Diakonie Neuendettelsau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Juli 2016 um 20:20 Uhr durch Crazy1880 (Diskussion | Beiträge) (Vorlagen-fix (Parameter:DNB)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Logo

Das Diakoniewerk Neuendettelsau ist einer der größten unabhängigen diakonischen Träger in Deutschland und der größte in Bayern.

Geschichte

Darstellung des diakonischen Dienstes

Gegründet wurde das Werk am 9. Mai 1854 von Wilhelm Löhe als Diakonissenanstalt in der Gemeinde Neuendettelsau, einer Ortschaft im Landkreis Ansbach und westlich von Nürnberg. Es gehörte zu den Sozialwerken der neulutherischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts.

Die ursprüngliche Absicht Löhes war, junge Frauen zu Krankenschwestern und Sozialarbeiterinnen auszubilden, damit sie dann in ihrer Gemeinde soziale Aufgaben übernehmen konnten. Dabei wurden auch ausgebildete Diakonissen nach Amerika geschickt. Dieses Ziel wurde nach kurzer Zeit modifiziert und es entstand ein Diakonissen-Mutterhaus, das als Wohnhaus für Diakonissen und Schülerinnen diente und dem eine Krankenanstalt und Betreuung für ältere und behinderte Menschen angegliedert war. Erste Oberin der Anstalt wurde Amalie Rehm aus dem oberschwäbischen Memmingen.

Durch die Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren in Bayern die Klöster aufgehoben worden, die bis dahin den Großteil der sozialen Tätigkeit und Volksschulen getragen hatten. Während die Landbevölkerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verarmte, war die traditionelle Armenpflege praktisch ausgefallen. Ebenso gab es nach der Aufhebung der Klöster kaum mehr Ausbildungsmöglichkeiten für junge Mädchen, und Diakonissenhäuser waren beinahe die einzige Institution, die in der damaligen Zeit unverheirateten Frauen einen Wirkungskreis bot.

Der Eintritt in die Diakonissengemeinschaft war in den ersten Jahrzehnten nicht zwingend lebenslang, zahlreiche Frauen traten auch wieder aus, weil sie sich verheirateten.

In den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts kamen Strukturen wie Alters- und Krankenversorgung für die Diakonissen dazu, eine einheitliche Tracht wurde eingeführt, in den Siebzigerjahren wurde unter dem Nachfolger Löhes die geistliche Seite der Gemeinschaft stärker betont. Ebenso entstanden in dieser Zeit mehrere Filialen des Mutterhauses.

Es hatte von Anfang an auch männliche Mitarbeiter gegeben, doch die Brüderschule florierte in den ersten Jahrzehnten längst nicht so gut wie die Diakonissenanstalt. In den Neunzigerjahren wurden eine Brüderschule und ein Brüderheim für männliche Diakone gegründet.

Das Werk expandierte weiter, neben den Spitälern und Altersheimen kamen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch eine Schule für Lehrerinnenausbildung, eine Höhere Töchterschule und eine soziale Frauenschule dazu. Anfang der Dreißigerjahre hatte Neuendettelsau 1.300 Diakonissen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Schulen von Neuendettelsau wie alle konfessionell getragenen Schulen aufgelöst. In den Vierzigerjahren wurden 1.200 Behinderte aus Neuendettelsau als lebensunwertes Leben in staatliche Anstalten verlegt. Die in Neuendettelsau verbliebenen Behinderten überlebten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zu den Diakonissen immer mehr freie Mitarbeiter dazu. Die sozialen Berufe entwickelten sich aufgrund staatlicher Vorgaben. In den Sechzigerjahren wurde dann die Organisation den neuen Gegebenheiten angepasst.

Heute wird die Diakonie, die als selbständiger Rechtsträger Mitglied im Diakonischen Werk Bayern ist, von einem Direktorium geleitet und führt Seniorenheime, Behinderteneinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser sowie das Studentenwohnheim und Studienzentrum collegium oecumenicum Bamberg. Sie hat etwa 6.000 Mitarbeiter.

Rektoren

Für die Diakonissenanstalt erbautes Mutterhaus und Rektorat
Einrichtungen der Diakonie Neuendettelsau
Rektoren der Diakonissenanstalt
Rektoren des Diakoniewerks

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Klee: Die SA Jesu Christi. Die Kirche im Banne Hitlers. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 978-3-596-24409-6.
  • Hans Lauerer: Die Diakonissenanstalt Neuendettelsau. Aus der Geschichte und Gegenwart. Buchh. d. Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1924, DNB 576267562.
  • Hans Lauerer: Die Diakonissenanstalt Neuendettelsau. 1854-1954. Verl. d. Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1954, DNB 452725356.
  • Wilhelm Löhe: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Verlag von Gottfried Löhe, Nürnberg 1870, DNB 574645144.
  • Hans-Walter Schmuhl, Ulrike Winkler: Auf dem Weg ins 20. Jahrhundert. Die Diakonissenanstalt Neuendettelsau unter den Rektoren Hermann Bezzel (1891-1909) und Wilhelm Eichhorn (1909-1918). Diakonie Neuendettelsau, Neuendettelsau 2009, ISBN 978-3-9809431-3-0.

Weblinks

Commons: Diakonie Neuendettelsau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien