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Çalıkuşu (de: Der Zaunkönig) ist der erfolgreichste Roman des Autors Reşat Nuri Güntekin. Er erschien 1922. 1949 erschien das Buch in London unter dem Titel The Autobiography of a Turkish Girl nach der Übersetzung von Sir Wyndham Deedes. Der Roman spielt im Rahmen des Ersten Weltkriegs und einer Liebesgeschichte, gibt aber zum Hauptteil einen Querschnitt der osmanischen Gesellschaft während der letzten Jahre des Osmanischen Reichs wieder. Die Hauptfigur des Romans, die aus gutem Haus stammende Waise und Lehrerin Feride, verlässt nach einer übertriebenen Eifersuchtszene das Haus ihrer reichen Verwandten in Istanbul. Als selbstbewusste Türkin mit guter Ausbildung traut sie sich zu, ihr Leben allein bestreiten zu können. Sie zieht als Lehrerin von einem anatolischen Ort in den nächsten. Es werden in diesem Rahmen u.a. die Rückstände in der osmanischen Gesellschaft betont.

Nahezu der gesamte Roman wird aus Sicht der Protagonistin im Tagebuchstil erzählt. Allein im letzten Teil des Buches wechselt die Erzählperspektive.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferides Vater ist ein in Istanbul lebender Offizier. Nach der Heirat mit Ferides Mutter wird er nach Diyarbakır verlegt. Von nun an folgt eine Verlegung der anderen, nach Mosul, Chanaqin, Bagdad und schließlich nach Kerbela, wo die Familie länger bleibt. Hier wird Feride geboren. Durch die Strapazen der ständigen Umsiedlungen durch die Wüste wird Ferides Mutter krank. Auf der Reise nach Istanbul zur besseren Versorgung stirbt die Mutter beim Zwischenhalt in Beirut, als Feride 6 Jahre alt ist. Nach dem Tod der Mutter wird Feride zu ihrer Großmutter und ihren Tanten nach Istanbul geschickt. Feride ist ein dickköpfiges und eigenwilliges Mädchen. Nur vor Kâmuran, dem Sohn ihrer Tante Besime, hat sie eine unerklärliche Scheu, wie sie in ihrer Autobiographie erzählt. Nach dem Tod der Großmutter wird Feride (mittlerweile 9 Jahre) von ihrem Vater, der an einen weiten Ort verlegt wird, an ein christliches Internat übergeben. Mit dem Ratschlag an Feride, man solle im Leben auf sich selbst gestellt sein, lehnte es der Vater ab, Feride bei ihren Tanten zu lassen. Die Jahre im Internat prägen Ferides Selbstbewusstsein.

Feride spielt ihrem Umfeld auch im französischen Internat ständig Streiche. Bei einem ihrer Streiche äußert sich eine der aufgebrachten Lehrerinnen Dieses Mädchen ist kein Mensch sondern ein Zaunkönig. Zaunkönig ist von nun an ihr Spitzname. Kurz darauf kommt die Todesnachricht ihres Vaters.

Feride wächst im Internat heran. Die Sommerferien verbringt sie in der Villa ihrer Tante Besime. Während Ferides Sommeraufenthalt bekommt die Familie Besuch von der Geschiedenen Neriman. Feride erwischt Kâmuran und Neriman wie diese bei Nacht im Garten flirten. Da Kâmuran befürchtet, Feride könnte das Gesehene der Familie ausplaudern, fängt er an, Feride von nun an ständig im Internat zu besuchen, um ihr Geschenke zu bringen.

Literaturwissenschaftliche Einordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zeitgenössische türkische Literaturkritik ordnete den Roman lange dem leichten Genre zu, sah in ihm sentimentale Trivialliteratur, einen Abenteuer- bzw. Liebesroman[1]. Die heutige Literaturwissenschaft sieht Çalıkuşu dagegen durchaus als gesellschaftskritisches Werk, insbesondere in Bezug die dargestellte Rolle der Frau[2] und den Konflikt des Einzelnen in der Gesellschaft. Dabei wird dem Autor des Romans jedoch zugestanden, diese Themen zum Teil in späteren Werken noch anspruchsvoller und besser verarbeitet zu haben, als in seinem erfolgreichen Erstling.

Einzelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beatrix Caner: Türkische Literatur, Hildesheim 1998, S. 263
  2. Stephan Guth: Brückenschläge, Wiesbaden 2003, S. 52