Carnivore-Diät

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Steak mit Salz und Pfeffer

Die Carnivore-Diät ist eine Low-Carb-Modediät, bei der nur tierische Produkte wie Fleisch, Eier, und Milchprodukte konsumiert werden.[1][2][3] Die Carnivore-Diät hat keine wissenschaftliche Grundlage in der evidenzbasierten Medizin. Sie wird von Ernährungswissenschaftlern und Medizinern als ungesund eingestuft, da sie zu Vitaminmangel und chronischen Erkrankungen führen kann.[1][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Idee einer rein fleischbasierten Ernährung kann auf den deutschen Autor Bernard Moncriff zurückgeführt werden. Moncriff beschreibt in seiner Philosophie des Magens von 1856 (The Philosophy of the Stomach: Or, An Exclusively Animal Diet) eine Ernährung, die ausschließlich auf tierischen Produkten basiert.

In den 1870er Jahren verschrieb der italienische Arzt Arnaldo Cantani Diabetes-Patienten eine rein tierproduktbasierte Ernährung.

In den 1880er Jahren proklamierte James H. Salisbury eine Diät, die aus täglich 2–4 Pfund magerem Fleisch und 1,5–3 Litern Wasser bestand und der für 4–12 Wochen gefolgt werden sollte. Die Diät wurde als Salisbury-Diät bekannt.

2018 begann der ehemalige orthopädische Chirurg Shawn Baker, auf Social Media die Carnivore-Diät zu bewerben. Baker genoss aufgrund seiner begeisterten Anhänger Jordan Peterson sowie dessen Tochter große mediale Aufmerksamkeit.[1][5] Peterson und seine Tochter folgen einer strengen Carnivore-Diät, bei der nur Rindfleisch, Salz und Wasser konsumiert werden.[6][7]

Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschen, die einer Carnivore-Diät folgen, konsumieren Tierprodukte sowie Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel und Meeresfrüchte.[1] Gelegentlich werden auch nur Milchprodukte und Eier konsumiert. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, Samen sind gänzlich ausgeschlossen.

Gesundheitliche Risiken und Umweltproblematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt keine evidenzbasierten Belege dafür, dass die Carnivore-Diät gesundheitliche Vorteile bringt.[1][7][6]

Ernährungsgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehlen vielmehr eine pflanzenbasierte Ernährung mit geringem Fleischanteil. Die Ernährung soll vollwertig sein und zum größten Teil aus pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse und Obst bestehen, ergänzt durch geringe Mengen tierischer Lebensmittel.[8]

Nahrung mit einem hohen Fleischanteil führt zu einem Mangel unter anderem an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Vitamin A, Vitamin B1, Folsäure, Vitamin C und Vitamin E.[9] Wenn nicht ausreichend Fette und Kohlenhydrate aufgenommen werden, kann bereits eine Proteinmenge mit einem Anteil von über 35 % der Energieaufnahme zu einem erhöhten Aminosäuregehalt im Blut (Hyperaminoacidämie), Hyperammonämie, Übelkeit infolge Hyperinsulinismus, Durchfall und sogar zum Tod führen („Kaninchenhunger“).[10] Die Carnivore-Diät schließt in Obst und Gemüse enthaltene essentielle Nährstoffe und Antioxidantien aus und enthält weniger Ballaststoffe, was zu Verstopfung führen kann.[2][11]

Ernährungswissenschaftler stufen die Carnivore-Diät daher als extreme Mode-Diät ein,[1][2] die aufgrund der Gesundheitsrisiken des Fleischkonsums potentiell gesundheitsschädlich ist.[5][7][6][12] Die Carnivore-Diät erhöht das LDL-Cholesterin, wodurch das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken, steigt.[13][2] Eine Carnivore-Diät, die viel rotes Fleisch enthält, erhöht das Risiko für ein Kolorektales Karzinom[14] und für Gicht.[15] Ein hoher Anteil roten Fleisches und Fleischprodukten erhöht zudem das Risiko von Magenkrebs[16] und Herz-Kreislauf-Erkrankungen[17].

Neben der gesundheitlichen Problematik wird auch thematisiert, dass die Carnivore-Diät mehr Treibhausgase produziere, wie sie in der Tierproduktion anfallen, was die globale Erwärmung befeuere.[5][6][7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Popular Diet Trends: Today’s Fad Diets By Carrie Dennett, MPH, RDN, CD. In: Today’s Dietitian. Abgerufen am 4. Februar 2020.
  2. a b c d 'Carnivore diet': New social media trend criticised by nutritionists as 'very damaging'. In: The Independent. Abgerufen am 4. Februar 2020.
  3. Carnivore Diät – Der neue Trend der reinen Fleischesser. 13. Mai 2019, abgerufen am 1. Februar 2023.
  4. The Carnivore Diet: Can You Have Too Much Meat? 1. Juli 2021, abgerufen am 1. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
  5. a b c They mock vegans and eat 4lb of steak a day: meet 'carnivore dieters'. In: The Guardian. Abgerufen am 4. Februar 2020.
  6. a b c d Malcolm Sutton: The beefed-up diet 'changing lives' but health experts not so sure. In: ABC News – Australia. 5. Dezember 2019, abgerufen am 2. Februar 2020 (australisches Englisch).
  7. a b c d James Hamblin: The Jordan Peterson All-Meat Diet In: The Atlantic. Abgerufen am 2. Februar 2020 
  8. Gut für die Gesundheit: Viel Gemüse und Obst, weniger Fleisch. Abgerufen am 1. Februar 2023.
  9. N. Neufingerl, A. Eilander: Nutrient Intake and Status in Adults Consuming Plant-Based Diets Compared to Meat-Eaters: A Systematic Review. In: Nutrients. Band 14, Nummer 1, Dezember 2021, S. , doi:10.3390/nu14010029, PMID 35010904, PMC 8746448 (freier Volltext).
  10. S. Bilsborough, N. Mann: A review of issues of dietary protein intake in humans. In: International journal of sport nutrition and exercise metabolism. Band 16, Nummer 2, April 2006, S. 129–152, doi:10.1123/ijsnem.16.2.129, PMID 16779921 (Review).
  11. The Carnivore Diet: A Beefy Leap of Faith. Abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  12. The Carnivore Diet: Can You Have Too Much Meat? 1. Juli 2021, abgerufen am 1. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. The Carnivore Diet: Can You Have Too Much Meat? 1. Juli 2021, abgerufen am 1. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. Z. Abid, A. J. Cross, R. Sinha: Meat, dairy, and cancer. In: The American Journal of Clinical Nutrition. Band 100 Suppl 1, Nummer 1, Juli 2014, S. 386S–393S, doi:10.3945/ajcn.113.071597, PMID 24847855, PMC 4144110 (freier Volltext) (Review).
  15. J. A. Singh, S. G. Reddy, J. Kundukulam: Risk factors for gout and prevention: a systematic review of the literature. In: Current opinion in rheumatology. Band 23, Nummer 2, März 2011, S. 192–202, doi:10.1097/BOR.0b013e3283438e13, PMID 21285714, PMC 4104583 (freier Volltext) (Review).
  16. A. Ferro et al.: Meat intake and risk of gastric cancer in the Stomach cancer Pooling (StoP) project. In: International Journal of Cancer. Band 147, Nummer 1, Juli 2020, S. 45–55, doi:10.1002/ijc.32707, PMID 31584199, PMC 8550819 (freier Volltext).
  17. Mengying Wang et al.: Red meat consumption and all-cause and cardiovascular mortality: results from the UK Biobank study. In: Eur J Nutr Band 61, Nummer 5, 2022, S. 2543–2553. doi:10.1007/s00394-022-02807-0, PMID 35220441