Blautia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blautia

Blautia celeris

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Bacillota
Klasse: Clostridia
Ordnung: Eubacteriales
Familie: Lachnospiraceae
Gattung: Blautia
Wissenschaftlicher Name
Blautia
Liu et al. 2008

Blautia ist eine Gattung von Bakterien. Die Arten kommen im Darmtrakt von Säugetieren, einschließlich des Menschen, vor. Die probiotischen Wirkungen der Gattung wurden intensiv untersucht.[1]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einzelnen Arten von Blautia sind nicht beweglich, die Zellgrößen liegen im Bereich von 1,0–1,5 Mikrometer in Breite und 1,0–3,0 Mikrometer in Länge. Bei der Mehrzahl der Stämme wurde keine Bildung von Sporen beobachtet.

Stoffwechsel und Wachstum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten sind anaerob, der Stoffwechselweg ist die Gärung. Einige Arten sind auch in der Lage, Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff durch die Acetogenese zur Energiegewinnung zu nutzen. Kohlenstoff dient hierbei als Elektronenakzeptor. Hierzu zählen z. B. Blautia hydrogenotrophica und Blautia schinkii.[2][3] Für die meisten bis 2021 beschriebenen Arten liegt die optimale Temperatur bei 37 °C und der beste pH-Wert für das Wachstum beträgt 7,0.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Blautia zählt zu der Familie Lachnospiraceae. Diese Familie wird zu der Ordnung Eubacteriales gestellt. Eubacteriales wurden früher als Clostridiales bezeichnet. Laut LPSN (List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature) ist Eubacteriales der nun geltende Name für diese Ordnung. Ähnliches gilt auch für die Abteilung Bacillota, zuvor wurde sie als Firmicutes bezeichnet.

Blautia wurde aufgrund einer Beschreibung einer zuvor nicht bekannten Bakterienart (Blautia wexlerae) und aufgrund von genetischen Untersuchungen der 16s-rRNA bereits beschriebener Arten neu eingeführt. Hierbei wurden einige Arten von Ruminococcus und die Art Clostridium coccoides zur Gattung Blautia gestellt. Die Art Blautia coccoides ist die Typusart.

Der Name Blautia wurde zu Ehren von Michael Blaut, einem deutschen Mikrobiologen, in Anerkennung seiner zahlreichen Beiträge zur gastrointestinalen Mikrobiologie des Menschen gewählt.

Es folgt eine Liste einiger Arten:[4]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arten von Blautia wurden aus Darm und Kot isoliert. Sie wurden auch in Pansen und Abwässern gefunden. Es folgt eine Tabelle mit Angaben der Fundorte:

Art Fundort
Blautia caecimuris Blinddarm einer Maus
Blautia coccoides (Clostridium coccoides) Kot einer Maus
Blautia hansenii (Ruminococcus hansensii) menschlicher Kot
Blautia hydrogenotrophica (Ruminococcus hydrogenotrophicus) menschlicher Kot
Blautia luti (Ruminococcus luti) menschlicher Kot
Blautia obeum (Ruminococcus obeum) menschlicher Kot
Blautia producta (Ruminococcus productus) Sputum
Blautia schinkii (Ruminococcus schinkii) Pansen von Lämmern
Blautia glucerasea Hundekot

Probiotische Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blautia zählt zu der Großgruppe der Firmicutes (in der Taxonomie seit 2021 auch als Bacillota bezeichnet). Hier sind viele Arten vereinigt, die im Verdauungstrakt vom Menschen und anderen Vertebraten vorkommen. In den Familien Ruminococcaceae und Lachnospiraceae ist hier die Mehrheit der Darmbakterien zu finden.[1] Vertreter der Gattung Blautia machen etwa 3–11 % der menschlichen Darmmikroflora aus.[5]

Blautia ist von besonderem Interesse, da es zur Linderung von Entzündungs- und Stoffwechselkrankheiten beiträgt und eine antibakterielle Wirkung gegen bestimmte Bakterien besitzt. Mehrere Arbeiten weisen darauf hin, dass die Zusammensetzung und die Veränderungen der Blautia-Population im Darm mit zahlreichen Faktoren wie z. B. Alter des Wirts, Herkunft, Ernährung, Genotyp und Gesundheit zusammen hängen. Es hat sich auch gezeigt, dass diese Gattung andere Darmmikroorganismen beeinflussen kann.[1] Verschiedene Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass im Darm von gesunden Menschen mehr Bakterien der Gattung Blautia vorkommen, als im Vergleich zu von Patienten mit psychiatrischen Störungen, wie Autismus und Schizophrenie.[6]

Die Art Blautia hansenii scheint außerdem gegen Adipositas einsetzbar zu sein. So wurden bei Menschen mit mehr viszeralem Fett weniger Blautia hansenii in ihrem Darmtrakt gefunden. Dies ist unabhängig von Alter oder Geschlecht.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikispecies: Blautia – Artenverzeichnis

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Xuemei Liu, Bingyong Mao, Jiayu Gu, Jiaying Wu, Shumao Cui, Gang Wang, Jianxin Zhao, Hao Zhang, Wei Chen: Blautia —a new functional genus with potential probiotic properties? In: Gut Microbes. Band 13, Nr. 1, 1. Januar 2021, ISSN 1949-0976, doi:10.1080/19490976.2021.1875796 (tandfonline.com [abgerufen am 20. Oktober 2023]).
  2. F. Rieu-Lesme, B. Morvan, M. D. Collins, G. Fonty und A. Willems: A new H2 / CO2-using acetogenic bacterium from the rumen: Description of Ruminococcus schinkii sp. nov. In: FEMS Microbiology Letters, Band 140, Ausgabe 2–3, Juli 1996, S. 281–286, doi:10.1111/j.1574-6968.1996.tb08350.x
  3. A. Bernalier, Anne Willems, Marion Leclerc, Violaine Rochet und Matthew D. Collins: Ruminococcus hydrogenotrophicus sp. nov., a new H2/CO2-utilizing acetogenic bacterium isolated from human feces In: Archives of Microbiology Band 166, S. 176–183 (1996) DOI:10.1007/s002030050373
  4. Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Classification of domains and phyla – Hierarchical classification of prokaryotes (bacteria). In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 24. Oktober 2023.
  5. a b Masaki Shibata, Naoki Ozato, Harutoshi Tsuda, Kenta Mori, Keita Kinoshita, Mitsuhiro Katashima, Yoshihisa Katsuragi, Shigeyuki Nakaji, Hayato Maeda: Mouse Model of Anti-Obesity Effects of Blautia hansenii on Diet-Induced Obesity. In: Current Issues in Molecular Biology. Band 45, Nr. 9, 26. August 2023, ISSN 1467-3045, S. 7147–7160, doi:10.3390/cimb45090452, PMID 37754236, PMC 10528399 (freier Volltext) – (mdpi.com [abgerufen am 24. Oktober 2023]).
  6. Ji-Hee Shin, Chong-Su Kim, Lina Cha, Sojeong Kim, Seokoh Lee, Suyeon Chae, Woo Young Chun, Dong-Mi Shin: Consumption of 85% cocoa dark chocolate improves mood in association with gut microbial changes in healthy adults: a randomized controlled trial. In: The Journal of Nutritional Biochemistry. Band 99, Januar 2022, S. 108854, doi:10.1016/j.jnutbio.2021.108854 (elsevier.com [abgerufen am 18. Oktober 2023]).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Xuemei Liu, Bingyong Mao, Jiayu Gu, Jiaying Wu, Shumao Cui, Gang Wang, Jianxin Zhao, Hao Zhang, Wei Chen: Blautia —a new functional genus with potential probiotic properties? In: Gut Microbes. Band 13, Nr. 1, 1. Januar 2021, ISSN 1949-0976, doi:10.1080/19490976.2021.1875796 (tandfonline.com [abgerufen am 20. Oktober 2023]).