Blaumeier-Atelier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Dezember 2015 um 23:40 Uhr durch Wetterwolke (Diskussion | Beiträge) (def weblink erl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Blaumeier-Atelier im Bremer Stadtteil Walle ist ein eingetragener Verein, in dessen Werkstatt Künstler mit und ohne Behinderungen (bzw. Künstler mit und ohne geistige Erkrankungen) gemeinsam bildende oder darstellende Kunst produzieren.

Konzept

Blaumeier-Maskenkünstler beim Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen

Das Besondere an dem Blaumeier-Konzept ist, dass hier behinderten Künstlern zusammen mit nichtbehinderten Künstlern (ebenso Künstlern mit und ohne psychischer Erkrankung) eine Gelegenheit geboten wird, sich selbständig kreativ in Gruppenarbeit zu betätigen und sich gleichberechtigt auf Augenhöhe ausdrücken zu können, was sowohl für die Teilnehmer als auch für die Leiter gilt (siehe dazu den Artikel Inklusion). Es existieren Malgruppen, Theatergruppen, eine Fotografiegruppe, eine Literaturgruppe, Maskentheater, einen Chor (Chor don Bleu) und weitere.

Geschichte

Das Klinikum Bremen-Ost betrieb bis in die Achtziger Jahre mehrere Außenstellen, unter anderem auch eine langzeitpsychiatrische Abteilung im Kloster Blankenburg bei Oldenburg. Im Zuge der Psychiatriereform (siehe auch Psychiatrie-Enquête) wurde diese Außenstelle aufgelöst und die Patienten zurück nach Bremen geholt, wo 1986 das Blaumeier-Atelier und schon 1985 ihr Schwesterprojekt – die Blaue Karawane – gegründet worden sind.[1][2][3]

Inszenierungen und Projekte

Das Blaumeier-Atelier und ihre Künstler haben im Laufe der Jahre viele Auszeichnungen erhalten und genießen ein hohes Renommee; die Süßen Frauen, eine der Theatergruppen, wurden beispielsweise nach Südafrika eingeladen und die Malgruppe stellte unter anderem 1998 und 2003 Bilder im Generalkonsulat in New York aus. Der Film Verrückt nach Paris, der 2002 in die Kinos kam, konnte die Bekanntheit des Blaumeier-Ateliers auch überregional enorm steigern.

Einige beispielhafte Aufführungen und Projekte
  • 1986: Zorro, der gerechte Rächer
  • 1987: Die Beerdigung der Sardine (Straßentheater) und Ball der schrägen Vögel (erster Karnevalsumzug)
  • 1988: Sissi in Nöten, Chanella und Zuckerjungs
  • 1989: Schwesterchen, was machst Du, weinst Du oder lachst Du?; erste große Blaumeier-Ausstellung in der Unteren Rathaushalle
  • 1990: Premiere von Jakobs Krönung, das im Jahr darauf für Blaumeier in Dublin den EUCREA-Kulturpreis gewann
  • 1991: Herzstaub
  • 1992: Blaumeier goes London – Ausstellung von 50 Gemälden bei SmithKline Beecham; Aufführungen von Das unglaubliche Verschwinden des Museumswärters Hermann K. aus B. im Waldau-Theater
  • 1993: Fast Faust und Goethöse
  • 1994: Art and Soul-Ausstellung in der Städtischen Galerie; Theaterstück Im Feuer der roten Laterne
  • 1995: Ausstellung Fattoria Azzura – Pizza, Pasta und Pigment; Premiere von Verbrochene Herzen; Granat-Ausstellung
  • 1996: Vorwärts und rückwärts geht es voran, präsentiert von der Halbmaskengruppe; Theaterstücke Wäschestück und Schöne Aussichten
  • 1997: Wanderausstellung Von 9 Wegen; Ausstellung Tidenhub; Premiere des Stückes Grindkopf mit anschließender Tour durchs Ruhrgebiet
  • 1998: L’Amfiparnaso, Madrigalkomödie mit der Halbmaskengruppe; Elfenbeinander – ein Panodrama mit Faun und Flora mit 150 Mitwirkenden im Bremer Bürgerpark; Maskenshow Kanale Grande; Gemäldeausstellung im deutschen Generalkonsulat in New York
  • 1999: Last Faust
  • 2000: Ausstellung Irre gut und knackig
  • 2001: Premiere von Die Abreisser
  • 2002: Verrückt nach Paris (Kinofilm von Eike Besuden); Terra Magica, die dritte FreiNacht vor ca. 7000 Zuschauern; Ausstellung Blauer Zinnober
  • 2003: FreiNacht All überAll; diverse Ausstellungen unter anderem wieder in New York; Bremer Tatort mit Blaumeier-Beteiligung
  • 2004: FreiNacht anno 1404; Premiere von Carmen
  • 2005: Premiere von Hereinspaziert in der Speicherbühne im Speicher XI; Malreise nach Lettland
  • 2006: Ausstellung von Häfen, Schiffen und viel Meer in Kooperation mit lettischen Künstlern, im Folgejahr Wanderausstellung
  • 2007 und 2008: Suite Elisabeth (Theaterstück)
  • 2008 und 2009: Danse Maskabre (Maskentheater)
  • 2009: Ja, ich will! (Maskentheater, unter anderem mit Thomas C. Zinke)
  • 2009: In 80 Tagen um die Welt (Theateraufführungen und Tournee 2010)
  • 2010: Dem Himmel so nah (Aufführungen der Maskengruppe)
  • 2010, 2011, 2012: Aufführungen von Mieder und Millionen (Theaterstück)[4]
  • Anlässlich der Edvard Munch-Ausstellung in der Kunsthalle Bremen wurde in Kooperation mit dieser eine eigene Munch-Ausstellung des Blaumeier-Malateliers 2011 und 2012 in Bremen und 2012 in Lettland auf die Beine gestellt.[5][6]
  • 2011: Premiere von Emden Außenhafen – Ein szenischer Liederabend (Theaterstück)[7]; Premiere von Don Quijote (Theaterstück)[8]
  • 2012: Weihnachts-Tagesschau (Krippenspiel/Theater)[9]
In Vorbereitung
  • Ab Sommer 2013 soll das Stück Orpheus des Theaterensembles aufgeführt werden.[10]
  • Für Ende 2013 ist eine Ausstellung der Fotogruppe geplant, die konzeptionell eine Hommage an die Fotografen August Sander und Willy Römer sein wird.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Zwei verschiedene Socken. Buchveröffentlichung von 1994
  • Blaumeier. Das Buch.[19]
  • Kunstbuch mit Werken von Bremer und lettischen Künstlern, die im Rahmen von der Ausstellung Häfen, Schiffen und viel Meer entstanden sind (2007)[20]
  • MenschenOrte – Blaumeier schreibt – Texte der Schreibwerkstatt (2010)[21][22]
  • Chor Don Bleu (Musik-CD, 2012)

Sonstiges

1992 wurde von Anja Telscher der Dokumentarfilm Blaumeier gedreht.[23]

1998 gründete sich in Anlehnung an Blaumeier in Oldenburg das Blauschimmel-Atelier.[24]

Weblinks

Commons: Blaumeier-Atelier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. blaumeier.de: Ein Teil von Bremen wie die Stadtmusikanten. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  2. blaumeier.de: Selbstbestimmung. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  3. blauekarawane.de: Geschichte. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  4. blaumeier.de: Theater-Archiv -Mieder und Millionen. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  5. blaumeier.de: Der letzte Schrei! Blaumeiers Maler auf den Spuren von Edvard Munch. Abgerufen am 28. Dezember 2015.
  6. weser-kurier.de: Künstler des Blaumeier-Ateliers haben eigene Werke zu Edvard Munch gemalt. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  7. blaumeier.de: Theater-Archiv – Emden Außenhafen. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  8. blaumeier.de: Theater-Archiv – Don Quijote. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  9. weser-kurier.de: Das Publikum hechelt mit Maria mit. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  10. weser-kurier.de: Blaumeier und die Unterwelt. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  11. spiegel.de: Spiel mit Witz und Wahn (Artikel der Printausgabe des Spiegels 26/1991). Abgerufen am 13. Februar 2013.
  12. deutscher-buergerpreis.de: Kategorie Alltagshelden. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  13. taz.de: Blaues Leben in der Überseestadt. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  14. taz.de: Kulturpreis für Bremens Blaue. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  15. taz.de: Anstöße für eine neue Normalität. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  16. radiobremen.de: Bremer Stadtmusikantenpreis – Preisträger 2011. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  17. weser-kurier.de: Blaumeier-Atelier: die normal-verrückten Botschafter. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  18. taz.de: Kulturpreis für Bremens Blaue. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  19. blaumeier.de: Blaumeier. Das Buch. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  20. blaumeier.de: Von Häfen, Schiffen und viel Meer. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  21. blaumeier.de: Unser Buch. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  22. weser-kurier.de: Blaumeier schreibt. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  23. filmbuero-bremen.de: Blaumeier, ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 1992. Abgerufen am 13. Februar 2013.
  24. blauschimmel-atelier.de: Wir über uns. Abgerufen am 13. Februar 2013.

Koordinaten: 53° 6′ 15″ N, 8° 47′ 2″ O