Dönme

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Mai 2016 um 13:15 Uhr durch Koenraad (Diskussion | Beiträge) (→‎Siehe auch: Relevanz?). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Dönme () sind die Mitglieder einer kryptojüdischen kabbalistischen Religionsgemeinschaft in der Türkei, die ein Zweig des Sabbatianismus sind. Ihre Zahl wird auf 30.000 bis 40.000 Mitglieder geschätzt. Nach außen hin praktizieren sie den Islam. Die Gemeinschaft geht auf Schabbtai Zvi (1626–1676) zurück, dessen Tradition einige hundert Familien nach seinem Tod weiterführten. 1683 kam es in Saloniki zu einer Massenkonversion, wodurch die Stadt zum Zentrum des Kults wurde.[1]

Die Dönme sahen in Sabbatai Zvi den Messias. Seinen Übertritt zum Islam erklärten sie damit, dass die Seele des Messias bis zum Grunde der Sünde hinabsteigen müsse, um die Funken göttlichen Lichts zu erlösen, die dort gefangen seien. 1690 kam es zu einer Spaltung der Dönme, wonach eine Gruppe Baruchia Russo (islamischer Name Osman Baba, 1676–1720/26) zu ihrem Messias erklärte.[2] Nachdem Jakob Joseph Frank (1726–1791) die Dönme kennengelernt hatte, begann er zu behaupten, er sei der Messias.

Innerhalb der Dönme gibt es drei Gruppen bzw. Strömungen:

Im Zuge des Bevölkerungsaustausches zwischen Griechenland und der Türkei wurden die Dönme wegen ihres muslimischen Glaubens zu den Türken gerechnet und mussten Saloniki verlassen. Ihre Zugehörigkeit zur säkularisierten Schicht lässt immer wieder Gerüchte aufkommen, Atatürk sei ein Dönme gewesen und bei den Kemalisten handele es sich um eine Verschwörung, die sich aus einem Motiv der Rache speise, weil Sultan Abdülhamid II. Theodor Herzl Palästina verweigert habe. Die Denunziation von Personen oder Familien als Dönme ist aber fester Bestandteil der Agitation türkischer Antisemiten.[4] Vielfach sind die Dönme Gegenstand von Verschwörungstheorien. Der islamistisch geprägte Autor Mehmet Şevket Eygi glaubt beispielsweise, dass die Dönme die Schaltstellen des Staates unterwandert haben.[5]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jacob M. Landau: The Dönmes: Crypto-Jews under Turkish Rule. In: Jewish Political Studies Review, 19:1-2, Frühjahr 2007
  2. Klaus S. Davidowicz: Die Kabbala: Eine Einführung in die Welt der jüdischen Mystik und Magie. Böhlau, Wien 2009, S. 125
  3. Von İzmir (lateinisch/griechisch: Smyrna).
  4. Klaus Kreiser: Kleines Türkei-Lexikon. München 1992, s.v. Dönme.
  5. Eygi: SABATAYCISEVERLERİN TEDİRGİNLİĞİ