Böhmen (Bevölkerung)

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Die Landespatrone Böhmens Wenzel, Adalbert, Prokop und Ludmilla, Prager Kapitularhandschrift, 1197/1214
Holzfäller im Böhmerwald, um 1890

Böhmen (Singular Böhme, tschechisch Češi, Singular Čech; lateinisch Bohemi) ist die Bezeichnung für die Bevölkerung Böhmens. Sie bezog historisch verschiedene nationale Gruppen wie Tschechen, Deutsche und andere ein.

In der tschechischen Sprache ist die Bezeichnung Češi synonym sowohl für Tschechen als auch für Böhmen gebräuchlich.

Herkunft und Entstehung

Die Bezeichnung leitete sich vom keltischen Stamm der Boier (lateinisch Boii) ab, die etwa bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. in diesem Gebiet gelebt hatten.

Erstmals wurden beheimarus im 9. Jahrhundert in der Descriptio civitatum et regionum des Bayerischen Geographen erwähnt.

Geschichte

Als „Böhmen“ wurde in der Folgezeit die slawische Bevölkerung des Herzogtums Böhmens und des Königreichs Böhmen bezeichnet. In späteren Jahrhunderten wurden auch nichtslawische Bewohner als Böhmen bezeichnet.

Nach der Revolution von 1848/49 wurde mit der verstärkten tschechischen Emanzipation zunehmend zwischen Tschechen und Deutschböhmen in der Habsburgermonarchie unterschieden. Mit der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei seit 1945 verschwand die Bezeichnung der Böhmen allmählich.

Der Begriff Böhme wurde in verschiedenen europäischen Sprachen auch abwertend gebraucht. Im Französischen ist Bohémien seit dem 15. Jahrhundert für Roma aus Böhmen belegt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde er allgemein für fahrendes Volk oder auch Lumpenproletariat[1] verwendet. In Italien, der Levante und dem Orient war Böhmin eine Bezeichnung für Prostituierte aus der Habsburgermonarchie.[2] Seit den 1860er Jahren wurde Bohémien für unkonventionelle Künstler verwendet. Im Österreichischen ist Böhme bis heute auch abwertend gebräuchlich.

Berühmte Böhmen (Auswahl)

Literatur

  • Walter Koschmal, Marek Nekula, Joachim Rogall (Hrsg.): Deutsche und Tschechen: Geschichte – Kultur – Politik. 2., Auflage, C.H. Beck München 2003, ISBN 3-406-45954-4 (= Becksche Reihe 1414).
  • Karl Bosl: Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder. 4 Bände, Hiersemann, Stuttgart 1966-1971, ISBN 3-7772-6602-7.

Anmerkungen

  1. In den Schriften von Karl Marx
  2. so z. B. bei August Bebel: Die Frau und der Sozialismus, Stuttgart 1895, S. 191. Zitat aus Joest, Wilhelm: Aus Japan nach Deutschland durch Sibirien