Entführung der Nina von Gallwitz

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Nina von Gallwitz (* 1973 in Köln) ist die Tochter des Kölner Bankprokuristen Hubertus von Gallwitz. Sie wurde 1981 entführt und 149 Tage lang gefangengehalten. Nach fünf Monaten kam sie 1982 nach einer Lösegeldzahlung wieder frei. Die Straftat konnte bis heute nicht aufgeklärt werden und ist inzwischen verjährt.[1] Nina von Gallwitz lebt heute in Berlin.

Entführung

Das achtjährige Mädchen wurde am 18. Dezember 1981 auf dem Weg zur Grüngürtelschule im Kölner Stadtteil Hahnwald im Stadtbezirk Rodenkirchen entführt. Auf dem Schulweg hatten Freundinnen sie vermisst und die Mutter informiert.

Am Neujahrstag wendeten sich ihre Eltern über das Radio an die Öffentlichkeit. Bei einer Prozession im März 1982 beteten in Köln 500 Menschen für Ninas Rückkehr. Es begann eine Suche, bei der bis zu 65 Beamte ermittelten.

Doch die Hinweise auf die Entführer waren dürftig. Lösegeldübergaben am 24. Dezember 1981 in einem Zug durch Hubertus von Gallwitz und am 30. Dezember 1981 auch durch Abwurf aus einem Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes scheiterten. Die Täter erhöhten ihre Forderung im Verlauf der Entführung auf 1,5 Millionen D-Mark. Es trafen Anweisungen mit Ninas Stimme ein[2].

Der private Vermittler und schon bei der Kronzucker-Entführung erfolgreiche Journalist Franz Tartarotti schaltete sich ein sowie der ehemalige Kriminaldirektor des Bundeskriminalamtes Hans Fernstädt. Die Täter hatten Tartarotti angeboten, mit ihm über Anzeigen in großen Zeitungen mit dem „Fünf-Zeilen-Cäsar“ (tatsächlich handelte es sich um eine leicht abgewandelte Vigenère-Chiffre[3]), zu verkehren.

Freilassung

Von den Tätern wurde schließlich am 12. Mai 1982 eine erneute Geldübergabe durch Tartarotti vereinbart, die erfolgreich verlief. Bei Andernach warf der Vermittler das Lösegeld auf Funkbefehl aus einem fahrenden Nachtzug D 209 von Dortmund nach Basel. Am 15. Mai 1982, drei Tage später, wurde Nina von den Entführern mit einer Mullbinde vor den Augen an der Bundesautobahn 3 vor Solingen nahe dem Autobahnrastplatz Ohligser Heide freigelassen. Das Mädchen schleppte sich geschwächt, aber offenbar gesund, zu der nahegelegenen Raststätte, wo es ein Angestellter fand.

Die Kriminalpolizei begann kurz darauf mit ihrer Spurensuche. Mit einer Gefangenschaft von fast fünf Monaten (149 Tagen) Dauer war dies die längste Entführung in der deutschen Kriminalgeschichte.

Hintergründe

Details aus Nina von Gallwitz’ Entführung sind bekannt geworden: Sie wurde einige Zeit in einer engen Holzkiste eingesperrt. Die Illustrierte „Quick“ berichtete exklusiv über ihre Rückkehr. Das Mädchen hatte die Entführung äußerlich gut überstanden. Sie kehrte bald in ihre alte Schulklasse zurück und holte den versäumten Schulstoff auf.

In einem Wald bei Meinerzhagen fanden spielende Kinder im Dezember 1982 einige Tausendmarkscheine aus dem Lösegeld. Diese Spur führte jedoch nicht zu den Tätern.

Trotz intensiver Fahndung, u. a. mit Unterstützung von Aktenzeichen XY … ungelöst, gelang es nicht, die Entführer zu ermitteln.[4] Die Täter sind bis heute nicht gefasst.

Die Tat sei u. a. deshalb „ein ganz außergewöhnlicher Fall“ gewesen, weil die Entführer den Eltern zunächst freigestellt hatten, selbst den Betrag der Lösegeldsumme zu benennen – „Wörtlich: ‚Was ist euch eure Tochter wert?‘“.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/2016/01/17/entfuehrungsfall-nina-von-gallwitz-so-wurden-die-botschaften-an-die-kidnapper-verschluesselt/
  2. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13528995.html
  3. Entführungsfall Nina von Gallwitz: So wurden die Botschaften an die Kidnapper verschlüsselt, in Klausis Krypto Kolumne. Abgerufen am 17. Januar 2016.
  4. Chicago am Rhein – Von großen und kleinen Ganoven in Köln, eine Filmdokumentation des WDR aus 2010, Buch und Regie: Peter F. Müller.
  5. Zitate von Walter Volmer, ehem. Kriminalpolizei Köln, in der Filmdokumentation Chicago am Rhein.