Dosso

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Stadtgemeinde Dosso
Stadtgemeinde Dosso (Niger)
Stadtgemeinde Dosso (Niger)
Stadtgemeinde Dosso
Koordinaten 13° 3′ N, 3° 12′ OKoordinaten: 13° 3′ N, 3° 12′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Dosso
Departement Dosso
Höhe 233 m
Fläche 541 km²
Einwohner 89.132 (2012)
Dichte 164,8 Ew./km²

Dosso [dɔˈso] ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region Dosso in Niger. Sie hat rund 89.000 Einwohner.

Geographie

Das 541 km² große Gebiet[1] der Stadtgemeinde (französisch: commune urbaine) liegt im Südwesten des Landes in der Großlandschaft Sudan. Das Stadtgebiet ist in neun Stadtviertel, 25 administrative Dörfer, elf traditionelle Dörfer, einen Weiler und 28 Lager gegliedert. Die Stadtviertel heißen Banizoumbou, Dosso Beri, Fada, Koira-Tegui, Mangue-Koira, Oudounkoukou, Sirimbey, Tondonbon und Zongo.[2] Die meisten zentralen Stadtviertel sind Wohngebiete oder dienen Verwaltungszwecken.[3] Die Vororte und Teile des alten Stadtkerns sind von traditioneller Architektur gekennzeichnet.[1]

Dosso liegt in einer von Buschland und Laterit-Formationen geprägten Ebene.[4] Im Norden und Süden des Stadtgebiets befinden sich ausgeprägte Schluchten. Im Westen liegt ein Teil des breiten Flussbetts des saisonal Wasser führenden Flusses Dallol Bosso.[1] In geologischer Hinsicht liegt die Stadt in einem dem Erdzeitalter Tertiär zugerechneten Gebiet.[5] Die klimatischen Verhältnisse in der Stadt sind von einer Trocken- und einer Regenzeit im Jahresablauf geprägt. Die Trockenzeit mit dem heißen und trockenen Wind Harmattan dauert von November bis Mai.

Dosso grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Garankédey, im Nordosten an die Gemeinde Mokko, im Osten an die Gemeinde Goroubankassam und im Süden und Westen an die Gemeinde Gollé. Die nigrische Hauptstadt Niamey ist 136 Kilometer entfernt.[1]

Geschichte

Liste der Zarmakoye
nach 1750 Garanké
18./19. Jh. Katidioua
18./19. Jh. Bessa
18./19. Jh. Daoura
1825–1830 Manguyé
1830 Laouzo
um 1830 Gounabi
um 1830–1850 Interregnum
1850–1865 Kossom
1865–1880 Ábdou
1880–1896 Alfa-Atta
1896–1902 Manguyé
1902–1913 Aoûta
1913–1924 Moussa
1924–1938 Saidou
1938–1953 Moumouni
1953–1962 Hamani
1962–1998 Abdou
1998–2000 Issoufou
seit 2000 Maidanda

Dosso wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vom Zarma-Herrscher Garanké als dessen Hauptstadt gegründet. Garanké war ein Sohn von Dakou, des Herrschers von Goudel. Garanké begründete die Herrschaft der Zarmakoye, der Zarma-Herrscher von Dosso. Diese waren die obersten Instanzen der politischen Verwaltung und der Rechtsprechung. Die Herrscher der umliegenden Zarma-Gebiete mussten dem jeweiligen Zarmakoye von Dosso huldigen. Ab dem Jahr 1820 befand sich Dosso in ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Fulbe. 1830 starb der Zarmakoye Laouzo in der Schlacht und sein machtloser Nachfolger Gounabi wurde abgesetzt. Es kam zu einem Interregnum, währenddessen Dosso dem Kalifat von Sokoto unterstand.[6]

Erst 1850 übernahm mit Kossom wieder ein Zarmakoye die Macht. Er gab Dosso ausgeprägte staatliche Strukturen. Der Zarmakoye war von einem Stab an Würdenträgern umgeben: dem marafa (Stellvertreter des Zarmakoye), dem zaroumey (Thronfolger), dem mayfada (Kammerherr des Palastes), dem mizindadi (persönlicher Vertrauensmann), dem azia (Finanzverwalter), dem ouonkoy (Kriegsherr), dem serkin-yara (Chef der männlichen Jugend), dem sadagari (Chef der weiblichen Jugend), dem serkin-noma (Landwirtschaftsverwalter) und dem kougamouza (Chef der Gefangenen). Der Zarmakoye besaß außerdem eine persönliche Leibgarde. Unter Kossoms Nachfolger Ábdou wurde 1866 Friede mit den Fulbe geschlossen. Der jahrelange Krieg hatte jedoch seine Spuren hinterlassen und Dosso war weiterhin Angriffen von außen ausgesetzt, etwa durch Tuareg. 1896 starb der Zarmakoye Alfa-Atta in der Schlacht gegen die Tukulor.[7]

Im Zuge der militärischen Besetzung der späteren Nigerkolonie durch Frankreich wurde Dosso 1899 dem Kreis Mittel-Niger (cercle de Moyen-Niger) mit Sitz in Dori angeschlossen, der die Keimzelle der späteren Nigerkolonie bildete.[8] Der Zarmakoye hatte seitdem nur noch symbolische Macht.

Bis 1972 hatten in Niger nur die Großstädte Niamey, Maradi, Tahoua und Zinder den Status einer eigenständigen Gemeinde. In diesem Jahr wurde Dosso zeitgleich mit sechs weiteren nigrischen Orten zur Gemeinde erhoben.[9] 2010 wurde Dosso außerdem zum Sultanat erhoben und der Zarmakoye Maidanda zum ersten Sultan von Dosso ernannt. Die Inthronisation nahm der Emir von Kebbi vor.[10]

Bevölkerung

Geburtsklinik in Dosso

Bei der Volkszählung 1977 hatte Dosso 16.959 Einwohner, bei der Volkszählung 1988 25.695 Einwohner und bei der Volkszählung 2001 43.293 Einwohner.[11] Bei der Volkszählung 2012 betrug die Einwohnerzahl 89.132.[12] Der Anteil der Bevölkerung mit einem Alter unter 15 Jahren liegt bei über 40 Prozent.

Die wichtigsten Volksgruppen sind Zarma, die die Mehrheit stellen, sowie Hausa, Fulbe und Tuareg. Ferner besteht eine bedeutende Ansiedlung von Ausländern aus den Nachbarländern Benin und Nigeria.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Palast des Zarmakoye wurde 2006 vom nigrischen Kulturministerium der UNESCO als Welterbe vorgeschlagen. Es handelt sich um die 1904 erbaute Residenz des Herrschers über das präkoloniale Reich Dosso der Zarma. Der cremeweiß, hellblau und rot bemalte Palast ist von einer Mauer umgeben.[13]

Die Maison de la Culture Garba Loga ist ein Kulturzentrum in Dosso, in dem Konzerte, Theateraufführungen und Filmvorführungen stattfinden. Im Westen der Stadt liegt die Arena für die lutte traditionnelle, eine in Niger beliebte Kampfsportart.[3] Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Karl Lwanga wurde 1984 erbaut. Sie ist Sitz der 1982 gegründeten Pfarre von Dosso, die zum Erzbistum Niamey gehört.[14]

Wirtschaft und Infrastruktur

Eine junge Frau am Markt in Dosso

Etwa 70 % bis 90 % der Einwohner leben von Ackerbau und Viehzucht, die in den Vororten betrieben werden.[15] Die wichtigsten Nutztiere sind Schafe, Ziegen, Rinder und Geflügel. Bedeutende Erwerbszweige sind die Töpferkunst und die Herstellung von Erdnussöl. Das Centre d’Artisanat produziert und verkauft traditionelle Kleidung und bemalte Kalebassen. Im Zentrum gibt es einen täglich geöffneten Markt. Außerdem werden die Märkte der sich im selben Departement befindenden Ortschaften Mokko, Kargui Bangou und Bella mit Vieh und tierischen Produkten aus Dosso beliefert.[1]

In Dosso gibt es 54 Grundschulen, davon sind sechs Privatschulen. Auf einen Grundschullehrer kommen durchschnittlich 25 Schüler (landesweit 39).[16] Dosso ist der Sitz eines Tribunal de Grande Instance, eines der landesweit zehn Zivilgerichte der ersten Instanz.[17]

Die Stadt liegt an der Nationalstraße 1, die hier Teil der internationalen Fernstraße Dakar-N’Djamena-Highway ist, sowie an der Nationalstraße 7 nach Gaya und der Nationalstraße 14 nach Loga. Die drei durch Dosso führenden Nationalstraßen sind wichtige städtebauliche Achsen, an denen sich die Stadtentwicklung orientiert.[1] In Dosso befindet sich ein ziviler Flughafen mit unbefestigter Start- und Landebahn, der Flughafen Dosso (ICAO-Code: DRRD).[18]

Partnerstadt

Die Partnerstadt von Dosso ist Rockland in Kanada.[1]

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Dosso – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Commune de Dosso. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. Januar 2010 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.communedosso.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Répertoire National des Communes (RENACOM). Website des Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010.
  3. a b Jolijn Geels: Niger. Bradt, Chalfont St Peter 2006, ISBN 1-84162-152-8, S. 135–137.
  4. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 21.
  5. Thomas Krings: Sahelländer. WBG, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-11860-X, S. 16.
  6. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 88.
  7. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 87–89.
  8. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 234.
  9. Historique de la décentralisation au Niger (PDF; 93 kB). Website des Programme nigéro-allemand de lutte contre la pauvreté dans les zones de Tillabéri et Tahoua-Nord, veröffentlicht im Mai 2008, abgerufen am 21. Januar 2012.
  10. Cérémonie de dénomination de la province de Dosso en Sultanat: l'honorable Maïdanda Saidou intronisé Sultan. Le Sahel, veröffentlicht am 20. Oktober 2010, abgerufen am 11. Februar 2012.
  11. World Gazetteer: Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2013. (Suche in Webarchiven.)   Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bevoelkerungsstatistik.de Niger: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung, abgerufen am 2. Jänner 2010.
  12. Présentation des résultats globaux définitifs du Quatrième (4ème) Recensement Général de la Population et de l’Habitat (RGP/H) de 2012. (PDF-Datei) Institut National de la Statistique, , abgerufen am 21. April 2014 (französisch).
  13. Website der UNESCO: Palais du Zarmakoye de Dosso, abgerufen am 2. Jänner 2010.
  14. Saint Charles Lwanga – Dosso. Eglise Catholique au Niger, abgerufen am 1. Juli 2015 (französisch).
  15. Présentation de la commune de Dosso. Website der ANIYA Coopération Décentralisée Niger-France, abgerufen am 29. Januar 2012.
  16. Statistiques de l’éducation de base. Annuaire 2009–2010 (PDF; 19,1 MB). Website des nigrischen Unterrichtsministeriums, veröffentlicht im September 2010, abgerufen am 14. Februar 2012.
  17. Bachir Talfi: Note sur l’organisation judiciaire. Website des nigrischen Justizministeriums, abgerufen am 24. September 2012.
  18. Airports in Niger. Website Aircraft Charter World, abgerufen am 23. Januar 2012.