Deutsche Literatur des Spätmittelalters

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Zur deutschsprachigen Literatur des Spätmittelalters gehört diejenige Dichtung und Literatur, die etwa zwischen 1250 und 1500 entstanden ist. Wie die meisten Epochengliederungen ist auch diese recht willkürlich. Das Spätmittelalter bildet keine markante Literaturepoche mit einem einheitlichen Stil. Es ist nicht nur sozial und politisch, sondern auch kulturell eine so vielgestaltige Zeit, dass die Literatur oft nur stiefmütterlich als Übergangs- und Zwischenphase zwischen der Literatur des hohen Mittelalters und derjenigen der frühen Neuzeit betrachtet wurde.

Das Spätmittelalter ist geprägt durch viele Veränderungen, die auch in der Literaturgeschichte ihren Niederschlag finden: Die Städte und mit ihnen die Bürgerschicht blühen auf, die Gesellschaft differenziert sich, die Schriftlichkeit nimmt allgemein zu, Universitäten werden gegründet, neue religiöse Orden (Franziskaner, Dominikaner, Deutscher Orden) entstehen und gewinnen an Einfluss. Am Ende des Spätmittelalters steht mit der raschen Ablösung des handgeschriebenen Buchs durch den Buchdruck eine tiefgreifende Medienrevolution.

Während in der hochmittelalterlichen Literatur fast alle Gattungen an den größeren Höfen des Adels ihre Gönner, ihre Verfasser und ihr Publikum fanden, löst sich dieser Zusammenhang jetzt langsam auf, und es entwickeln sich verschiedene 'Klimata' des literarischen Lebens: neben den Höfen auch im reichen städtischen Adel (Patriziat) z. B. von Basel und Zürich, an Bischofssitzen wie Mainz, Würzburg, Konstanz, unter den akademisch gebildeten und lateinkundigen Juristen, Kanzlisten und Ärzten, und unter den seelsorgerlich tätigen Ordensgeistlichen.

Literatur der Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Zerfall der Macht und des Ansehens des deutschen Kaisertums erlebte die unterhaltsame Märendichtung ihre große Blüte. Als recht produktiv erwiesen sich die zahlreichen religiösen und didaktischen Autoren des Spätmittelalters, deren Werke besonderen Anklang fanden, wenn sie mit Fabeln und Erzählungen verknüpft wurden, so bei Ulrich Boner (Der Edelstein), Hugo von Trimberg (Der Renner), Heinrich Wittenwiler (Der Ring) und den Schachallegorien (Schachzabelbüchern).

Der späte Minnesang fand in bürgerlichen Volks- und Gesellschaftsliedern und im Meistersang manche Nachahmung.

Die erste Stadtchronik in deutscher Sprache schrieb der Wiener Jans der Enikel um 1280.

Geistliche Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur geistlichen Literatur gehören Bibeltexte, Legenden, Gebete sowie die Mystik.

Frühe humanistische Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bedeutenden Autoren des deutschsprachigen Vor- und Frühhumanismus rechnet man Johannes von Tepl und Niklas von Wyle.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Brandt: Kleine Einführung in die mittelalterliche Poetik und Rhetorik. Mit Beispielen aus der deutschen Literatur des 11. bis 16. Jahrhunderts (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 460). Kümmerle Verlag, Göppingen 1986, ISBN 3-87452-695-X.
  • Thomas Cramer: Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter. dtv, München ³2000.
  • Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuansätze im 13. Jahrhundert (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Bd. 2/2). Königstein 1984.
  • Johannes Janota: Vom späten Mittelalter zum Beginn der Neuzeit (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Bd. 3/1). Tübingen 2004.
  • Dorothea Klein: Wann endet das Spätmittelalter in der Geschichte der deutschen Literatur? In: Forschungen zur deutschen Literatur des Spätmittelalters. Festschrift für Johannes Janota, hg. von Horst Brunner und Werner Williams-Krapp, Tübingen 2003, S. 299–316.
  • Hugo Kuhn: Entwürfe zu einer Literatursystematik des Spätmittelalters. 1980.
  • Jutta Nanninga: Realismus in mittelalterlicher Literatur, untersucht an ausgewählten Großformen spätmittelalterlicher Epik. Heidelberg 1980.