Blachernen-Palast

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Reste der Mauern des Blachernen-Palastviertels

Der Blachernen-Palast (griechisch Βλαχερναί, türkisch Blaherna Sarayı) war ein Palastviertel im Norden von Konstantinopel zwischen der Chora-Kirche, dem Adrianopel-Tor und dem Goldenen Horn.

Residenz der Kaiser

Von Kaiser Manuel I. Komnenos in der 14. Stadtregion verstärkt, wurde der Palast, der bereits im Jahr 1031 erstmals in den Quellen auftaucht, im Laufe der Zeit immer wieder erweitert. Nachdem er schon vor 1204 von den byzantinischen Kaisern als Residenz benutzt worden war, wurde der Blachernen-Palast nach der Eroberung und Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzritter der Wohnsitz der lateinischen Kaiser.

Als Michael VIII. 1261 das Byzantinische Reich restaurierte, zog der Hof zunächst in den Großen Palast. Doch er residierte bald in den Blachernai, wo er auch seine Triumphfeier anlässlich des Sieges über die Armee Karls von Anjou 1281 beging. Unter seinem Nachfolger Andronikos II. jedoch wurde der Blachernen-Palast endgültig zur Kaiserresidenz, da der Große Palast in einen Zustand des Verfalls geraten war, der ihn unbewohnbar machte.

Der letzte Basileus, Konstantin XI. starb mit dem Schwert in der Hand bei einem letzten Angriff der Osmanen unter Sultan Mehmed II. am Blachernen-Tor.

Beschreibung

Auf einer Fläche von 2 km² umfasst das Palastviertel ein Gebiet von der Theodosianischen Landmauer bis zu den Mauern von Herakleios. Von seiner monumentalen Gesamtheit sind nur einige wenige Gebäudeteile erhalten. Nach der Eroberung der Stadt durch die Osmanen wurde der Palast aufgegeben und verfiel.

Dem Blachernen-Palast fügte jeder Kaiser während seiner Herrschaft Gebäude nach seinem Bedarf hinzu oder ließ Teile des Komplexes erneuern. Diese Bauten erhielten den Namen des Kaisers, der sie errichten ließ. Beim Fall von Konstantinopel im Mai 1453 umfasste das Palastviertel hauptsächlich die folgenden Gebäude:

Gottfried von Bouillon und Barone im Kaiserlichen Palast von Alexios I. Komnenos

Komnenen-Palast

Der gewaltige Palast des Alexios I. Komnenos beherrschte das Umland am Goldenen Horn und einen Teil der Stadt. Dem Hauptgebäude, in dem sich die Kaiserappartements, der Thronsaal und andere Empfangssäle befanden, schloss sich im Westen ein weiteres Gebäude mit Empfangssälen an. 1453 aufgegeben, wurde er später in ein Gefängnis umgewandelt, dessen drei Stockwerke zwölf Säle umfassten. An seiner Stelle steht heute die Moschee Ayvaz Efendi und die Ruine des Klosters Emin Buhari.

Anastasios-Palast

Der Anastasios-Palast, dessen Lokalisierung heute schwierig ist.

Porphyrogennetos-Palast

Der Porphyrogennetos-Palast, der sich zwischen dem Adrianopel-Tor Edirnekapı und dem Kaligaria-Tor Eğrikapı befindet, wurde zwischen 1261 und 1291 von Konstantin Palaiologos, einem Sohn von Kaiser Michael VIII. erbaut, seine Grundmauern stammen aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Dieser Palast ist das einzige bedeutende Beispiel der weltlichen byzantinischen Architektur Konstantinopels, das bis heute erhalten blieb.

Blachernen-Kirche

Die Blachernen-Kirche, Sankt Maria von Blachernae, griechisch Θεοτòκος τών Βλαχερνών Theotókos tón Blachernón, türkisch Meryem Ana Kilisesi, war wegen ihrer Nachbarschaft zum kaiserlichen Palast die zweitwichtigste Kirche Konstantinopels nach der Hagia Sophia. Ein erstes Kirchengebäude war 452 von der Kaiserin Aelia Pulcheria an dieser Stelle errichtet worden, um das heilige Kleid Marias (Grabgewand) und ihre Tücher aufzubewahren (Fest der Niederlegung der Muttergottesgewänder).

473 ließ Kaiser Leo I. eine neue Kirche in der Nähe der Kapelle der Pulcheria erbauen, der er den Namen Sankt Maria von Blachernae gab. Seit dem späten 5. Jahrhundert wurde hier auch das Maphorion, der langen blaue Schleier der syrischen Frauen, den Maria getragen hatte, in einer Hagia Soros genannte Rotunde verwahrt. [1]

Justinian I., Basileios I. der Mazedonier und Leo VI. erneuerten und verschönerten die Blachernen-Kirche. Befürworter einer Authentizität des Turiner Grabtuchs vertreten oft die u. a. von dem Historiker Ian Wilson vertretene These, dass hier von 1150 bis 1204 hinter Bronze- und Silbertüren das Turiner Grabtuch aufbewahrt wurde und dieses mit dem Abgar-Bild identisch ist. Die Byzanzexpertin Averil Cameron lehnt diese Auffassung, u.a. wegen zu großer Unterschiede in der historischen Beschreibung des Abgar-Bildes verglichen mit dem Grabtuch, jedoch ab. Während der Belagerung im 4. Kreuzzug wurde das Abgar-Bild in die Blachernen-Kirche gebracht, aus der es nach der Eroberung und Plünderung der Stadt 1204 verschwand. Johannes VI. Kantakuzenos ließ sich 1347 in der Blachernen-Kirche zum Kaiser krönen. 1434 zerstörte sie ein Brand.

Turm des Anemas

Der Turm des Anemas wurde nach Michael Anemas benannt, einem Mitglied der Kaiserfamilie, der unter Kaiser Alexios I. hier eingeschlossen war. Das Gefängnis des Anemas ließ Kaiser Isaak II. Angelos mit Bäumen bepflanzen. Die Reste dieser hängenden Gärten in kann man noch heute in Istanbul sehen. Von August 1376 bis Juni 1379 hielt Andronikos IV. seinen Vater Kaiser Johannes V. und seinen Bruder Manuel II. im Anemas-Turm gefangen.

Turm des Isaak Angelos

Der Turm des Isaak Angelos, erhielt seinen Namen nach 1204 in Erinnerung an Kaiser Isaak II., der dort gefangen gehalten wurde. Die Ruinen des Turms des Isaak Angelos können besichtigt werden.

Kastellion

Vom Kastellion, einer kleineren Festung aus konnte das Blachernen-Tor überwacht werden. Die Befestigungsanlage hatte vier große und drei kleinere Türme.

Blachernen-Tor

Das Blachernen-Tor war ursprünglich ein einfaches Stadttor. Es wurde später für die Kaiser reserviert, als der Blachernen-Palast kaiserlicher Wohnsitz wurde.

Literatur

  • Ruth Macrides: The “other” palace in Constantinople: the Blachernai, in: Michael Featherstone, Jean-Michel Spieser, Gülru Tanman, Ulrike Wulf-Rheidt (Hg.): The Emperor's House. Palaces from Augustus to the Age of Absolutism, de Gruyter, 2015, S. 159-168.

Einzelnachweise

  1. Franz Slump: Gottes Zorn – Marias Schutz. Pestbilder und verwandte Darstellungen als ikonographischer Ausdruck spätmittelalterlicher Frömmigkeit und als theologisches Problem., 3.2.6. Der Schutzmantel der Madonna in der orthodoxen Christenheit. Münster 2000

Weblinks

Commons: Byzantinische Paläste in Konstantinopel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 41° 2′ 18,4″ N, 28° 56′ 27,8″ O