Dorfkirche Wartenberg

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Dorfkirche Wartenberg im Jahr 1834
Hölzerner Glockenträger neben dem Standort der Kirche
Gedenktafel, mit Abbildung aus dem Jahr 1931

Die Dorfkirche Wartenberg, erbaut im 13. Jahrhundert, war Mittelpunkt des um 1230 von deutschen Zuzüglern gegründeten Dorfes Wartenberg. Sie wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gesprengt. Ihre baulichen Reste wurden nach dem Krieg vollständig beseitigt.

Baugeschichte

Die Dorfkirche Wartenberg war ein Kirchengebäude mit dem Grundriss einer vollständigen Anlage (besser: vierteilige Apsiskirche) – sie hatte ein Langhaus mit eingezogenem Chor und Apsis sowie einen schiffsbreiten querrechteckigen Westturm. In der Umgebung von Berlin mit rund fünfzig Dorfkirchen gab es nur drei solcher Gotteshäuser.[1] Alle Bauteile waren in sorgfältig gequadertem Feldsteinmauerwerk errichtet. Die kleinen Fenster hatten Rundbögen, so dass Architekten und Kunstgeschichtler sie als spätromanisch bezeichneten. Dies bedeutet eine Bauzeit von 1250 oder gar davor.

Unter Kennern galt als die schönste Dorfkirche Berlins. Eine Besonderheit war das quadratische Langhaus, was den Gesamtbau kompakt, aber gedrungen wirken ließ. Im frühen 16. Jahrhundert erhielten Schiff und Chor ein spätgotisches Netzrippengewölbe auf figürlichen Konsolen sowie einen Sakristeianbau mit Blendengiebel auf der Chorsüdseite. So ist sie auch auf Wohlers Darstellung von 1834 zu sehen. Diese Zeichnung zeigt, dass die Mauern des querrechteckigen Turms (wie oft üblich) nicht über die Traufhöhe des Langhauses hinausgeführt wurden. Später erhielt sie einen quadratischen, barock wirkenden verputzten Dachturm, der auf dem Mauerwerk der Westwand ruhte und eine Laterne trug. Im Jahre 1834 waren auch einige Flächen des Langhauses verputzt. 1848 wurden die Fenster vergrößert.

Kriegsfolgen

Am 21. April 1945 sprengten Spezialisten der Wehrmacht die Kirche gemeinsam mit den benachbarten Dorfkirchen von Falkenberg und Malchow kurz vor der Räumung des Dorfs, um der anrückenden Sowjetarmee keine Möglichkeit zu bieten, die Türme als Orientierungspunkte zu nutzen und auf ihnen Artilleriebeobachter zu platzieren.

Die Kirche wurde in den Folgejahren nicht wieder aufgebaut, sondern ihre Reste vollständig beseitigt. Eine dichte Baumgruppe auf dem unter Denkmalschutz stehenden Kirchhof markiert ihren Standort. Daneben ist ein hölzerner Glockenträger aufgestellt. Seit dem Jahr 2010 erinnert eine Gedenktafel am Anbau des Kirchhofs an die historische Kirche.

Im Jahr 2000 entstand ein modernes Kirchengebäude

Kirche zu Wartenberg, Neubau aus dem Jahr 2000

Erst nach der Wende bestand die Möglichkeit, am anderen Standort ein neues Kirchengebäude für die Gemeinde zu errichten. Von der früheren Ausstattung war bis auf die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1795 und zwei Epitaphien nichts mehr erhalten, so dass Künstler beauftragt wurden, Altar, Kanzel und Taufstein neu zu gestalten. Die neuen Werke stammen aus dem Atelier von Anna Franziska Schwarzbach, die als Material Gusseisen einsetzte, das eine unregelmäßig geformte Oberfläche bildet und – entgegen der sonstigen Vorliebe der Künstlerin, die gern warme rot-braune Töne verwendet – in dunklem schwarz-grau gehalten ist. Die Kirchengemeinde hatte auf ein möglichst einheitliches zurückhaltendes Aussehen Wert gelegt, die Rauchglasplatte auf der Kanzel musste zum Sockel passen und auch zu den dunkel gemusterten Fußbodenkacheln. Die Prinzipalien erhielten 1999 ihren Platz im modernen Kirchenschiff. Die feierliche Kircheneinweihung erfolgte am 19. Januar 2000. Die neue Dorfkirche im modernen Architekturstil befindet sich an der Falkenberger Chaussee 93 bereits im Ortsteil Berlin-Neu-Hohenschönhausen, schließt sich jedoch unmittelbar an Wartenberg an. Die oben genannten historischen Teile wurden im Eingangsbereich des Neubaus als Wandschmuck angebracht. Zur Kirchenausstattung gehört auch eine kleine Orgel.[2]

Zehn Jahre nach der Kirchweihe feierten der Ortsteil und die Kirchengemeinde ihr erstes Jubiläum, weswegen Schwarzbach zu einer Ausstellung ihrer sonstigen Werke eingeladen worden war. Zusätzlich gewannen die Kuratoren den ecuadorianischen Maler und Poeten Diego Gortaire (* 1967)[3] (genannt „D. Gorter“) für die Jubiläumsausstellung. Er präsentierte einen Monat lang Tuschemalerei zu den Themen Natur, Landschaft und Lebewesen auf uralten Landkarten seines Heimatlandes.[4] Das Kirchenschiff in Form einer Rotunde wird von einem schlanken grazilen Campanile begleitet. Tageslicht fällt in das Gotteshaus, das rundherum verklinkert ist, durch ein umlaufenden Fensterband in den oberen Ecken des Hauptschiffs.

Zum Einzugsbereich der evangelischen Kirchengemeinde gehören die Neubau-Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen sowie die ehemaligen Dörfer Wartenberg und Falkenberg, sowie die Wartenberger Siedlung, die Richtung Lindenberg liegt. Ende des Jahres 2014 zählte die Kirchengemeinde 2030 Glieder.

Außer zu den Kirchenangelegenheiten dient das Gotteshaus auch für öffentliche Kulturveranstaltungen.

Literatur

  • Alte Berliner Dorfkirchen. Die Zeichnungen Heinrich Wohlers, hrsg. v. Renate und Ernst Oskar Petras, Berlin 1988.
  • Markus Cante: Kirchen bis 1618, in: Berlin und seine Bauten, Teil VI: Sakralbauten. Hrsg.: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, Berlin 1997, S. 333.
  • Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte - Architektur - Ausstattung, Lukas-Verlag, Berlin 2001 (Kirchen im ländlichen Raum, Bd. 1), ISBN 3-931836-67-3

Weblinks

Commons: Alte Dorfkirche Wartenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Die anderen beiden Kirchen mit vollständiger Anlage sind Mariendorf und Marienfelde.
  2. Orgel, Wetterfahren von 1795 und die Epitaphien auf der Kirchenhomepage abgebildet.
  3. Homepage von Diego Gortaire
  4. Wartenberger Kirchweihjubiläum, über eine Ausstellung im Januar 2010 im Kirchenneubau des Ortsteils.

Koordinaten: 52° 34′ 27,5″ N, 13° 31′ 8,8″ O