Kenngrössen erfolgen nach dem GIS des Bundesamts für Landestopografie (Swisstopo).

Zuflüsse der Aare > 20 km²
Name GKZ Lage Länge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündungs­ort Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen


Oberaarbach 1924 rechts 007,4000 0020,0400 0001,5600   190800000 mündet in den Grimselsee
Ürbachwasser 580 links0 018,7000 0068,4200 0004,9900 bei Innertkirchen 63000000
Gadmerwasser über Steiwasser[Z 2] 569 rechts 021,6000 0168,8500 0011,5700 bei Innertkirchen 62000000 Das Gadmerwasser[Z 3] ist 17,6 km lang
Rychenbach 1874 links0 012,0000 0052,5900 0002,8300 bei Meiringen 59700000
Hauptkanal Aarboden 11011 links0 009,0000 0038,6800 0001,9200 an der Wychelmatten 56400000 mündet in den Brienzersee
Giessbach 1862 links0 008,7000 0025,3400 0001,5100 bei Giessbach 56400000 mündet in den Brienzersee
Lütschine[Z 4]
(mit Schwarzer Lütschine)
500 links0 029,3000 0386,3800 0019,7200 bei Interlaken 56400000 mündet in den Brienzersee
Lombach 350 rechts 014,6000 0046,7500 0003,1600 bei Unterseen 55800000 mündet in den Thunersee
Kander 430 links0 060,7000 1094,1900 0042,6000 bei Thun 55800000 mündet in den Thunersee
Zulg 548 rechts 023,3000 0088,1500 0002,4000 nordwestlich von Thun 55000000
Glütschbach 8890 links0 026,0000 0054,9900 0001,5400 nördlich von Uttigen 54400000
Rotache 446 rechts 018,9000 0037,6000 0000,7000 bei Uttigen 53600000
Chise 548 rechts 021,0000 0071,1800 0002,1000 westlich der Kiesen 53500000
Giesse 477 rechts 012,7000 0045,4100 0001,1000 bei Rubigen 51400000
Gürbe 471 links0 029,6000 0143,0000 0003,0800 kurz vor Wabern bei Bern 50500000
Worble 544 rechts 014,9000 0069,8000 0001,7000 bei Worblaufen 48900000
Chräbsbach 1424 rechts 007,2000 0021,3700 0000,4400 bei Zollikofen 48600000
Gäbelbach 1421 links0 009,8000 0025,6800 0000,4700 in Eymatt 48100000 mündet in den Wohlensee
Saane 227 links0 125,9000 1892,8600 0053,3000 westlich von Bern 46100000
Zihl[Z 5] 207 links0 119,6000 2728,0000 0053,5000 bei Neuveville 43100000 mündet als Zihlkanal in den Bielersee
Schüss 274 links0 043,4000 0216,2700 0006,1500 in Biel/Bienne 42900000 mündet in den Bielersee
Sagibach 1405 rechts 010,4000 0020,6000 0000,3400 bei Schwadernau 42700000
Leugene 1399 links0 010,1000 0027,2800 0000,4900 westlich von Staad 42700000
Witibach 1394 links0 006,0000 0029,9400 0000,7000 bei Grenchen 42700000
Emme 468 rechts 082,0000 0975,8900 0019,1000 bei Luterbach 42600000
Siggern 1358 links0 008,3000 0022,8400 0000,7400 bei Flumenthal 41800000
Ösch 1354 rechts 028,0000 0084,5000 0002,1000 nordöstlich von Burgdorf 41700000
Önz 524 rechts 024,8000 0087,3600 0001,6400 bei Graben 41700000
Murg[Z 6]
(mit Langete)
497 rechts 034,0000 0184,8200 0003,4700 bei Murgenthal 40000000
Pfaffneren 1184 rechts 011,6000 0047,4000 0000,8700 bei Rothrist 39200000
Wigger 507 rechts 041,0000 0380,2900 0007,3500 zwischen Rothrist und Aarburg 39200000
Dünnern 436 links0 036,0000 0234,0000 0004,2800 bei Olten 38900000
Stegbach 2713 links0 006,0000 0021,7300 0000,3700 bei Obergösgen 37500000
Suhre 495 rechts 034,0000 0368,2900 0006,4500 östlich von Aarau 36000000
Giessen 1974 rechts 007,1000 0030,4900 0000,4500 nördlich von Rupperswil 34900000
Aabach[Z 7]
(mit Ron)
680 rechts 039,0000 0302,7000 0005,2100 in Wildegg 34800000
Talbach 1119 links0 007,7000 0021,1000 0000,3600 bei Schinznach-Dorf 34100000
Reuss 38 rechts 164,0000 3425,9700 0140,0000 bei Windisch 32900000
Limmat[Z 8]
(mit Linth)
294 rechts 141,2000 2412,3800 0101,0000 bei Gebenstorf 32800000 Die Limmat allein ist 36 km lang
Kumetbach 576 links0 008,1000 0032,8400 0000,4800 bei Villigen 32600000
Surb 696 rechts 020,0000 0066,8000 0000,8700 in Döttingen 32000000
Aare[Z 9] 37 291,5000 17'709,0000 0558,0000 bei Koblenz AG 31200000 mündet in den Rhein

Anmerkungen zur Tabelle

  1. In der Schweiz die GEWISS-Nummer
  2. Die Längenangabe bezieht sich auf den Strang Gadamerwasser-Steiwasser
  3. Namensstrang
  4. Gesamtlänge mit der Schwarzen Lütschine, die Lütschine selbst ist 8,6 km lang
  5. Länge: Orbe 63,5 km + Zihl 9,0 km + Neuenburgersee 38,3 km + Zihlkanal 8,8 km = 119,6 km
  6. Gesamtlänge mit der Langete, die Murg selbst ist 2,4 km lang
  7. Gesamtlänge mit der Ron
  8. Gesamtlänge mit Linth und Zürichsee, die Limmat selbst ist 36 km lang
  9. Die Daten der Aare zum Vergleich

Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Aaresteg Rupperswil führt zur Insel bei Auenstein

In der Aare befinden sich rund zwanzig Inseln, die meisten sind durch Brücken erschlossen.

Auf der Insel Spielmatte zwischen Unterseen und Interlaken dienen zwei gedeckte Holzbrücken als Schleusen zur Seeregulierung des Brienzersees. Der Stadtteil Bälliz-Freienhofgasse in Thun besteht aus einer langgestreckten Insel. Auf der künstlichen Insel Beznau in Döttingen befinden sich ein Kernkraftwerk und ein Wasserkraftwerk.

Hochwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochwasser Juni 2005, hier in Olten mit älteren Hochwassermarken

Hochwasserwahrscheinlichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mittlere Jahreshochwasser der Aare beträgt an der Messstelle Untersiggenthal bei Stilli 1574 m³/s.

Die höchste bisher gemessene Jahresspitze wurde beim Jahrhunderthochwasser 2007 erreicht und betrug 2656 m³/s.[19]

Die Tabelle der Hochwasser-Wahrscheinlichkeit:

Eintrittswahrscheinlichkeit von Jahreshochwasserwerten (HQn)
Messperiode 1904–2017 [20]
Messstelle: Aare – Untersiggenthal, Stilli – 2205
Jährlichkeit (Jahre) 2 10 30 100 300
Abfluss (m³/s) 1518 1983 2221 2446 2626
Anmerkung zu HQn: die Zahl entspricht dem Hochwasserdurchfluss (HQ = Hochwasserquantität) in m³/s, der sich – im Mittel – mit der angegebenen Jährlichkeit (n = Anzahl der Jahre) wiederholt.

Historische Hochwasser der Aare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das schwerste überlieferte Hochwasser im Flussgebiet der Aare ereignete sich im Rahmen des Magdalenenhochwassers von 1480, das auch andere Teile des Rheingebiets betraf, aber nicht so ausgedehnte Regionen wie das Magdalenenhochwasser von 1342. Nach regenreichem Mai und Juni hatte eine Hitzewelle die Schneeschmelze in den Alpen beschleunigt. Dann fielen tagelang schwere Niederschlägen in den Voralpen. Die Schäden in den Städten entlang der Aare sind in den spätmittelalterlichen Chroniken gut dokumentiert. In Solothurn wurde ein Teil der Stadt und die Aarebrücke überflutet.[21]

Weitere ausserordentliche Hochwasser führte die Aare in den Jahren 1651, 1852, 1876 und 1999.

Mögliche Extremhochwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein 2021 veröffentlichter Bericht[22][23] im Auftrag von BAFU, BFE, ENSI, BABS, MeteoSchweiz und ausgeführt u. a. von Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Universität Zürich und Paul Scherrer Institut PSI schätzt die möglichen Auswirkungen von Hochwassern mit einer Wiederkehrperiode von bis zu 100'000 Jahren ab. Dies vor allem hinsichtlich der Kernkraftwerke Mühleberg, Gösgen und Beznau, die an der Aare liegen: In Mühleberg würde ein 100'000-jährliches Hochwasser das Gelände knapp 1 m hoch überfluten; beim KKW Gösgen betrüge die Wassertiefe bei einem 100'000-jährlichen Hochwasser 1,15 m, während in Beznau mit ca. 1,1 m zu rechnen wäre. Zudem könnte beim Hagneckkanal der alte Aarelauf reaktiviert werden.

Nutzungs- und Kulturgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter war die Aare ein wichtiger Grenzfluss: Sie trennte z. B. die Stammesherzogtümer Burgund und Alemannien, war Grenzabschnitt der karolingischen Reichsteilungen und trennte auch eine Weile Hochburgund vom Römisch-deutschen Reich. Mit der Gründung der Stadt Bern am Ende vom 12. zum 13. Jahrhundert änderte sich der Charakter der Aare, denn spätestens ab Mitte des 13. Jahrhunderts gab es Brücken über den Fluss und entwickelten sich zusammenhängende Herrschaftsgebiete auf beiden Seiten der Aare.

Die kurzen Grenzabschnitte, die heute an verschiedenen Stellen vom Aarebett abweichen, sind auf die früheren natürlichen Mäander zurückzuführen, die seinerzeit noch die Grenzziehung vorgegeben hatten und heute trocken gefallen sind.

Lange Zeit war die Aare für die Holzflösserei wichtig. Holz aus dem Emmental wurde zum Rhein und bis zu dessen Mündung in die Nordsee transportiert. Zur Erinnerung an diese Tradition besteht zwischen Stilli und Laufenburg der kulturhistorische Flösserweg.

Die Aarestrecke von Nidau bis Solothurn ist ebenso wie der Bielersee schiffbar. Seit der Antike diente die Aare dem Schiffsverkehr, wie einer Steininschrift der römischen Schiffleute in Avenches zu entnehmen ist.[24] Der Fernverkehr auf dem Fluss kam erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Bau der Eisenbahnlinien und der ersten Flusskraftwerke zum Erliegen.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kraftwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wasserkraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wasser der Aare dient in zahlreichen Wasserkraftwerken der Elektrizitätsproduktion. Im Quellgebiet an der Grimsel befinden sich die Kraftwerksgruppe der Kraftwerke Oberhasli (KWO). Sie verarbeitet mit ihren Speicherkraftwerken und Pumpspeicherkraftwerken das Wasser aus den Stauseen Oberaar, Grimsel, Räterichsboden und Gelmer zu Spitzenenergie, die eine wichtige Rolle in der Netzregelung spielt. Kurzfristig kann eine Leistung von 1,3 GW abgerufen werden, was ungefähr der Leistung des Kernkraftwerks Leibstadt entspricht.

Ab Interlaken bis zur Mündung wird das Wasser der Aare für den Betrieb mehrerer Niederdruck-Laufwasserkraftwerke benutzt.

Karte

Liste der Wasserkraftwerke der Aare:[25]

Name des Kraftwerks Besitzer Typ des Kraftwerks Lage erste Inbetrieb-
nahme
Durchfluss-
menge m³/s
Höhendif m Turbine Leistung MW Energie pro Jahr GWh/a
Grimsel 1

Oberaarsee

KWO Speicherkraftwerk Chessituren, Guttannen 1954 8 536 1 × Doppel-Pelton 33,6 74
Grimsel 1,

Grimselsee

KWO Speicherkraftwerk Chessituren, Guttannen 1974 20,2 142 1 × Francis 32,2 32,8
Grimsel 2 KWO Umwälzwerk Chessituren, Guttannen 1981 100 4 horizontale Maschinengruppen bestehend aus Francis + Motor/Generator + einstufige Pumpe, davon eine Gruppe mit Frequenzumrichter 388 600
Grimsel Nollen KWO kleines Laufkraftwerk im Verbindungsstollen GrimselseeGelmersee (Nachschubturbine) Spittelnollen, Guttannen 2017 2,5 1 × Francis 1,1 5
Handeck 1 KWO Speicherkraftwerk Handegg, Guttannen 1932 10,5 680 2 × Pelton 45 168
Handeck 2 + 2a KWO Speicherkraftwerk Handegg, Guttannen 1950 465 5 × vertikale Pelton 215 262
Handeck 3

(Isogyre)

KWO Pumpspeicherkraftwerk Handegg, Guttannen 1976 14,3 1 × horizontale Isogyre-Pumpturbine 55 39
Hopflauenen (Trift) KWO Speicherkraftwerk Hopflauenen, Gadmen 1967 23,6 463 2 × Doppel-Pelton 81,6 245
Innertkirchen 1 + 1a KWO Speicherkraftwerk Innertkirchen 1943 69 6 × Pelton 394 720
Innertkirchen 2 KWO Speicherkraftwerk Innertkirchen 1967 29,5 242 2 × Francis 54,8 161
Interlaken IBI Laufkraftwerk

kleines historisches Ausleitungskraftwerk

Schifffahrtskanal, Interlaken 1897 30 3,6 3 × Kaplan 0,82 5,1
Interlaken-Dotierzentrale IBI Dotierzentrale (Kleinkraftwerk) Aare-Stauwehr, Interlaken 1996 15 0,3 1,2
AAREwerk62 Energie Thun Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk) Thun 1962 125 2 × vertikale Kaplan 6,32 32
AAREwerk94 Energie Thun Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Thun 1917 49,7 1 × S-Turbine 2,83 8,4
Thun RUAG kleines Laufwasserkraftwerk der Munitionsfabrik Gewerbekanal, Thun 1901 6 0,44 2
Matte EWB Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk) Matte, Bern 1891 40 2–3 1 × S-Turbine 1,16 6,8
Engehalde-Dotierzentrale EWB Dotierzentrale (Kleinkraftwerk) Stauwehr Kraftwerk Felsenau, Felsenau, Bern 1998 16 0,44 2,6
Felsenau EWB Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk) Felsenau, Bern 1909 100 1 × Rohrturbine 11,5 73
Mühleberg BKW Laufkraftwerk am Wohlensee

(Durchlaufkraftwerk)

Buttenried, Mühleberg 1919 291 20 1 × Kaplan

6 × Francis

45 160
Niederried-Radelfingen BKW Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk) Niederried

Radelfingen

1963 170 2 × Kaplan 15 81,2
Aarberg BKW Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Aarberg 1968 170 2 × Kaplan 15 90
Kallnach BKW Laufwasserkraftwerk

(Ausleitungskraftwerk)

Kallnach 1913 45 1 × Rohrturbine 8,1 49
Hagneck (alt) Bielersee

Kraftwerke

altes Laufwasserkraftwerken benutzt als Dotieranlage Hagneckkanal, Hagneck 1900 40 3 × Propeller

2 × Kaplan

3 11
Hagneck Bielersee

Kraftwerke

Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Hagneckkanal, Hagneck 2015 280 2 × Rohrturbine 21 99
Brügg Bielersee

Kraftwerke

Laufwasserkraftwerk

(Buchtenkraftwerk)

Nidau-Büren-Kanal, Brügg 1995 219 2 × Rohrturbine 5,2 21,3
Flumenthal Alpiq Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Flumenthal 1970 395 6–8.5 3 × Rohrturbine 23,4 147
Bannwil BKW Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Bannwil 1970 435 3 × Rohrturbine 28,5 149
Wynau Onyx Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Wynau 1996 220 1 × Rohrturbine 12 51
Schwarzhäusern Onyx Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Schwarzhäusern 1923 200 4 × Propeller 8,2 41
Ruppoldingen Alpiq Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Boningen 2000 475 4–6.5 2 × Rohrturbine 21,1 115
Gösgen Alpiq Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk) Niedergösgen 1917 380 13–17.4 5 × Kaplan 48.5 300
Aarau Stadt Eniwa Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk) Aarau 1893 394 5.3–7.4 9 × Kaplan

2 × Propeller

1 × Francis

16 102
Rüchlig Axpo Laufwasserkraftwerk

(Ausleitungskraftwerk)

Aarau 1929 360 3.3–3.5 4 × Rohrturbine 9 54
Rüchlig Axpo Dotierzentrale (Kleinkraftwerk) Aarau 2014 40 1,2 8,1
Rupperswil-Auenstein Axpo Laufwasserkraftwerk

Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk)

Auenstein 1945 492 2 × Kaplan 40 221
Rupperswil Axpo Dotierzentrale (Kleinkraftwerk) Rupperswil 1945 25 1,7 10
Wildegg-Brugg Axpo Laufwasserkraftwerk

(Ausleitungskraftwerk)

Villnachern 1953 410 2 × Kaplan 50 290
Wildegg-Brugg Axpo Dotierzentrale (Kleinkraftwerk) Schinznach-Dorf 1953 11,5 0,6 3,5
Beznau Axpo Wehrkraftwerk Döttingen 2001 140 1 × Kaplan 6 36
Beznau Axpo Laufwasserkraftwerk

Laufwasserkraftwerk (Ausleitungskraftwerk)

Döttingen 1902 418 11 × Propeller 20 120
Klingnau Axpo Laufwasserkraftwerk (Durchlaufkraftwerk) Klingnau

Gippingen

1935 810 3 × Kaplan 38 230
Total 2501 4827
Kernkraftwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Flusslauf befinden sich die Schweizer Kernkraftwerke Mühleberg, Gösgen und Beznau, deren Kühlsysteme Wasser aus der Aare verwenden.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kanalisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alte Aare und Führung der Aare durch den Bielersee seit 1878

Auf mehreren Abschnitten wurde der Flussverlauf durch grosse Baumassnahmen verändert. Seit dem 18. Jahrhundert versuchten die Kantone Bern und Solothurn, die durch Erosion gefährdeten Ufer an zahlreichen Stellen zu sichern, und zogen dazu den Bündner Spezialisten Richard La Nicca bei. Mit der ersten Juragewässerkorrektion, einem der grössten Flussbauprojekte der Schweiz im 19. Jahrhundert, sanierten Bund und Kantone das versumpfte und von häufigen Überschwemmungen bedrohte Berner Seeland, indem die Aare und ihr Geschiebe in den Bielersee umgeleitet wurden. Seit 1939 steuert das Regulierwehr Port den Wasserhaushalt der Seen und der Aare im Abschnitt am Jurasüdfuss. In der Pegelstation bei Murgenthal wird der für die Regulierung massgebliche Wasserstand der Aare gemessen, weil sich dort auch die von der Emme zugeführte Wassermenge auswirkt.[26]

Die zweite Juragewässerkorrektion verbesserte um 1960 die Wirkung der Wasserstandregulierung.

Die 1964 gegründete Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare setzte sich gegen den Ausbau der Flussstrasse durch den geplanten Transhelvetischen Kanal ein.

Schifffahrt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute betreibt die 1966 aus einer Vorgängergesellschaft hervorgegangene Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft AG mit Sitz in Biel die Kurse auf dem Bielersee und der Aare.

Schiffländten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orte mit Schiffländte der Personenschifffahrt:

f1 Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländten: OSM

Schiffländten an der Aare
Name Lage Kt. Bild Anmerkungen
Nidau (Schiff) Nidau: im Nidau-Büren-Kanal, beim Bielersee BE !507.2433885547.1218835Welt-Icon
Port Port: im Nidau-Büren-Kanal, beim Regulierwehr Port BE !507.2566075547.1183335Welt-Icon 2020
Brügg (Schiff) Brügg: im Nidau-Büren-Kanal BE !507.2813115547.1222595Welt-Icon
Büren (Schiff) Büren an der Aare BE !507.3740555547.1402925Welt-Icon
Grenchen (Schiff) Grenchen SO !507.4225575547.1729195Welt-Icon
Altreu Selzach SO !507.4489695547.1904965Welt-Icon 2009 auch für Fähre Altreu–Leuzigen
Leuzigen Leuzigen BE !507.4504205547.1889985Welt-Icon 2021 nur für Fähre Altreu–Leuzigen
Solothurn (Schiff) Solothurn SO !507.5341145547.2035935Welt-Icon
Boot-Umsetzanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Boote bis ca. 10 m Länge finden sich Transportanlagen bei Wasserkraftwerken.[27][28][29]

f1 Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Boot-Umsetzanlagen: OSM

Boot-Umsetzanlagen, Boottransportanlagen, Schleusen
Bild Ort Typ Fluss­seite Max. Gewicht (t) Max. Länge (m) Betreiber Einzel­nachweise
Schiffshebeanlage Wasserkraftwerk Mühleberg Mühleberg Bootshebeanlage rechts 5 11 BKW [28][30]
Niederried-Radelfingen rechts 2.1 12 BKW [28]
Aarberg rechts 2.1 12 BKW [28]
Bootstransportanlage Wasserkraftwerk Hagneck (2018) Hagneck links 2 10 BKW [28]
Brügg/Port Schleuse rechts BKW [28][31]
Bannwil links 2 8 BKW [28]
Bootstransportanlage Wasserkraftwerk Flumenthal (2012) Flumenthal Seilbahn rechts 2.5 8 Alpiq [29]
Wynau links 3 10 BKW [28][32]
Ruppoldingen Seilbahn rechts 4 10 Alpiq [29][27]
Gösgen Transportwagen rechts 2 8 Alpiq [29][27]
Aarau Transportwagen links 1.5 7.5 Eniwa [27][33]
Rüchlig Seilbahn rechts 2.5 7.5 Axpo [27][34]
Rupperswil-Auenstein links 3.5 10 Axpo [27][35]
Wildegg-Brugg rechts 3.5 8 Axpo [27]
Beznau Schleuse links 20 Axpo [27]
Klingnau links 2 12 Aarewerke [27]
Brücken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Aare führen zahlreiche Brücken, in der Stadt Bern alleine 18 an der Zahl (→ Liste der Aarebrücken).

Abwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die an der Aare gelegenen Abwasserreinigungsanlagen nutzen den Fluss zur Einleitung der gereinigten Abwässer.

Freizeit und Erholung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wassertemperatur der Aare bei Bern im Juli/August 2013

Auf vielen Abschnitten hat die Aare einen hohen Wert für sportliche Aktivitäten. Fast der ganze Flusslauf unterhalb von Meiringen kann mit Booten befahren werden.[36][37] Das Flussufer ist wenig zerklüftet und vielerorts gut zugänglich, sodass man trotz der stellenweise recht hohen Strömung gefahrlos in der Aare baden kann. Strandbäder mit direktem Zugang in den Fluss bestehen bei Thun, Münsingen, Muri, Bern, Solothurn, Wangen, Brugg und Olten.

Die Flusslandschaft entlang der Aare ist ein wichtiges Naherholungsgebiet und verfügt über gut markierte Wander- und Velowege. Der Verein AareLand unterstützt verschiedene Projekte zur Koordination der Freizeitaktivitäten und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung der Region.

Die Temperatur der Aare wird an mehreren Orten gemessen und ist auf der Website hydrodaten.admin.ch öffentlich einsehbar.

Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare (ASA) wurde 1964 gegründet. Ursprüngliches Ziel der ASA war die Verhinderung des transhelvetischen Kanals. Später setzte sich die ASA dafür ein, die Fliessgewässer am Jurasüdfuss in einem weitgehend naturnahen Zustand zu belassen. Auf einer Mitgliederversammlung im Juni 2018 wurde die Auflösung der Arbeitsgemeinschaft beschlossen. Die Aktivitäten wurden an Aqua Viva übergeben.[38]

Fischsterben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Juli 1972 kam es zu einem der grössten Fischsterben in der Aare zwischen Thun und Bern, da aus dem inzwischen geschlossenen Thuner Selve-Werk ein Gifteintrag erfolgte.[39][40]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Aare – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Aare – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource Wikisource: Aare – Artikel der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Grenzfluss zwischen Berner- und Urner Alpen
  2. Geografische Namen der Landesvermessung (Bundesamt für Landestopografie swisstopo)
  3. Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  4. Hydrologischer Atlas der Schweiz: Objektinformation des untersten Gewässerlaufabschnitts der Aare
  5. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/api3.geo.admin.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Messstation Bern, Schönau 2016 (PDF), Bundesamt für Umwelt BAFU
  7. Messstation Brugg 2016 (PDF), Bundesamt für Umwelt BAFU
  8. Messstation Untersiggenthal, Stilli 2016 (PDF), Bundesamt für Umwelt BAFU
  9. Andres Kristol: Aarau AG (Aarau). In: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 73.
  10. Broschüre der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare
  11. Lucas Orellano: Allzeit-Rekord geknackt – so warm war die Aare überhaupt noch nie. In: 20min.ch. 4. August 2022, abgerufen am 4. August 2022.
  12. SDA Regional, Noëlle Steiner: Rekord geknackt: Aare in Bern jetzt 23,84 Grad warm. In: nau.ch. 20. Juli 2022, abgerufen am 20. Juli 2022.
  13. So warm war die Aare noch nie. In: derbund.ch. 4. August 2018, abgerufen am 16. Juli 2022.
  14. Hitzesommer in Bern — Aare so warm wie kaum je. In: srf.ch. 4. August 2018, abgerufen am 16. Juli 2022.
  15. Wolfgang Wagmann: Taucherfilme – Tauchlehrer begleitet den «Wal der Aare» mit der Kamera. In: solothurnerzeitung.ch. 11. November 2013, abgerufen am 15. August 2022.
  16. Bähram Alagheband: Aargau Solothurn — Von Naturwundern und Kleinkriegen in der Aare bei Solothurn. In: srf.ch. 3. Juli 2014, abgerufen am 15. August 2022.
  17. Hochwassernachrichtendienst Bayern: Pegel Neu-Ulm
  18. WSV: Pegel Konstanz
  19. Hochwasserwahrscheinlichkeiten (Jahreshochwasser), Aare – Untersiggenthal, Stilli. (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU, Abteilung Hydrologie, abgerufen am 9. Juni 2020.
  20. Messstelle: Aare – Untersiggenthal, Stilli (2205) , auf BAFU Hydrodaten
  21. Christian Pfister und Oliver Wetter über das Hochwasser von 1480
  22. Extremhochwasser an der Aare. Hauptbericht Projekt EXAR. Methodik und Resultate | DORA WSL. Abgerufen am 9. März 2021.
  23. Extremhochwasser an der Aare. Wichtigste Erkenntnisse und Resultate des Projekts EXAR | DORA WSL. Abgerufen am 9. März 2021.
  24. CIL XIII 5096
  25. Bundesamt für Energie (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz. 1. Januar 2020 (admin.ch).
  26. Regulierung der Jurarandseen bei Hochwasser (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
  27. a b c d e f g h i Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung Landschaft und Gewässer: Kleinschifffahrt auf der Aare. Mai 2022 (ag.ch [PDF]).
  28. a b c d e f g h BKW: Bootstransporte. (bkw.ch).
  29. a b c d Alpiq: Schifffahrt auf der Aare. (alpiq.ch).
  30. OSM: way/1102216618
  31. OSM: way/1098574188
  32. OSM: way/27835757
  33. OSM: way/1095708471
  34. OSM: way/1095708471
  35. AG-AU-1 Bootstransportbahn Rupperswil-Auenstein, Auenstein, Standseilbahn. In: Schweizer Seilbahninventar. Bundesamt für Kultur, 2011;.
  36. Eberle, Iwona. Gummibootführer Schweiz. Thun: Werd Verlag, 2015, ISBN 978-3-85932-742-9.
  37. Ramajzl, Hans. DKV Auslandsführer 01: Österreich/Schweiz (Kanuführer für die Gewässer des Alpenraumes). Duisburg: DKV, 2009, ISBN 978-3-937743-19-6.
  38. Nachlass im Schweizerischen Sozialarchiv
  39. Selve Thun. In: thunensis.com. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  40. Manuel Berger: Thun vor 50 Jahren — Selve schuld an «bedeutendster Fischvergiftung seit Jahrzehnten». In: thunertagblatt.ch. 27. August 2021, abgerufen am 16. Juli 2022.