Burham

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Burham
OS grid reference TQ 7277 6220
Bevölkerung 2019 1.254
Fläche 5.878 km²
Bezirk Tonbridge and Malling
Region Südwest
Grafschaft Kent
Land England
Nation UK, United Kingdom
Postleitzahl ME1 3SY
Vorwahl 0044-1634

Burham ist ein Dorf (civil parish) in dem Distrikt Tonbridge and Malling[1] in der Grafschaft Kent, England.[2] Die Ortschaft ist am Scheitelpunkt einer hufeisenförmigen Schleife (Prallhang) des River Medway in Sichtweite der Gemeinde Snodland am gegenüberliegenden Flussufer gelegen. Auch Blue Bell Hill und Aylesford sind Nachbarorte. Die Gemeinde ist über eine in der Nähe der auch historisch interessanten Kneipe Lower Bell[3] abgehenden Stichstraße namens Pilgrims Way von der Schnellstraße A229 road ausgehend zu erreichen. Diese Stichstraße ist der alte Pilgerweg nach Canterbury.[4][5] Teile des Gemeindegebietes sind als Area of Outstanding Natural Beauty (AONB) ausgewiesen.[6]

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name des Ortes leitet sich aus zwei altenglischen Begriffen her, deren Bedeutungen sich überschneiden. Die Silbe Bur leitet sich ab von burgh, was einen befestigten Ort beschreibt, aber die Silbe ham sich von hām ableitet, was Wohnsitz oder Haus bedeutet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gegend von Burham war schon in der Steinzeit wie auch zu keltischer Zeit besiedelt, wie auch teilweise noch erhaltene Reste von Kultstätten – wie die berühmteste von diesen Kit's Coty – zeigen. Die Gegend war auch Schauplatz der Schlacht vom Medway im Jahre 43 n. Ch. (Battle of Medway).[7] Ein Rest eines römischen Mithras-Tempels wurde 1892 in der Nähe der Kirche von Burham entdeckt sowie in Eccles eine römische Villa etwas mehr als 1 km südwärts der Kirche.[5] Auch zog durch das Gebiet eine Römerstraße, die von dem heutigen Hastings beginnend bei dem heutigen Rochester endete und deren Verlauf die heutige Schnellstraße A229 road abschnittsweise folgt.[8]

Vor der normannischen Eroberung gehörte Burham (wie auch das direkt benachbarte Snodland) zu Larkfield (hundred of Larkfield) in Kent und befand sich noch 1066 in den Händen von Leofwine Godwinson, Earl of Kent als Hauptlehensnehmer, dem Bruder des Königs Harold Godwinson.[9] Beide fielen in der Schlacht von Hastings. Im Domesday Book wird die Ortschaft im Jahre 1086 als Besitz des Hauptlehensnehmers Bischof Odo von Bayeux aufgezählt. Dieser hatte das Land wiederum an Ralph of Courbépine, Bischof von St Andrew in Rochester, weiter verlehnt. Als Bewohner wurden 15 Dorfbewohner, 20 Kleinbauern und 7 Sklaven aufgezählt, dazu gehörten 1 Mühle, Ackerland mit Mannschaft und Wiesen sowie Vieh. Der Wert des Besitzes wurde nach damaligem Maßstab mit £12, 6 shilling und 12 pence bemessen.[10]

Im 19. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Siedlung am Flussufer aufgegeben und an einen höhergelegenen Standort direkt in der Nähe verlagert. Die mittelalterliche Kirche St Mary’s wurde seitdem nicht mehr als Gemeindekirche genutzt; lediglich auf dem Friedhof fanden bis 1920 noch Belegungen statt. Die alte Kirche wurde durch die Arbeit einer Vereinigung namens The Friends of Friendless Churches gerettet. In der neu angelegten Ortschaft wurde durch E.W. Stephens aus Maidstone im Jahre 1881 eine neue Kirche im gotischen Stil errichtet, die aber ihrerseits wegen Baufälligkeit 1981 abgerissen wurde und deren historisch durchaus wertvolles Inventar in die alte noch bestehende Kirche verbracht wurde. Die neue Kirche war ebenfalls eine Marienkirche und wurde die Victorian church of St Mary genannt.[5][11] Neben der anglikanischen Gemeinde existiert noch eine Gemeinde der Methodisten, die auch die einzige innerorts gelegene Kirche haben.[12]

Bis zum 19. Jahrhundert war Burham ländlich geprägt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich hier ein Industriestandort, der hauptsächlich von Steinbrüchen und Zementindustrie geprägt war. Die Arbeiterschaft der expandierenden Industrie mit bis zu 12 Zementwerken benötigte Siedlungsraum, was Anlass für die Verlagerung der Ortschaft wie auch die Gründung einer Schule war.[5]

Zementindustrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die reichen Kalkvorkommen führten zur Entstehung der für diese Gegend typischen Zementwerke und Kalksteinbrüche, die die Rezeptur für den Portland-Zement entwickelten und diesen herstellen. Der Zement wird wegen seiner Ähnlichkeit in der Beschaffenheit zu dem natürlich vorkommenden Portland-Gestein (Portland Stone) so benannt.[5][13]

Das wohl führende Werk Burham Kilns gehörte in chronologischer Folge:

  • 1854–1859 Thomas Cubitt and Co.
  • 1859–1871 Webster and Co.
  • 1871–1900 Burham Brick, Lime and Cement Co. Ltd
  • 1900–1938 APCM (Blue Circle)

Das Werk hat 4 Kalköfen, die durch eigene Energieversorgung betreiben werden, das Werk musste nie Strom zukaufen. Ursprünglich wurde mit Dampfkraft gearbeitet, später wurde ein eigenes Elektrizitätswerk mit Gas betrieben. Derzeit liegt die Kapazität bei 5 Mio. t Materialproduktion.[13]

Blue Circle ist ein Zusammenschluss mehrerer Zementwerke, die überregional arbeiten. Die Blue Circle-Gruppe wurde zusammen mit weiteren Werken, die zusammen 80 % der Produktionskapazitäten Englands umfassten, im Jahre 2001 von Lafarge übernommen, wobei alte Markenzeichen weiterverwendet wurden.[14]

Weitere lokale Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort verfügt seit 1858 über eine christliche Grundschule, die nach einem Umzug 1890 dann im Jahre 1958 neu strukturiert wurde.[15] Ein Bürgermeisteramt, ein Gemeinschaftszentrum, ein kleines medizinisches Versorgungszentrum, zwei Kirchengemeinden (anglikanisch und Methodisten) sowie gastronomische Einrichtungen ergänzen die Infrastruktur.[16]

Hubschrauber-Unfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. Juli 1998 verunglückte bei Burham ein Rettungshubschrauber der Kent Air Ambulance durch einen Kontakt mit Überlandleitungen. Die drei Besatzungsmitglieder des Hubschraubers, der zu einem Unfall gerufen worden war und dann letztlich doch nicht benötigt und zurückgerufen wurde, kamen bei dem Absturz zu Tode.[17]

Der Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Friedhof war Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung durch die archäologische Gesellschaft von Kent mit Katalogisierung und Kartierung der Grabmale.[18] Des Weiteren wurden auf dem Friedhof von St Mary’s die Überreste einer jungen Frau namens Emily Trigg beerdigt, die im Jahre 1916 einem mutmaßlichen Sexualmord zum Opfer fiel. Der Täter konnte nie gefunden werden, die Gestalt der Emily Trigg fand aber Eingang in die Volkmythologie der dortigen Umgebung. Es wird behauptet, dass sie eine der Kandidatinnen für angebliche Geistererscheinungen auf der A229 road sei. In der Nähe der heutigen Robin Hood Junction – also der Anschlussstelle der A229 an die Autobahn M2 bei Blue Bell Hill – ist ihr Skelett gefunden worden, wo sie den Legenden zufolge auch hauptsächlich spuken soll. Die Grabstätte soll nicht mehr auffindbar sein.[19][20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Burham, Kent – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tmbc.gov.uk, Tonbridge and Malling Borough Council, Council tax charges 2006/07
  2. Thomas Brinkhoff: Tonbridge and Malling District in South East England - Subdivision. In: City Population. City Population, 2021, abgerufen am 30. Mai 2021 (englisch).
  3. https://web.archive.org/web/20180215024132/http://bluebellhilltrust.org/history/, bluebellhilltrust.org, abgerufen über: WordPress, 2017 BLUE BELL HILL PICNIC SITE TRUST, 2021-06-01
  4. https://www.britainexpress.com/attractions.htm?attraction=3940, DAVID ROSS, EDITOR, Britain Express, Burham, St Mary’s Church
  5. a b c d e https://www.visitchurches.org.uk/static/uploaded/496cab59-51f7-4257-8f164106b322a925.pdf, The Churches Conservation Trust, Church of St Mary the Virgin, Burham, Kent; Broschüre: abgerufen 2021-05-26 aus https://www.visitchurches.org.uk/visit/church-listing/st-mary-burham.html
  6. https://www.tmbc.gov.uk/services/planning-and-development/conservation-and-regeneration/areas-of-outstanding-natural-beauty,Tonbridge and Malling Borough Council, Kent Downs Area of Outstanding Natural Beauty
  7. David Young: Battle of Medway - Vespasian and the Roman Conquest of Britain in 43 AD. In: BritishBattles.com. BritishBattles.com, 2021, abgerufen am 31. Mai 2021 (englisch).
  8. The Secret History of the Roman Roads of Britain - And their Impact on Military History, M.C. Bishop, Pen and Sword, 2014, p. 140, ISBN 978-1-84884-615-9
  9. https://opendomesday.org/place/TQ7262/burham/, Anna Powell-Smith, Open Doomesday, Land of Bishop Odo of Bayeux
  10. Anna Powell-Smith: Domesday Book by page Current page: Kent, page 14. In: Open Domesday. Abgerufen am 31. Mai 2021 (englisch).
  11. https://www.victoriacountyhistory.ac.uk/explore/items/burham-victorian-church-st-mary, Victoria County History, VCH Explore Englands past, Burham, the Victorian church of St Mary, 2021 Victoria County History
  12. https://www.nkmethodists.org.uk/churches/maidstone-malling/burham.html, North Kent Methodist Church, Burham, The Church in Burham
  13. a b https://www.cementkilns.co.uk/cement_kiln_burham.html, cement kilns, Burham, editiert von: © Dylan Moore 2011: (commenced 07/08/2011: last edit 11/05/2021.)
  14. https://www.cementkilns.co.uk/cc_bc.html, The Blue Circle Group, Dylan Moore 2011: commenced 01/03/2011: last edit 17/05/2021.
  15. https://www.burham.kent.sch.uk/, Burham CE Primary, EIS - Kent County Council
  16. http://www.burhamvillage.com/, (neue Extension auch .org), Welcome to the Village of Burham, Site created by BEWTech Ltd. of Burham, B Woodward
  17. John Andrew: UK Helicopter crash kills three. In: BBC News. BBC News, 27. Juli 1998, abgerufen am 1. Juni 2021 (englisch).
  18. https://www.kentarchaeology.org.uk/research/monumental-inscriptions/burham, Pre 1914 Monumental Inscriptions of St Mary Church, Burham - recorded by D. E. Williams 2011
  19. Sean Tudor: The Ghosts of Blue Bell Hill & other Road Ghosts. Hrsg.: White Ladies Press. White Ladies Press, ISBN 978-0-9957363-1-3.
  20. Ann Carney: Haunted Kent: The Ghosts of Blue Bell Hill. In: Exemplore. A Maven Channel, 4. Juli 2020, abgerufen am 31. Mai 2021 (englisch).

Koordinaten: 51° 20′ N, 0° 29′ O