Benutzer:Peter Stefan Adamicka/Spielwiese

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Die Augenkiemendrüse oder Pseudobranchie[1] der Knochenfische (Osteichthyes) entspricht morphologisch der Kieme im Spritzloch der Haie (also zwischen Kiefer- und Hyoidbogen) - der Spiracular-, nicht der Opercularkieme (hinten am Hyoidbogen - rezent vorhanden nur bei Stören und Lepisosteus). Sie gibt also ursprünglich den Ort des Spritzlochkanals (noch bei Acipenser, Polyodon und Polypterus) an, selbst wo dieser nicht mehr nach außen durchgängig ist: sie liegt dann in einer Vertiefung beim adulten Lepisosteus und beim Kahlhecht in einer engen Grube.

Bei den Echten Knochenfischen (Teleostei) findet man auch diese Grube nicht mehr. Ihre Augenkiemendrüse liegt ziemlich rückenwärts in der Kiemenhöhle gegen die Schädelbasis. Sie besteht aus arteriellen Wundernetzen in enzymreichem Gewebe. Physiologisch ist sie somit eine Kieme höchstens bei Fischlarven (wie dem Leptocephalus). Ihre Funktion ist noch ziemlich unklar. Zunächst sah man diese in einer bloßen Dämpfung der Pulswelle; dann neigte man mehr zur Ansicht, in den Wundernetzen könne der Partialdruck der Blutgase verändert werden, um zu vermeiden, dass es unter bestimmten Umständen (rascher Aufstieg) zum Schäumen (Moussieren) des Blutes in Gewebe des Auges komme (Exophthalmus!). Heute sieht man ihre Hauptaufgabe darin, durch Ansäuerung des Blutes (Root-Effekt) die Versorgung der bei den Fischen blutgefäßlosen Retina mit Sauerstoff (über den Chorioidealkörper) zu unterstützen.

Da aber die Innervation dieser Drüse, als die wir ja die Pseudobranchie in Analogie zur Gasdrüse an der Schwimmblase bezeichnen können, nicht überall gleich ist (Nervus facialis oder Nervus glossopharyngeus), hat man gemeint, es müsse zwei verschiedene, allenfalls homodyname (serial homologe) Augenkiemendrüsen geben – wobei die IX-innervierte Form eben doch der Opercularkieme entspräche (was aber mittlerweile widerlegt ist). Je nach dem, ob die Wundernetze in freien, kiemenblattähnlichen Strukturen liegen oder in die Schleimhaut versenkt sind (z.B. bei Schlangenköpfen und Tilapien), unterscheidet man mehrere Typen, die - als systematisch relevant - in Bestimmungsschlüsseln nachgefragt werden können.- Bei den Barschen, Percidae, ist die Pseudobranchie z.B. frei. Sie liegt medial vom Kiemendeckel relativ weit nach hinten verschoben, so dass sie (ähnlich wie die Opercularkieme des Acipenser) distal mit den vorderen Kiemenblättern am Epibranchiale I in Kontakt kommt. Beim Wachstum des Fisches passt sie sich durch Vermehrung ihrer Blätter den Verhältnissen am Vorderrand des Branchialapparats stets genau an, damit nicht Atemwasser hier ungenutzt durchtrete.- Bei kleinäugigen, wenig vagilen Teleostei (wie Aal, Welsen oder Steinbeißer), aber auch (z.B.) bei Tarpunen und manchen Tiefseefischen, kann die Augenkiemendrüse völlig fehlen (funktionell aber z.T. durch Kiemenbogenmuskel-Einwirkung, über Sehnenschlingen, ersetzt sein, etwa bei Cyclothone).- Was diese Unterschiede physiologisch bedeuten, ist noch weitgehend unverstanden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • W. Waser (2001): Die Sauerstoffversorgung der Retina bei Knochenfischen: Entwicklung methodischer Ansätze bei der Regenbogenforelle, Oncorhynchus mykiss (Walbaum).- Diss. Humboldt-Univ. Berlin. 100 pp.

Einzelnachweis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ψεῦδος 'Trug', βράγχια (das Wort ist Neutrum Plural, wurde aber irrtümlich als Femininum Singular angesehen) 'Kiemen'.

Kategorie: Anatomie der Fische