Browning-System

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Das Browning-System ist ein Verschluss-System für Selbstladepistolen.

Erfinder dieses bis heute noch hauptsächlich vorkommenden Verschluss-Systems war der Amerikaner John Moses Browning (1855–1926). Bereits 1900 kam die erste mit seinem Verschlusssystem funktionierende Selbstladepistole Colt Modell 1900 im Kaliber .38 ACP auf den Markt. In verschiedensten, konstruktiv verbesserten Versionen findet das Browningsystem heute Anwendung, etwa bei Pistolen wie der Colt M1911 („Colt Government“), nach 1930 der FN High Power, nach dem Zweiten Weltkrieg der schweizerischen SIG P210 und den in Deutschland hergestellten Modellen Walther P88, P99 und PPS.

Verglichen mit anderen Systemen besticht das System von Browning besonders durch seine Einfachheit. Das System ist unempfindlich gegen Schmutz und Staub und hat sich als äußerst zuverlässig erwiesen. Die Produktionskosten sind im Vergleich zu anderen modernen Verschlusssystemen relativ niedrig. Grundsätzlich lassen sich die Browning-Verschluss-Systeme in drei Unterarten einteilen: das klassische Browning-Colt-System, dessen Weiterentwicklung Browning-FN-System sowie das Browning-Petter-System.

Funktionsweise

Das klassische Browning-Verriegelungssystem

Zerlegte Springfield Mil Spez M1911A1: gut zu erkennen die Verriegelungskämme oben am Laufende

Im Moment der Schussauslösung bilden Lauf und Verschluss (auch „Schlitten“ genannt) eine Einheit, da sie mittels zweier Verriegelungskämme auf dem Lauf und korrespondierende Nuten im Verschluss miteinander verbunden sind. Nach der Schussauslösung werden beide durch den Gasdruck nach hinten beschleunigt. Da das hintere Laufende über ein Kettenglied gelenkig mit dem Griffstück verbunden ist, wird es mit fortschreitender Rückwärtsbewegung nach unten gekippt und schert mit seinen Verriegelungskämmen aus den Nuten des Verschlusses aus. Das System ist entriegelt. Der Lauf wird durch Anschlagen des Lagerblockes am Widerlager des Griffstückes im Rücklauf gestoppt. Die zur Trennung von Lauf und Verschluss notwendige Strecke heißt Unterstellstrecke. Sie wird benötigt, um das System so lange verriegelt zu halten, bis sich der Gasdruck entspannt hat.

Colt M1911A1, Laufende mit Lagerblock und Kettenglied

Der Verschluss bewegt sich durch die ihm erteilte kinetische Energie weiter nach hinten und nimmt mit der Auszieherkralle die abgeschossene Patronenhülse mit, bis diese am Auswerfer anschlägt und aus dem Auswurffenster geschleudert wird. Im weiteren Rücklauf spannt der Verschluss die Schließfeder und den Abzugsmechanismus der Waffe. Am hinteren Totpunkt angelangt, wird der Verschluss durch die Schließfeder wieder nach vorne getrieben, nimmt mit dem Stoßboden die aus dem Magazin nachgerutschte Patrone mit und führt diese ins Patronenlager ein. Daraufhin wird der Lauf wieder mitgenommen und durch das Kettenglied und die Leitkurve vorne auf dem Lagerblock wieder nach oben in seine Ausgangsposition gebracht. Die Waffe ist wieder verriegelt und schussbereit.

Ursprünglich war der Lauf mit zwei Kettengliedern, eines vorne, eines hinten am Lauf, mit dem Griffstück verbunden. Beim Rücklauf wurde er parallel heruntergezogen, diese Waffen werden deshalb als Parallel Ruler bezeichnet. Die erste bei Colt in Serie hergestellte Browning-Pistole mit diesem System war das Colt Modell 1900, die letzte dieser Art war das Colt Military Model of 1905.

Das weiterentwickelte Browning-Verriegelungssystem (Browning-FN-System)

Im Rahmen seiner späteren Tätigkeit für die belgische Fabrique Nationale d’Armes de Guerre (FN) entwickelte Browning eine neue Version seines Systems. Das Funktionsprinzip bleibt gleich, das Entriegeln des Laufes erfolgt aber nicht mehr über ein beweglich gelagertes Kettenglied, sondern mittels einer fest am Lauf befindlichen Steuerkurve. Diese Variante wurde erstmals bei der FN GP 35 in Großserie hergestellt, inzwischen übersteigt die Anzahl der mit dieser Variante gefertigten Browning-Systeme vermutlich die Urversion.

Browningpistolen mit Masseverschluss

Die seit der Jahrhundertwende 1900 hergestellten Taschenpistolen von Browning im Kaliber 6.35 und die etwas größeren Pistolen im Kaliber 7,65 und 9 mm Browning kommen ohne Verriegelung aus – sie haben einen Masseverschluss. Die erste dieser Pistolen, die auf den Markt kam, war die in Belgien hergestellte FN Model 1900 Pistole und die FN Browning Modell 1910, in den USA war es das Colt Modell 1903 Hammerless. Bei diesen Pistolen ist der Lauf starr im Griffstück gelagert, und der Verschluss wird nur durch die Schließfeder in vorderster Stellung gehalten. Der Nachladevorgang entspricht dem der verriegelten Pistolen mit dem Unterschied, dass sich der Lauf nicht zurückbewegt.

Beim Schuss wird der Verschluss durch den auf die Hülse wirkenden Gasdruck nach hinten beschleunigt. Die Beschleunigung hängt vom Gasdruck sowie vom Verhältnis der nach vorne beschleunigten Masse (Geschoss plus ~1/2 Gasgewicht) zur nach hinten beschleunigten Verschlussmasse nach dem Impulserhaltungssatz ab. Aufgrund der Verschlussmasse ist die Beschleunigungsstrecke wesentlich kürzer als die zylindrische Hülse, was die Liderung gewährleistet. Im weiteren Rücklauf wird der Verschluss durch die Schließfeder gebremst und zum Nachladen wieder nach vorn gebracht. Zu bemerken ist, dass die Schließfeder im Verhältnis zur Verschlussmasse nur einen unbedeutenden Einfluss auf die Beschleunigungsphase des Verschlusses hat.

Literatur

Weblinks