Brotstraße (Trier)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. August 2016 um 15:49 Uhr durch JamesP (Diskussion | Beiträge) (fixed typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Brotstraße
Wappen
Wappen
Straße in Trier
Brotstraße
Brotstraße
Basisdaten
Ort Trier
Ortsteil Mitte
Querstraßen Grabenstraße, Hosenstraße, Konstantinstraße, Jesuitenstraße, Fahrstraße, Neustraße
Plätze Hauptmarkt, Kornmarkt
Bauwerke Jesuitenkolleg Trier
Technische Daten
Straßenlänge 350 m

Die Brotstraße ist eine Straße in der Trierer Innenstadt. Sie ist eine der Hauptgeschäftsstraßen der Stadt und seit 1977 Fußgängerzone.

Verlauf

Sie ist eine der beiden Straßen, die südlich vom Hauptmarkt wegführen. In der Nähe des Viehmarktplatzes geht sie in die Neustraße über. Sie läuft weitgehend in einem Winkel von etwa 40 Grad zur Fleischstraße, die ebenfalls am Hauptmarkt, etwa 40 m nordwestlich, beginnt und in Richtung Südwesten zur Römerbrücke verläuft.

Geschichte

Die Straße ist seit 1222 urkundlich belegt, ist jedoch sicherlich älter. Die Straße ist nach den Verkaufsständen der Bäckerzunft benannt, die einst auf der östlichen Seite des Hauptmarktes standen und sich zumeist in die Straße weiter fortsetzten.[1]

Kulturdenkmäler

Jesuitenkolleg

In der Brotstraße befinden sich insgesamt sechs Kulturdenkmäler und die Denkmalzone Brotraße 25-27. Viele historische Gebäude in der Straße wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die meisten Gebäude entstanden zwischen 1820 und 1850.[2][3][4]

An der Straße befindet sich auch das ehemalige Jesuitenkolleg Trier. Am Haus in der Brotstraße 40 befindet sich eine Nischenfigur des Heiligen Philippus sowie in der Brotstraße 41 eine Plastik Johannes des Täufers.[3]

Im Folgenden sollen einige herausragende Gebäude näher beschrieben werden, insbesondere auch solche, von denen heute nichts mehr erhalten ist:

Bürgerhaus an der Brotstraße 1

Bei dem im Krieg zerstörten Gebäude handelte es sich um ein barockes Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert. Das Gebäude stach durch sein breites Gestaltungsspektrum hervor, war jedoch im Bezug auf Schmuckelemente recht schlicht gehalten. Das schmucklose Gebäude war zweigeschossig, hatte fünf Achsen sowie einen zentralen Eingang, der über fünf Eingangsstufen zu erreichen war. Das Gebäude besaß ein Mansarddach. Das Gebäude war straßenbildprägend, fiel jedoch einem Luftangriff auf Trier zum Opfer. Ein noch erhaltenes Gebäude in der Krahnenstraße ist ähnlich gestaltet.[2]

Gebäude in der Denkmalzone Brotstraße 25–27

Brotstraße 25/26
Brotstraße 26/27

Bei den Gebäuden der Denkmalzone handelt es sich um vier dreigeschossige Häuser an der Ecke zwischen dem Renaissancewestflügel des ehemaligen Jesuitenkollegs an der Brotstraße und dem Kollegvorhof an der Jesuitenstraße. Die straßenbildprägende Eckbebauung dokumentiert die von der Mitte bis in die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts erfolgte uneinheitliche Neubebauung und Teilerneuerung von Wohnhäusern, deren älteste heute noch erkennbare Bausubstanz in das 17. und frühe 18. Jahrhundert zurückreicht. Bei dem Umbau zweier Häuser (Eckhaus Nr. 25 und 26) ist der charakteristische Wechsel von der giebelständigen zur moderneren, traufständigen Bauweise sichtbar.[5]

Das Eckhaus Brotstraße 25 mit seinen scheitelsteinbetonten Stichbogengewänden in beiden Obergeschossen ist ein Traufenhaus des 18. Jahrhunderts und geht auf einen 1719 durch die Jesuiten errichteten Neubau zurück. Dieser trat vermutlich noch um 1830 mit einer zweigeschossigen, abgewalmten Giebelfront in Erscheinung und wurde angeblich erst 1869 aufgestockt. Gleichzeitig erfolgte der heute noch bestehende klassizistische Ladeneinbau im Erdgeschoss, für den die Pilasterkapitelle entfernt wurden. Der quer zur Brotstraße tonnengewölbte, tiefe Einraumkeller dürfte noch dem Ursprungsbau des frühen 18. Jahrhunderts zuzuweisen sein. Das in der Jesuitenstraße anschließende, gleich hohe Dreifensterhaus – ebenfalls Brotstraße 25 – richtet sich mit seiner Traufenfassade nach dem um 1867 durch den Baumeister G. König neuverfassten Alignementplan der Jesuitenstraße.[5]

Haus 26 dürfte sogar in das 17. Jahrhundert zurückreichen. Anhaltspunkt für diese Datierung bietet sein rückseitiger, abgewalmter Giebel, der ein noch in der für die Renaissance typischen Tradition stehendes, dreiteiliges und gestaffeltes, reich profiliertes Stockfenster aufweist. Die Straßenfassade ließ der Kaufmann Friedrich Rebmann nach Entwurf des Maurer- und Zimmermeisters Joseph Weis von 1854 neu erbauen. Die Ladenfront wurde um 1900 umgebaut.[5] Das Café trägt den Namen „Café 1900“.

Hausnummer 30

Das Haus Brotstraße 30 stammte aus der Zeit um 1790, ist jedoch nicht mehr erhalten. Obwohl es sich barocker Formen wie der des segmentbogigen und des runden beziehungsweise ovalen Fensters bediente, war sein Erscheinungsbild nicht mehr typisch für den Barock, denn das eher Lagerhafte, was an den Häusern barocken Typs wie auch noch an dem Gebäude Brückenstraße 27 zu finden ist, ist hier gegen eine schmale, mehr in die Höhe orientierte Form ausgewechselt worden; bei einer Breite von drei Achsen betrug die Höhe des Gebäudes bis an den Giebel bereits vier Geschosse, und sogar fünf, wenn man das große und relativ flache Frontispiz mitrechnen sollte. Die Proportionen des Barockbaues waren gleichsam in die Senkrechte gekippt. Eine weitere Veränderung barocker Bauauffassung zeigte sich beim Bürgerbau an der Gestaltung der Fenstergewände. Es ist typisch für die barocken Antikenbezüge im späten 18. Jahrhundert.[2]

Haus Löwenstein (Hausnummer 31)

Das sogenannte Haus Löwenstein wurde um 1810 von dem Krämer und Stadtrat Grach errichtet. Es war mit dem Haus Fahrstraße 1 über den barock-klassizistischen Tenor verbunden: Die dieser Fassade vorangehende war die barocke Fassade eines dreigeschossigen und möglicherweise siebenachsigen Gebäudes. Der zentrale Eingang bestand wahrscheinlich bereits früher. Die linke und rechte Erdgeschossachse mit ihren breiteren Fenstern und ohne Kellerlichtöffnungen waren vermutlich einst Ladentüren. Interessant ist auch, dass bei dem Umbau bis auf die Rustizierung des Erdgeschosses durchgängig auf ältere Formen zurückgegriffen wurde. Die erhabenen Putzfelder zwischen den Stockwerken waren barocker Herkunft, ebenso die ebenfalls barocken Ecklisenen. Fremde Formen fehlten völlig. Mit seinem ionischen Pilaster am Eingang ähnelte es dem Schloss Monaise bei Zewen. Einige Teile der Fassade und der Portale wurden jedoch wieder aufgebaut[2]

Hausnummer 32

Brotstraße 32

Die Fassade des 1832 für den Buchdrucker und Stadtrat Jakob Lintz erbauten, 1944 kriegszerstörten Wohnhauses an der Hausnummer 32 liegt über dem Keller eines hochmittelalterlichen Vorgängerbaus. Dieser erhielt seinen Hausnamen "Zur Geiß" nach einem gleichnamigen Bewohner aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die beeindruckenden Kellerfragmente lassen eine in mindestens 2x3 Jochen kreuzgratgewölbte Pfeilerhalle des 12./13. Jahrhunderts erschließen. Ihre abgeschrägte und geknickte straßenseitige Wand dokumentierte die alte Bauflucht der Brotstraße. Herausragendes Merkmal, das schon an dem um 1800 erbauten Haus Brückenstraße 31 vorformuliert wurde, ist das sich über die gesamte Frontlänge erstreckende dreieckige und flachgeneigte Frontispiz, das als antikisierendes Repräsentationsmotiv die Fassade abschließt.[5] Das Gebäude ist, wie bereits erwähnt, nicht mehr erhalten, jedoch wurde die Fassade zum Teil rekonstruiert.[6]

Hausnummer 34

Das Gebäude an der Brotstraße 34 stammte laut Lay aus dem Jahre 1813 von dem Stadteinnehmer Lorenz Ladner und wurde von Eichler in das Jahr 1822 datiert. Aufgrund der in Trier besonders für die 1820er Jahre typischen Fassadengestaltung ist die spätere Jahreszahl wahrscheinlicher. Architekt war der stadtbekannte Baumeister Johann Georg Wolff. Das Gebäude ist eines der frühesten bekannten Gebäude Wolffs. Die Bezüge zu den für ihn typischen Formquellen sind hier jedoch noch nicht so deutlich ausgeprägt.[2]

Zur Blauen Hand (Hausnummer 41/42)

Brotstraße 41
Brotstraße 42

Es handelt sich um einen klassizistischen Bau aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Im Gebäude befindet sich das Geschäft Zur blauen Hand. Dieses wurde 1797 in Trier gründet. Es werden Kleidungsstücke für Männer, vor allem Jeans angeboten werden. Der Name rührt von der Indigofärbung an den Händen der Verkäufer in früheren Zeiten durch Färbung der Jeans.[7]

Hausnummer 45

Das Haus an der Brotstraße 45 wurde nach Datierung von Bunjes/Brandts um 1820 errichtet. Nach Art und Intensität der Ornamentik der Fassade sowie vergleichender Datierung jedoch erscheint die Errichtung in der Zeit um 1830 wahrscheinlich. Die erste Hälfte der 1820er Jahre ist gekennzeichnet durch eine eher verhaltene Ornamentik, wie auch am oben erwähnten nicht mehr erhaltenen Gebäude an der Brotstraße 34 und am Kasino Kornmarkt zu sehen ist. Möglicherweise ist auch dieses Gebäude von Wolff, denn die ädikulaartigen Verdachungen der beiden äußeren Beletagefenster finden sich in ähnlicher, wenngleich weniger reduzierter Form auch am Kasinobau. Die vegetabilen Giebelfelder mit den Eckakroterien im Brüstungs- und Sturzbereich des Erkers zeigte der Schinkelbau der Irrenanstalt an den Fensterverdachungen des Obergeschosses. Die sich verjüngenden Konsolen, die den zweiten Erkerstock tragen, zeigen Wolffs Bauten Neustraße 15. Es besteht zudem Ähnlichkeit mit Berliner Bauten des ersten Jahrzehntes des 19. Jahrhunderts.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Emil Zenz: Straßennamen der Stadt Trier: Ihr Sinn und ihre Bedeutung. Hrsg.: Kulturbüro der Stadt Trier. 5. Auflage. Trier 2006, DNB 455807825 (1. Auflage 1961).
  2. a b c d e f Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997, ISBN 3-88476-280-X.
  3. a b Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Trier. Koblenz 2010 (PDF; 1,2 MB [abgerufen am 7. September 2015]).
  4. Helmut Lutz, Städtische Denkmalpflege (Hrsg.): Verzeichnis der seit 1930 untergegangenen denkmalwerten Bauanlagen. Denkmalpflege in Trier, 1975.
  5. a b c d Patrick Ostermann (Bearb.): Stadt Trier. Altstadt. (= Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 17.1). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001, ISBN 3-88462-171-8.
  6. Richard Hüttel, Elisabeth Dühr (Hrsg.): Klassizismus in Trier. Photos aus der Sammlung Prof. Wilhelm Deuser. Trier 1994 (Katalog des Städtischen Museums Simeonstift Trier zur Ausstellung vom 21. Januar bis 6. März 1994).
  7. Zur blauen Hand. Abgerufen am 8. September 2015 (Unternehmenswebsite).