EMT Studiotechnik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. August 2016 um 17:58 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Elektro-Mess-Technik Wilhelm Franz (EMT)

Rechtsform GmbH
Gründung 1940
Sitz Mahlberg
Branche Unterhaltungselektronik
Website emt-studiotechnik.de

Elektro-Mess-Technik (EMT) ist ein Hersteller von Schallplattenspielern und professionellem Audio-Equipment in Mahlberg bei Lahr/Schwarzwald. Die Firma wurde 1940 von Wilhelm Franz als Elektro MessTechnik Wilhelm Franz KG gegründet und firmiert heute unter EMT Studiotechnik GmbH.

Geschichte

Im Zweiten Weltkrieg stellte die Firma in Berlin Kontroll- und Messinstrumente für die Nachrichten- und Rundfunktechnik her. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte die Firma ihre Produktion nach Lahr/Schwarzwald. Nach dem Tod von Wilhelm Franz, 1971, wurde das Familienunternehmen von seiner Frau Hildegard Franz und einem Geschäftsführer weitergeführt. 1989 wurde die EMT an den Belgischen Konzern Barco verkauft. 2003 verkaufte Barco die EMT, inklusive der Markenrechte, an Walter Derrer, der 2007 bei einem Flugzeugunglück verstarb. Seither führt sein bisheriger Chefentwickler, Produktmanager und Marketingleiter Jules Limon die Firma.

Historische Produkte

Bei der Entwicklung der professionellen Schallplattenspieler war nicht der Klang an sich das Thema (im Gegensatz zu den Consumer-Geräten für HiFi-Zwecke), sondern Neutralität, keinerlei Beeinflussung des Signals. Weder elektrischer Natur im Entzerrer-Verstärker noch mechanischer Natur bei der Abtastung. Die Maschinen sollten unverfälscht den Frequenzgang und die Dynamik wiedergeben, welche auf dem Tonträger Schallplatte aufgezeichnet war, quasi ein Klang wie vom Masterband. Die Konstruktion musste außerdem sehr robust und zuverlässig sein, damit sie dem täglichen Dauerbetrieb beim Rundfunk bzw. den hohen Ansprüchen standhielt. Dazu war ein erheblicher elektromechanischer Aufwand notwendig.

EMT 927

EMT 927 mit Ortofon-Tonarm RF-297

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entwarf Franz in Kooperation mit dem Institut für Rundfunktechnik München-Freimann (IRT), geleitet von Dr.-Ing. Walter Kuhl, den EMT 927 Studio-Plattenspieler, der 1950/1951 eingeführt wurde. Der Plattenteller mit einem Durchmesser von 44 cm war nötig, um die damals üblichen 16"-Azetat-Schallplatten abspielen zu können. Die großen Platten, welche zum Beispiel beim BFBS komplette Sendungen enthielten, konnten mit dem EMT 927 ohne Einschränkungen abgespielt werden. Der schwere Hauptplattenteller wurde am Innenrand über ein in der Höhe verstellbares Zwischenrad (Reibrad) von einem stark überdimensionierten Netz-Synchronmotor mit den Drehzahlen 78, 45 und 33 1/3 Umdrehungen pro Minute angetrieben. Der leichte Hilfsplattenteller und eine elektromagnetische Bremse dienten dazu, einen sehr schnellen Hochlauf zu ermöglichen. Beim Lösen dieser Bremse wird der Hilfsplattenteller durch Friktion quasi „mitgerissen“. Die dänische Firma Ortofon lieferte anfangs den Tonarm ('RF-297') und den ersten magnetischen Tonabnehmer zu. EMT baute später für den 927 (in der Stereoversion) den 12"-Arm 997 (wegen des C-förmig gebogenen Tonarmrohrs auch "Banane" genannt). Zudem war im äußersten Rand des Hilfsplattentellers eine Stroboskopanzeige eingebaut, um die Geschwindigkeit korrekt angleichen zu können; sein Schnellstart ermöglichte eine Hochlaufzeit von knapp 0,5 Sekunden bei 33 1/3 Umdrehungen pro Minute. Der EMT 927D war bei fast allen Schallplattenfirmen zu finden. Die geschnittenen Folien und Zwischenschritte zur Schallplattenpressung passten auf das Gerät.

Die Versionen des EMT 927:

  1. EMT 927A: Optischer Anzeiger der genauen Position des Tonabnehmers in der Rille
  2. EMT 927D: Ein Gerät spezieller Güte zur Verwendung in der Plattenproduktion
  3. EMT 927F: Zweiter Tonarm
  4. EMT 927st: Stereo-Version

EMT 928

EMT 928

Der ab 1968 gebaute EMT 928 war ein kleiner Studioplattenspieler mit Riemenantrieb für den Einsatz in Rundfunk-Musikredaktionen. Er basierte auf einem stark modifizierten Thorens TD 125 und war ausgerüstet mit dem Tonarm EMT 929. Durch das von EMT und Thorens gemeinsam genutzte Entwicklungslabor des ehemaligen "Gerätewerkes Lahr" kam es dazu. Der Antrieb erfolgte über einen kleinen Dreiphasenmotor, der von einem eigenen Generator gespeist wird. Während der Bremsphase (ein leichter Hilfsplattenteller wird durch einen seitlichen Stift angehalten) wurde die Geschwindigkeit leicht erhöht, um beim Öffnen der Bremse den Hilfsplattenteller schnell wieder auf die Solldrehzahl zu bringen. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Konstruktionen für die Bremse. Das bewegliche Innenchassis („Subchassis“) ruhte auf drei Gummipuffern, die in der Höhe einstellbar sind, um die beiden Chassis anzugleichen. Der Nachteil dieser "Federung" war das Altern dieser Gummipuffer, die im Laufe der Zeit austrockneten, in sich zusammensanken und keine Federwirkung mehr hatten.

EMT 930

EMT 930st (Stereoversion)

Durch die 12"-Zoll-Schallplatte war der 44 cm-Plattenteller des 927 nicht mehr unbedingte Voraussetzung für den professionellen Gebrauch. Daher entschloss sich EMT, neben dem EMT 927 den EMT 930 Studio-Plattenspieler zu entwickeln, der 1956 auf den Markt gebracht wurde. Der EMT 930 war eine feinmechanisch sehr präzise und auch robuste Konstruktion, die dem harten Alltagsgebrauch als „Werkzeug“ beim Rundfunk standhielt. Der Antrieb erfolgte über einen selbstanlaufenden, kräftigen Netz-Synchronmotor. Eine feingeschliffene Rolle aus Vulkolan überträgt das Drehmoment auf den Innenrand des schweren Haupttellers. Durch deren Höhenverstellung mit Verriegelung gegen Fehlbedienung erfolgte die Wahl der Drehzahl. Der leichte Hilfsplattenteller trug am Außenrand eine mit Impulslicht durchleuchtete Stroboskopteilung. Die fernsteuerbare Regelbremse des Hilfsplattentellers – verbunden mit Stummschaltung des Hochlaufes, ermöglichte silbengenauen Start. Für die Tonarmbedienung waren Beleuchtung und feinfühlige Hebe/Senkvorrichtungen vorgesehen. Die Chassis-Trägerplatte bestand aus hammerschlaglackiertem Bakelit. Mit seiner eher kompakten Größe war der EMT 930 ökonomischer gebaut als sein großer Bruder. Das Gerät wurde in hohen Stückzahlen hergestellt und international verkauft. Erste Modelle waren mit dem Ortofon-Tonarm RF-229 ausgerüstet, spätere mit dem EMT 929.

EMT 950

EMT 950 - Gerät stand beim Österreichischen Rundfunk ORF

Nach aufwändigen Forschungsarbeiten in Richtung Direktantrieb ab Anfang der 1970er Jahre wurde bis 1976 die Schallplatten-Wiedergabe-Maschine EMT 950 (Werksbezeichnung) zur Marktreife entwickelt. Er stand an der Spitze der EMT Studio-Plattenspieler. Die Besonderheit der Konstruktion des EMT 950 ist die direkte Ankopplung eines 200 Gramm leichten Plattentellers an einen starken Antriebsmotor. Ein Hilfsplattenteller war nicht mehr notwendig. Diese Kombination erlaubt Start und Stopp des Plattentellers, ohne dass eine zusätzliche Bremse dazu notwendig ist. Die dennoch verbaute und von einem Ringmagnet angesteuerte Bremse dient lediglich dazu, bei Erreichen der Drehzahl 0 den Plattenteller in seiner Position zu fixieren. Ein manuelles Drehen des Plattentellers ("cue") ist dennoch möglich. Eine aufwändige optoelektronische Drehzahlregelung sorgt bei diesem Modell für geringste Gleichlaufschwankungen. Die Messwerte lagen unterhalb der Werte der DIN-Testschallplatte. Die Solldrehzahl von 33 1/3 1/Min wird innerhalb von 150 Millisekunden erreicht. Im Vergleich zum EMT 930, der ein sehr puristisches Gerät mit überwiegend Mechanik und kaum Elektronik war, wurde der EMT 950 förmlich mit Elektronik vollgestopft, die sich auf insgesamt 14 Steckkarten befand. Alles war über großflächige Tasten steuerbar: Start/Stopp, Tonarmlift, die Geschwindigkeiten, Rückwärtslauf, mono/stereo, Tonabnehmerbeleuchtung und sogar die Umschaltung Lokal- oder Remotebetrieb. Die Umschaltung 33/45 kann über einen versenkbaren Puck vom Mittelloch der Platte abhängig gemacht werden. Der Tonarm wurde über einen motorisierten Lift mit definierter Geschwindigkeit angehoben und abgesenkt, so dass eine größtmögliche Schonung für Schallplatte und Tonabnehmer gegeben war. Die Maschine wurde in zwei Versionen angeboten: Als schmale Version mit den Tastenfeldern vor dem Plattenteller und die breite Version mit den Bedienfeldern links vom Plattenteller mit Platz für Vorhörlautsprecher und andere Optionen auf Wunsch. Die Grundausführung des EMT 950 kostete 1976 DM 15.000,-.

EMT 948

EMT 948

Um auch den Anforderungen nach einem kleineren Gerät gerecht werden zu können, wurde 1979 ein neues Modell eingeführt, das auf den Prinzipien des EMT 950 aufbaute: der EMT 948 Stations-Plattenspieler. Er war ebenfalls direktangetrieben, besaß die gleiche Technik, allerdings in kleinerer, kompakterer Bauweise. Für den Anwender war eine Ablage für die Schallplattenhülle am aufgeklappten Deckel angebracht, während die Platten gespielt wurden. Die gesamte Elektronik war wie beim EMT 950 auf Steckkarten verteilt, so dass notwendige Änderungen oder Reparaturen schnell und unkompliziert durchgeführt werden konnten. Zwei stabile Tragegriffe erlaubten den mobilen Einsatz, z.B. in einem Ü-Wagen. Das solide, verwindungssteife Schwingchassis hatte eine ausgeklügelte Federaufhängung gegen einen Ruck beim schnellen Anfahren und gegen Trittschall. Um auch bei schlechten Lichtverhältnissen arbeiten zu können, wurde unter der Abdeckhaubenhalterung eine Leuchtstoffröhre montiert. Der 948 hatte die gleichen Tasten wie der 950, die gleichen Geschwindigkeiten und die Möglichkeit des Rückwärtsfahrens, um den genauen Anfang eines Titels exakt zu ermitteln bzw. anzufahren. Der EMT 948 konnte vom Mischpultregler aus gestartet werden („Faderstart“). Er besaß wie schon der EMT 930 zum silbengenauen Start einer bestimmten Musikstelle eine elektronische Hochlauf-Stummschaltung, welche das beim Anfahren unvermeidliche Jaulen unterdrückte. Die Hochlaufzeit betrug ca. 200 Millisekunden bei 20 °C. Als Tonarm kam der schon beim EMT 930 bewährte, J-förmige EMT 929 zum Einsatz. Der Neupreis für den EMT 948 ohne Tonabnehmer „Tondose TSD 15“ lag bei ca. DM 10.000,-.

EMT 938

EMT 938

Im März 1982 wurde ein noch einfacherer, kompakter Plattenspieler entwickelt: Der EMT 938 Rundfunk-Plattenspieler. Der Direktantrieb war mit seinem „großen Bruder“, dem EMT 948 identisch, ebenso die Schwingchassis-Aufhängung – die Elektronik wurde vereinfacht, eine Rückfahrtaste war nicht vorhanden. Auch hatte der EMT 938 keine Steckkarten mehr, um das Gerät in der Höhe flach zu halten. Es bot sich an, vorhandene Technik zu übernehmen und so Entwicklungskosten zu sparen. Eine ständig größer werdende Anzahl Privatsender zu dieser Zeit mit immer kleinerem Budget erforderte die Entwicklung eines Profi-Plattenspielers mit attraktivem Preis, trotz EMT-Qualität. Er kostete ohne Tondose TSD 15 und ohne Vorverstärker für Moving Coil-Tonabnehmer (dieser musste bei Verwendung einer TSD 15 als Steckplatine nachgerüstet werden) ca. DM 6.000,-. EMT bot auch leere Tonabnehmergehäuse an, um beliebige Systeme einzubauen. Der EMT 938 wurde wie ein HiFi-Consumergerät in einer Holzzarge geliefert. Zum Studiotischeinbau mit Zarge gab es spezielle, stabile „Z-Winkel“ und Rand-Abdeckblenden. Die Elektronik war zu Servicezwecken an der Unterseite zugänglich. Eine beinahe baugleiche Version wurde von Thorens angeboten, der DJ-Plattenspieler TD 524. Dieser konnte entweder mit einem Thorens-Tonarm (TP 16L) oder dem bewährten EMT 929 versehen werden. Mit dem 938 ging die Herstellung von professionellen Studio-Plattenspielern im Hause EMT zu Ende. Durch den Siegeszug der Compact Disc beim Rundfunk konzentrierte man sich auf die Entwicklung und Produktion von professionellen CD-Abspielgeräten.

Die EMT-Studioplattenspieler sind heute bei audiophilen Schallplatten-Liebhabern sozusagen das „Non plus ultra“ in Richtung Qualität. Gut gepflegte Geräte erreichen Verkaufswerte teilweise über dem Neupreis.

EMT 140

1957 führte EMT die auf einer Entwicklung von Walter Kuhl aufbauenden Nachhallplatteneinheit (Plate Reverb) EMT 140 ein, bei dem über einen Transducer Schwingungen in einem Metallblech ausgelöst werden. Das Gerät wurde ein großer Erfolg und kam beispielsweise bei Aufnahmen der Beatles in den Abbey Road Studios zum Einsatz; das Gerät wurde zudem ausgiebig bei den Aufnahmen für Pink Floyds The Dark Side of the Moon eingesetzt und bildete den Grundstein für EMTs Stellung als Anbieter von Halllösungen für die Musikindustrie. EMT-Hallplatten waren die Referenz für künstlich erzeugten, sehr natürlich klingenden Hall. Heute bietet praktisch jede Hallemulationssoftware eine "Plate Reverb"-Funktion an; der EMT 140-Hall existiert als Software Emulations Plug-In von Universal Audio weiter.

EMT 240

EMT 240 Goldfolienhall

In den 1970er-Jahren kam die ebenfalls sehr erfolgreiche EMT 240 auf den Markt. Eine Nachhallplatteneinheit mit einer 300x300 mm großen, elektrolytisch produzierten Folie mit spezieller Goldauflage statt einer schweren Stahlplatte. Diese war mechanisch sehr aufwändig aufgehängt und montiert. Sie befand sich zusammen mit der Elektronik in einem akustisch bedämpften Stahlgehäuse mit zwei Tragegriffen für den mobilen Einsatz. Das Gerät war von den Abmaßen kleiner und auch leichter als die EMT 140. Die EMT 240 war unempfindlich gegen Mikrofonie und äußere Erschütterungen wie Trittschall etc.

Weblinks

Literatur

  • Stefano Pasini: Deutsche Perfektion. Costa Editore, Bologna 2001. (Das Buch über die Geschichte der Firma EMT, deutsch, englisch, italienisch).