Carl Schuchhardt

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Carl Schuchhardt (* 6. August 1859 in Hannover; † 7. Dezember 1943 in Arolsen) war ein deutscher Prähistoriker und Museumsdirektor.

Leben

Carl Schuchhardt war der Sohn eines Kupferstechers und mütterlicherseite verwandt mit „A. Stichweh“.[1] Schuchhardt studierte Klassische Philologie, neuere Sprachen und Archäologie in Leipzig, Göttingen und Heidelberg. Nach der Promotion 1882 war er zunächst als Lehrer tätig. Im Sommer 1885 grub er an der Kranenburg im Steinhuder Meer. Später erhielt er auf Vorschlag Theodor Mommsens ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, mit dem er 1885/86 Griechenland und Kleinasien (wo er an den Ausgrabungen in Pergamon teilnahm) bereiste.

Unterschrift vom 1. Juni 1906

1888 wurde Schuchhardt Direktor des Kestner-Museums in seiner Heimatstadt Hannover. In dieser Stellung betrieb er vielfältige archäologische Forschungen, vor allem im Bereich der Burgenforschung (z. B. Heidenschanze bei Sievern, Heisterburg).

Als er 1904 Kaiser Wilhelm II. die Grabungen im Römerlager Haltern und das dabei entdeckte Phänomen der Pfostenlöcher erklärte, prägte er den berühmten Satz: "Majestät, nichts ist dauerhafter als ein ordentliches Loch.“[2]

1908 ging Schuchhardt als Direktor der Vorgeschichtlichen Abteilung des Völkerkunde-Museums nach Berlin. Auch in dieser Stellung, die er bis zu seiner Pensionierung 1925 innehatte, führte er systematische Ausgrabungen durch, so in der „Römerschanze“ genannten vorgeschichtlichen Wehranlage bei Potsdam.

1909 gründete Schuchhardt die Prähistorische Zeitschrift. In den folgenden Jahren war er in eine langwährende Kontroverse mit dem ebenfalls in Berlin wirkenden Prähistoriker Gustaf Kossinna über die Frage der „ethnischen Deutung“ von archäologischen Funden verwickelt. Streitobjekt war beispielsweise der 1913 gemachte „Schatz von Eberswalde“.

Schuchhardt gehörte der Preußischen Akademie der Wissenschaften und dem Deutschen Archäologischen Institut an. 1906 bis 1915, 1920 bis 1925 und 1929 bis 1937 war er stellvertretender Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1916 bis 1919 und 1926 bis 1929 deren Vorsitzender. Außerdem war er seit 1925 Ehrenmitglied der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde. Sein Sohn war der Klassische Archäologe Walter-Herwig Schuchhardt.

Schriften (Auswahl)

  • Alteuropa in seiner Kultur- und Stilentwicklung, Straßburg 1919; verschiedene Auflagen mit variierten Titeln, zuletzt: Alteuropa. Die Entwicklung seiner Kulturen und Völker, Berlin (4. stark ergänzte Auflage) 1941; (5. Auflage) 1944.
  • Vorgeschichte von Deutschland. R. Oldenbourg Verlag, München/Berlin 1928 (5 Auflagen bis 1943).
  • Die Burg im Wandel der Weltgeschichte. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Potsdam 1931.
  • Aus Leben und Arbeit. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1944 (Autobiographie).
  • Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance, 1909

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Mlynek: Schuchhardt, Carl, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 324
  2. Schaufenster der Archäologie