Christian (Löwe)

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Christian (* 1969; † nach 1973) war ein Löwe, den die Australier John Rendall und Anthony (Ace) Bourke 1969 als Jungtier vom Londoner Warenhaus Harrods kauften. Später wurde er vom Naturschützer George Adamson in die afrikanische Wildnis zurückgebracht. Es war das erste (und bis heute einzige) Mal, dass ein in fünfter Generation in Gefangenschaft geborener Löwe „rehabilitiert“, d. h. ausgewildert werden konnte. Ein Jahr nachdem Adamson den Löwen freigelassen hatte, entschlossen sich seine früheren Besitzer, ihn aufzusuchen, um herauszufinden, ob er sie wiedererkennen würde. Dies war tatsächlich der Fall; die Männer wurden auch von den beiden Löwinnen, die bei Christian waren, nicht angegriffen.[1] 1973 wurde er das letzte Mal gesehen.

Großbritannien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian wurde ursprünglich durch das Kaufhaus Harrods von dem aufgelösten Zoo von Ilfracombe in der Grafschaft Devon erworben. Nachdem der Löwe eines Nachts aus seinem Käfig entkommen war und die Waren in der Teppichabteilung zerstört hatte, wollte man ihn unbedingt verkaufen. Rendall und Bourke erwarben Christian für 250 Guineen.[1], was einer heutigen (2017) Kaufkraft von etwa 4000 Euro entsprechen würde.[2]

Rendall und Bourke[3] kümmerten sich mit ihren Freundinnen Jennifer Mary Taylor und Unity Jones in ihrer Wohnung in London um den Löwen, bis dieser ein Jahr alt war. Als er größer wurde, brachten die Männer Christian in ihre Wohnräume im Keller. Rendall und Bourke erhielten von einem örtlichen Pfarrer die Erlaubnis, mit Christian auf dem Kirchhofsgelände zu trainieren; auch nahmen sie den Löwen zu Tagesausflügen ans Meer mit.[1]

Als Christian weiter wuchs und die Kosten für die Pflege anstiegen, erkannten Rendall und Bourke, dass sie das Tier nicht länger in London behalten konnten.[1] Nachdem Bill Travers und Virginia McKenna – Stars des Films Frei geboren – Christian gesehen hatten, schlugen sie vor, den kenianischen Naturschützer George Adamson um Unterstützung zu bitten. Adamson, der zusammen mit seiner Frau Joy die Löwin Elsa großgezogen und freigelassen hatte, bot an, den Löwen im Gehege des Kora-Nationalparks zu reintegrieren.

Kenia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dreimonatigen Verhandlungen wurde erreicht, dass Kenia den Import eines lebenden Löwen zuließ.[4] Adamson brachte Christian mit dem älteren Löwen Boy zusammen, der in dem Film Born Free sowie in dem Dokumentarfilm The Lions are Free zu sehen war. Des Weiteren wurde die junge Löwin Katarina in das Rudel aufgenommen. Katarina wurde vermutlich an einer Wasserstelle von einem Krokodil angegriffen und verschlungen; ein weiteres Weibchen wurde von wilden Löwen getötet, und Boy wurde nach einer schweren Verletzung so aggressiv, dass er von Adamson erschossen werden musste, als er einen Wärter angriff und tödlich verletzte. Lediglich Christian überlebte. Im Laufe eines Jahres konnte sich Christian als Rudelführer und Nachfolger von Boy behaupten.[5]

Nachdem Rendall und Bourke durch Adamson von dem erfolgreichen Auswildern erfahren hatten,[6] reisten sie nach Kenia. Sie wurden dort für den Dokumentarfilm Christian, the Lion at World’s End (in den USA „Christian the lion“) gefilmt.[5] Ein weiteres Treffen gab es 1972 (nach einigen Zeitungsberichten 1974, nach George Adamson 1973).[7] Zu diesem Zeitpunkt konnte Christian erfolgreich sein Rudel verteidigen und hatte inzwischen auch eigene Nachkommen.[8]

Nach dem letzten Treffen wurde Christian nicht mehr gesehen.[1]

Medienecho[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Video des Treffens 1971, das aus dem Dokumentarfilm stammt, wurde erstmals 2002 auf einer Fan-Website[9] und später auf YouTube veröffentlicht. Bis zum Juli 2009 wurde das in mehreren Versionen hochgeladene Video 15-Millionen-fach angesehen. Verschiedene Medien haben seitdem Rendall und Bourke aufgesucht, um sie über ihre heutige Sicht zu den Ereignissen zu befragen.[8]

Im September 2008 kündigten Sony Pictures an, dass sie an den Filmrechten der Geschichte des Lebens von Christian interessiert seien.[10]

2010 erschien das Kinderbuch Christian, the hugging lion von Justin Richardson und Peter Parnell mit Zeichnungen von Amy June Bates.[11] Das Buch war in der Endrunde Lambda Literary Award in der Kategorie des Children’s/Young Adults Fiction nominiert.[12]

Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian der Löwe (Original: The Lion at World's End), Regie Bill Travers, UK 1971 (IMDB-Link)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Viktoria Moore: Christian, the lion who lived in my London living room. dailymail.co.uk, 4. Mai 2007, abgerufen am 20. März 2011 (englisch).
  2. Measuring Worth: Calculators. Abgerufen am 25. November 2021 (englisch).
  3. Bourke wurde irrtümlich in verschiedenen Quellen als Berg zitiert
  4. youtube.com
  5. a b Christian der Löwe. imdb.com, abgerufen am 20. März 2011.
  6. George Adamson: My Pride and Joy. (dt. Meine Löwen, mein Leben), S. 224.
  7. G. Adamson: My Pride and Joy. Kapitel 12 (1971–1973), S. 231.
  8. a b Mike Celizic: ‘Hugging’ lion’s ex-owners reflect on his legacy. msnbc.msn.com, 30. Juli 2008, archiviert vom Original am 4. Juni 2011; abgerufen am 26. März 2024 (englisch).
  9. Christian The Lion - A True Story. kimbawlion.com, archiviert vom Original am 2. August 2019; abgerufen am 26. März 2024 (englisch).
  10. Christian the lion to bring Aussie story to big screen. couriermail.com.au, abgerufen am 20. März 2011 (englisch).
  11. Justin Richardson, Peter Parnell: Christian, the Hugging Lion. Simon & Schuster Children’s Publishing, New York 2010, ISBN 978-1-4169-8662-1.
  12. 23rd Annual Lambda Literary Award Finalists and Winners. (Memento des Originals vom 8. Juni 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lambdaliterary.org Lambda Literary Foundation. (englisch), abgerufen am 27. August 2012.