Cohors I Latobicorum et Varcianorum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Cohors I Latobicorum et Varcianorum [equitata] (deutsch 1. Kohorte der Latobiker und Varcianer [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Latobicorum et Varcianorum: der Latobiker und Varcianer. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus den Volksstämmen der Latobiker und Varcianer auf dem Gebiet der römischen Provinz Pannonia rekrutiert.[1] Möglicherweise wurden aber auch zwei bereits bestehende Kohorten, die Cohors I Latobicorum und die Cohors I Varcianorum zu einer Einheit zusammengefasst.[2]
  • pia fidelis: loyal und treu. Domitian (81–96) hatte den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana verliehen; es ist unsicher, ob dieser Zusatz auch an die Kohorte verliehen wurde.[3][A 1]
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in der Inschrift (AE 1972, 226) vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in den Provinzen Germania und Germania inferior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 80 bis 158 n. Chr. aufgeführt.[1][4][5]

Der erste Nachweis der Einheit in Germania beruht auf einem Diplom, das auf 80 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 98 bis 158 datiert sind, belegen die Einheit in Germania inferior.

Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf der Inschrift (AE 1972, 226), die auf 211/217 datiert ist.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Germania waren möglicherweise:

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[1]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Q(uintus) Porcius Vetustinus, ein Präfekt (CIL 2, 4240)

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Paul Holder war der Zusatz p(ia) f(idelis) möglicherweise in dem Diplom von 158 aufgeführt. Laut Jan Kees Haalebos gibt es keine Hinweise für die Verwendung dieses Zusatzes bei der Kohorte.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 315, 328
  2. Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalburg-Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 50–51 (PDF).
  3. Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 245, 249–250 (PDF).
  4. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158 Tabelle 2 (PDF S. 160).
  5. Militärdiplome der Jahre 80 (CIL 16, 158), 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 9), 127 (RMD 4, 239, RMM 24), 150 (ZPE-206-207), 152 (RMM 35, ZPE-148-262) und 158 (RMD 1, 52).