Die hagere Liese

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Illustration von Rudolf Schiestl (Sie äscherte sich ab von Morgen bis Abend und lud ihrem Mann, dem langen Lenz, so viel Arbeit auf, dass er schwerer zu tragen hatte als ein Esel an drei Säcken.)

Die hagere Liese ist ein Schwank (ATU 1430). Er steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 4. Auflage von 1840 an Stelle 168 (KHM 168) und stammt aus Hans Wilhelm Kirchhofs Sammlung Wendunmuth.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liese arbeitet hart und plagt auch ihren Mann, den langen Lenz. Abends im Bett überlegt sie, wenn sie nun einen Gulden fände, und ihr einer geschenkt würde, und sie noch einen borgte und einen von ihm bekäme, wollte sie eine Kuh kaufen. Er freut sich, dass er dann Milch hätte. Sie schimpft, die Milch wäre fürs Kälbchen. Er drückt sie aufs Kissen, bis sie schläft.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration von Otto Ubbelohde, 1909

Der Eheschwank ist bei Kirchhoff Nr. 371 Ein weib wird muthwillig geschlagen. Wilhelm Grimm erfand die Namen Liese und Lenz, deren hitziges Temperament der Erzähler zu KHM 164 Der faule Heinz in Kontrast setzt. Die wörtlichen Reden wurden ausgeschmückt: „und wenn du dich auf den Kopf stellst, du kriegst keinen Tropfen Milch. Du langer Lenz“ ... „du Nimmersatt, du Strick, du fauler Heinz.“ Im Original dominierte die Prügelszene, mit Schlussmoral:

Sich zancken umb das man nicht hat,
Setzt gwissen schmertzen an die statt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. 19. Auflage. Artemis & Winkler, Düsseldorf / Zürich 2002, ISBN 3-538-06943-3, S. 707–708.
  • Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen. Hrsg.: Henz Rölleke. 1. Auflage. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Reclam, Stuttgart 1980, ISBN 3-15-003193-1, S. 257, 506.
  • Hamann, Hermann: Die literarischen Vorlagen der Kinder- und Hausmärchen und ihre Bearbeitung durch die Brüder Grimm. Berlin 1906, S. 85–86.
  • Heinz Rölleke: Grimms Märchen und ihre Quellen. Die literarischen Vorlagen der Grimmschen Märchen synoptisch vorgestellt und kommentiert (= Schriftenreihe Literaturwissenschaft. Band 35). 2. Auflage. Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2004, ISBN 3-88476-717-8, S. 312–315, 572.
  • Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Entstehung, Wirkung, Interpretation. De Gruyter, Berlin / New York 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 349–350.
  • Bottigheimer, Ruth B.: Luftschlösser. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 8. Berlin-New York 1996, S. 1260–1265.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Die hagere Liese – Quellen und Volltexte