Berliner Institut für Gesundheitsforschung

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Berliner Institut für Gesundheitsforschung
Berliner Institut für Gesundheitsforschung
Logo des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung
Kategorie: Forschungseinrichtung
Rechtsform des Trägers: Körperschaft des öffentlichen Rechts
Standort der Einrichtung: Berlin-Mitte
Art der Forschung: Grundlagenforschung, Klinische Forschung
Fächer: Biowissenschaften, Medizin
Grundfinanzierung: Bund (90 %), Land Berlin (10 %)
Leitung: Erwin Böttinger
Homepage: www.bihealth.org

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (kurz: BIH, aus dem Englischen "Berlin Institute of Health") ist eine biomedizinische Forschungseinrichtung, die im Jahr 2013 gemeinsam von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin gegründet wurde. Im Mittelpunkt der Arbeit des Instituts steht die Frage, wie Forschungserkenntnisse aus den Lebenswissenschaften schneller und gezielter in für Menschen nützliche medizinische Therapien, Diagnostik und Prävention übersetzt und klinische Beobachtungen in die Grundlagenforschung transferiert werden können (Translationale Medizin). Am Institut wird diese translationale Forschung mit dem fächerübergreifenden Ansatz der Systemmedizin verzahnt. Systemmedizinisch forschen heißt, komplexe Mechanismen und Wechselwirkungen im menschlichen Körper zu untersuchen, denn viele Erkrankungen basieren auf ähnlichen pathologischen Mechanismen, auch wenn sie ganz unterschiedlich sind.

Geschichte

Seit Gründung des MDC 1992 arbeiten MDC und Charité in Einzel- oder Verbundprojekten zusammen. Im Juli 2011 unterzeichneten beide Einrichtungen eine Vereinbarung für die Zusammenarbeit (Memorandum of Understanding) in Form einer gemeinsamen Institution. Im November 2012 wurde die geplante Neugründung von Bund und Land Berlin öffentlich bekannt gemacht. Zwei Monate später besiegelten der Bund und das Land Berlin die Verwaltungsvereinbarung zur „Errichtung, Organisation und Finanzierung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung“. Am 25. März 2013 unterzeichneten die Charité – Universitätsmedizin Berlin, das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin sowie die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren den Gründungsvertrag. Das Institut wurde als Innen-GbR gegründet. Seit 23. April 2015 ist es eine rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts (§ 1 BIGG).

Mit dem Institut wurden erstmals in Deutschland eine Einrichtung der Universitätsmedizin und eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung in einer eigenen Institution (Körperschaft des öffentlichen Rechts) zusammengeführt. Beide Institutionen, Charité und MDC, bleiben eigenständige Gliedkörperschaften.

Organisation

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung wird von einem Vorstand geleitet (§ 6 BIGG). Der Vorstand ist für die strategische Planung und Umsetzung des Forschungsprogramms verantwortlich. Die Mitglieder sind:

Die Geschäftsstelle (Sitz in Berlin-Mitte) unterstützt den Vorstand bei der Planung und Umsetzung der Strategie und des Forschungsprogramms. Ein Aufsichtsrat überwacht als oberstes Gremium alle Aktivitäten des Instituts. Er ist für Beschlüsse mit weitreichender Relevanz verantwortlich (z. B. Wirtschaftsplan, strategische Planung, Berufungsplanungen und Großinvestitionen). Ein Wissenschaftlicher Beirat berät den Vorstand und den Aufsichtsrat zu wissenschaftlich-strategischen Fragestellungen. Mitglieder des Beirats sind internationale Experten für translationale Forschung und Systemmedizin.

Forschung

Das wissenschaftliche Konzept des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung umfasst fünf zentrale Ziele:

  • Stärkung systemmedizinischer Forschung
  • Etablierung translationaler Organisationseinheiten
  • Auf- und Ausbau von Infrastrukturen und Technologieplattformen
  • Entwicklung neuer Karrierewege (Nachwuchsförderung)
  • Rekrutierung international herausragender Wissenschaftler

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung hat verschiedene Förderlinien entwickelt, in denen Charité- und MDC-Wissenschaftler gemeinsam an übergeordneten systemmedizinischen Fragestellungen arbeiten. Größere, langfristig angelegte Forschungsvorhaben beschäftigen sich mit Themen wie der Immuntherapie von bösartigen Tumoren, dem Zusammenspiel der Proteine bei Alzheimer-Erkrankung oder der Diagnostik genetisch bedingter angeborener Erkrankungen.

Eine weitere Förderlinie unterstützt die Zusammenarbeit von kleinen Teams und zielt ebenfalls auf die Stärkung der gemeinsamen Forschung von Charité und MDC ab. Anfang 2015 nahmen vier kleinere Forschungsvorhaben zu Nierenkrebs, Muskelatrophie, BRAF-getriebenen bösartigen Tumoren und Sinnesverarbeitung bei psychischen Erkrankungen die Arbeit auf. Das Institut konnte auch Nobelpreisträger Thomas Südhof für eine Zusammenarbeit gewinnen. Er unterstützt eine Arbeitsgruppe der Charité, die zur Funktionsweise von Nervenzellen bei neurodegenerativen Erkrankungen forscht, über einen Zeitraum von drei Jahren als Gastwissenschaftler.

Translationale Organisationseinheiten

Um für die patientenorientierte Forschung und klinische Studien hervorragende Rahmenbedingungen zu schaffen, wird am Institut standortübergreifend eine Clinical Research Unit (CRU) an den Charité-Standorten Buch, Benjamin Franklin, Mitte und Virchow-Klinikum etabliert. Dort arbeiten Wissenschaftler und Ärzte von der Grundlagenforschung bis zu ersten klinischen Studien gemeinsam Hand in Hand. Die CRU vereint Labore und Behandlungsplätze an einem Ort. Gleichzeitig ist sie vom regulären ambulanten und stationären Klinikbereich getrennt. Hier werden Probanden und Patienten im Rahmen von forschungsinitiierten klinischen oder experimentellen Studien außerhalb der Regelversorgung betreut.

Forschungsinfrastruktur

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung baut Infrastrukturen und Technologieplattformen (Core Facilities) sowohl im experimentellen als auch klinischen Bereich auf und aus, um die technologischen Voraussetzungen für eine systemmedizinisch orientierte, kooperative Forschung zu schaffen.

Die Omics-Plattform des Instituts ist auf Hochdurchsatz-Technologien und die Bearbeitung und Analyse klinischer Proben spezialisiert. Es entstehen ein Genomics Center mit moderner Geräteausstattung für Next-Generation-Sequencing sowie eine Proteomics- und eine Metabolomics-Einheit, ausgestattet mit neuesten Massenspektrometern. Die notwendige bioinformatorische Expertise zur Auswertung der systemmedizinischen und klinischen Daten wird unter dem Dach des BIG Center of Bioinformatics etabliert. Die für das wissenschaftliche Rechnen notwendigen Rechenkapazitäten werden in einem eigenen Rechenzentrum auf dem Campus Buch untergebracht. An weiteren Technologieplattformen sind Service-Einheiten etabliert und werden eigene Forschungsarbeiten durchgeführt, beispielsweise Stammzellen, medizinische bildgebende Verfahren, transgene Techniken und Chemische Biologie (in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie).

Nachwuchsförderung

Im Berliner Institut für Gesundheitsforschung soll eine neue Generation von translational orientierten Wissenschaftlern ausgebildet werden. Diese Aus- und Fortbildungsprogramme werden unter dem Dach der BIG Biomedical Academy vereint. Das Spektrum der Aktivitäten umfasst sowohl Stipendien/Förderungen als auch Trainingsangebote für Studierende, Doktoranden und PostDocs und Weiterbildungen für Fachärzte.

Finanzierung

Die Finanzierung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung erfolgt im Verhältnis 90:10 (Bund:Land). Gemeinsam stellen der Bund und das Land Berlin dem Institut rund 300 Millionen Euro bis 2018 zur Verfügung. Mit einer „Privaten Exzellenzinitiative“ unterstützt zudem die Unternehmerin und Stifterin der Stiftung Charité, Johanna Quandt, in den kommenden zehn Jahren den Aufbau des Instituts mit insgesamt bis zu 40 Millionen Euro. Diese Fördermittel werden von der Stiftung Charité verwaltet.

Weblinks

Einzelnachweise

Einzelnachweise

  1. Alexandra Hensel: Pressemitteilung: Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung setzt auf neue Ansätze für personalisierte Prävention und Behandlung von ungelösten, schweren Gesundheitsproblemen // Erste Sitzung des Aufsichtsrats am 29. Juni 2016. 30. Oktober 2016, abgerufen am 18. Oktober 2016.