Engmaulfrösche
Engmaulfrösche | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Dermatonotus muelleri | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Microhylidae | ||||||||||||
Günther, 1858 |
Engmaulfrösche (Microhylidae), auch Engmundfrösche oder Spitzmaulfrösche genannt, sind eine Familie der Froschlurche (Anura). Es handelt sich um zumeist recht kleine, plump wirkende Frösche, die sich bevorzugt in Gewässernähe aufhalten und tagsüber im Erdboden versteckt sind. Es gibt aber auch baumbewohnende Arten. Die Familie ist vor allem in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde verbreitet, zu ihr zählt das kleinste Landwirbeltier Paedophryne amauensis.[1]
Übersicht
Zu dem Taxon werden gegenwärtig mehr als 500 Arten gerechnet, die in elf Unterfamilien (und mehreren Gattungen ohne Unterfamilien) geordnet werden. Engmaulfrösche kommen in Nord-, Mittel- und Südamerika, Afrika südlich der Sahara, Madagaskar, Ost- und Südostasien, auf dem Malaiischen Archipel sowie im äußersten Norden und Nordosten Australiens vor. In den USA, in China und auf der Koreanischen Halbinsel werden über die Tropen und Subtropen hinaus teilweise auch gemäßigte Zonen erreicht. Man nimmt an, dass sich diese Tiergruppe, von der keine direkten fossilen Vorläufer bekannt sind, ursprünglich vom heutigen Südostasien her ausgebreitet hat. 19 Arten aus zwei Gattungen (Austrochaperina und Cophixalus) zählen zur Fauna Australiens und sind dort ausschließlich in den Regenwäldern zu finden.
Diese umfangreiche Familie hat nur wenige auffallende gemeinsame Merkmale (zu anatomischen Charakteristika siehe auch Neobatrachia). Viele haben aber einen besonders kleinen Kopf bzw. eine kurze Schnauze oder ein kleines Maul (Name!), gering hervorstehende Augen und kurze Hinterbeine. Während die eher wenigen neuweltlichen Gattungen noch relativ einheitlich erscheinen, macht sich die Formenfülle besonders bei asiatischen und afrikanischen Vertretern bemerkbar.
Eine unter Terrarienhaltern bekanntere Art ist der sogenannte Indische Ochsenfrosch (Kaloula pulchra), der mit dem nordamerikanischen Ochsenfrosch aber nicht näher verwandt ist. Außerdem ist weniger Indien, sondern vielmehr Südostasien und Indonesien sein Verbreitungszentrum. Ähnlich wie beispielsweise bei der europäischen Knoblauchkröte sind die Fersenhöcker als Grabschaufeln umgebildet und verhärtet.
Systematik und Taxonomie
Die Systematik der Engmaulfrösche ist sehr komplex und immer wieder größeren Veränderungen unterworfen.[2] Von den 56 Gattungen sind nicht wenige monotypisch, bestehen also nur aus einer Art. Auch einige der zurzeit 13 Unterfamilien setzen sich aus nur wenigen Arten zusammen. Adelastinae, Chaperininae und Melanobatrachinae bestehen sogar nur aus je einer Spezies (Adelastes hylonomos bzw. Chaperina fusca oder Melanobatrachus indicus). Die Papua-Engmaulfrösche (Asterophryinae) Neuguineas sind dagegen mit rund der Hälfte aller Arten (mehr als 300 Arten) die umfangreichste Unterfamilie. Von den Eigentlichen Engmaulfröschen (Microhylinae) wurden zuletzt mehrere Gattungen zu anderen Unterfamilien gestellt (insbesondere zu Gastrophryninae). Die südost- und südafrikanischen Kurzkopffrösche werden inzwischen als eigene Familie Brevicipitidae betrachtet.
Unterfamilien und Gattungen
Die Engmaulfrösche umfassen 13 Unterfamilien mit insgesamt 576 Arten.[3]
(Bearbeitungsstand: 14. Oktober 2015)
Unterfamilie Adelastinae Peloso, Frost, Richards, Rodrigues, Donnellan, Matsui, Raxworthy, Biju, Lemmon, Lemmon, and Wheeler, 2015
- Gattung Adelastes Zweifel, 1986
- einzige Art: Adelastes hylonomos Zweifel, 1986
Unterfamilie Asterophryinae Günther, 1858 – Papua-Engmaulfrösche
- Gattung Aphantophryne Fry, 1917
- Gattung Asterophrys Tschudi, 1838
- Gattung Austrochaperina Fry, 1912
- Gattung Barygenys Parker, 1936
- Gattung Callulops Boulenger, 1888
- Gattung Choerophryne Kampen, 1914
- Gattung Cophixalus Boettger, 1892
- Gattung Copiula Méhely, 1901
- Gattung Gastrophrynoides Noble, 1926
- Gattung Genyophryne Boulenger, 1890
- Gattung Hylophorbus Macleay, 1878
- Gattung Liophryne Boulenger, 1897
- Gattung Mantophryne Boulenger, 1897
- Gattung Metamagnusia Günther, 2009
- Gattung Oninia Günther, Stelbrink & von Rintelen, 2010
- Gattung Oreophryne Boettger, 1895
- Gattung Oxydactyla Van Kampen, 1913
- Gattung Paedophryne Kraus, 2010
- Gattung Pseudocallulops Günther, 2009
- Gattung Sphenophryne Peters & Doria, 1878
- Gattung Xenorhina Peters, 1863
Die Gattung Albericus Burton & Zweifel, 1995 wurde 2015 mit der Gattung Choerophryne zusammengelegt. Molekulargenetische Untersuchungen hatten ergeben, dass Albericus paraphyletisch war.[2]
Unterfamilie Cophylinae Cope, 1889 – Madagaskar-Engmaulfrösche
- Gattung Anodonthyla Müller, 1892
- Gattung Cophyla Boettger, 1880
- Gattung Madecassophryne Guibé, 1974
- Gattung Plethodontohyla Boulenger, 1882
- Gattung Rhombophryne Boettger, 1880
- Gattung Stumpffia Boettger, 1881
Die Gattung Stumpffia wurde 2015 mit Rhombophryne zusammengelegt.[2] Platypelis wurde mit Cophyla synonymisiert.[2]
Unterfamilie Chaperininae Peloso, Frost, Richards, Rodrigues, Donnellan, Matsui, Raxworthy, Biju, Lemmon, Lemmon, and Wheeler, 2015
- Gattung Chaperina Mocquard, 1892
- einzige Art: Chaperina fusca Mocquard, 1892
Unterfamilie Dyscophinae Boulenger, 1882 – Taubfrösche, Tomatenfrösche
- Gattung Dyscophus Grandidier, 1872
Unterfamilie Gastrophryninae Fitzinger, 1843
- Gattung Arcovomer Carvalho, 1954
- einzige Art: Arcovomer passarellii Carvalho, 1954
- Gattung Chiasmocleis Méhely, 1904
- Gattung Ctenophryne Mocquard, 1904
- Gattung Dasypops Miranda-Ribeiro, 1924
- einzige Art: Dasypops schirchi Miranda-Ribeiro, 1924
- Gattung Dermatonotus Méhely, 1904
- einzige Art: Dermatonotus muelleri Méhely, 1904
- Gattung Elachistocleis Parker, 1927
- Gattung Gastrophryne Fitzinger, 1843
- Gattung Hamptophryne Carvalho, 1954
- Gattung Hypopachus Keferstein, 1867
- Gattung Myersiella Carvalho, 1954
- einzige Art: Myersiella microps (Duméril and Bibron, 1841)
- Gattung Stereocyclops Cope, 1870
Die Gattung Syncope Walker, 1973 wurde im Jahr 2014 mit der Gattung Chiasmocleis Méhely, 1904 synonymisiert.
Unterfamilie Hoplophryninae Noble, 1931
- Gattung Hoplophryne Barbour & Loveridge, 1928
- Gattung Parhoplophryne Barbour & Loveridge, 1928
Unterfamilie Kalophryninae Mivart, 1869
- Gattung Kalophrynus Tschudi, 1838
Unterfamilie Melanobatrachinae Noble, 1931 – Schwarzfrösche
- Gattung Melanobatrachus Beddome, 1878
- einzige Art: Melanobatrachus indicus Beddome, 1878
Unterfamilie Microhylinae Günther, 1858 – Eigentliche Engmaulfrösche
- Gattung Glyphoglossus Günther, 1869
- Gattung Kaloula Gray, 1831
- Gattung Metaphrynella Parker, 1934
- Art Metaphrynella pollicaris (Boulenger, 1890)
- Art Metaphrynella sundana (Peters, 1867)
- Gattung Microhyla Tschudi, 1838
- Gattung Micryletta Dubois, 1987
- Gattung Phrynella Boulenger, 1887
- einzige Art: Phrynella pulchra Boulenger, 1887
- Gattung Uperodon Duméril & Bibron, 1841
Die Gattung Ramanella Rao & Ramanna, 1925 sowie die Art Kaloula taprobanica Parker, 1934 wurden mit der Gattung Uperodon Duméril and Bibron, 1841 vereint. Kaloula taprobanica heißt nun Uperodon taprobanicus (Parker, 1934).[2] Die Gattung Calluella Stoliczka, 1872 wurde in die Gattung Glyphoglossus Günther, 1869 gestellt.[2]
Unterfamilie Otophryninae Wassersug & Pyburn, 1987
- Gattung Otophryne Boulenger, 1900
- Gattung Synapturanus Carvalho, 1954
Unterfamilie Phrynomerinae Noble, 1931
- Gattung Phrynomantis Peters, 1867
Unterfamilie Scaphiophryninae Laurent, 1946 – Marmorkrötchen
- Gattung Paradoxophyla Blommers-Schlösser & Blanc, 1991
- Paradoxophyla palmata (Guibé, 1974)
- Paradoxophyla tiarano Andreone, Aprea, Odierna & Vences, 2006
- Gattung Scaphiophryne Boulenger, 1882
Einzelnachweise
- ↑ Eric N. Rittmeyer, A. Allison, M. C. Gründler, D. K. Thompson, Christopher C. Austin: Ecological Guild Evolution and the Discovery of the World's Smallest Vertebrate. PLoS ONE 7, 1, e29797, Januar 2012 doi:10.1371/journal.pone.0029797
- ↑ a b c d e f Pedro L. V. Peloso, Darrel R. Frost, Stephen J. Richards, Miguel T. Rodrigues, Stephen Donnellan, Masafumi Matsui, Cristopher J. Raxworthy, S.D. Biju, Emily Moriarty Lemmon, Alan R. Lemmon & Ward C. Wheeler: The impact of anchored phylogenomics and taxon sampling on phylogenetic inference in narrow-mouthed frogs (Anura, Microhylidae). Cladistics, 3, 1-28, März 2015 doi:10.1111/cla.12118
- ↑ Darrel R. Frost: Microhylidae Günther, 1858 (1843). In: Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 6.0 (abgerufen am 2. März 2014). (online).