Enzephalomalazie

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Klassifikation nach ICD-10
I63.4 Embolische Enzephalomalazie
I61.9 Hämorrhagische Enzephalomalazie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Enzephalomalazie (von griechisch ἐγκέφαλον enképhalon, deutsch ‚Gehirn‘ und Malazie) ist eine abschnittsweise oder vollständige Gehirnerweichung aufgrund einer Kolliquationsnekrose.[1][2][3]

Pathologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zugrund liegt meist eine Infarkt-bedingte Anoxie mit folgender Apoplexie, aus der sich nach 13 Wochen eine Kolliquationsnekrose entwickelt. In der Regel liegt ein ischämischer (lateinisch Encephalomalacia alba), seltener ein hämorrhagischer Infarkt vor (Encephalomalacia rubra).[3]

Andere Ursachen wie Trauma sind seltener.[4]

Eine umschriebene Nekrose kann zu einer Narbe mit Gliazellen führen.[1]

Bei frühgeborenen Kindern kann es zu einer zystischen Form der Enzephalomalazie kommen, die auf die Weiße Substanz beschränkt ist, die Periventrikuläre Leukomalazie.

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Häufigste Ursache für eine Enzephalomalazie ist der Verschluss eines Hirngefäßes, durch Embolie, Atherosklerose.

Die heutzutage seltene progressive Paralyse (fortschreitende Lähmung) bei der Neurolues wurde im Volksmund als „Hirnerweichung“ bezeichnet.[5]

Bei Schaf- und Ziegenlämmern tritt eine angeborene Enzephalomalazie durch eine verminderte Festigkeit der Hirngefäße auf. Bei Schweinen kann eine Enzephalomalazie durch Aufnahme von Aeschynomene indica (Indische Schampflanze), einem vor allem in Reisfeldern verbreiteten Unkraut, auftreten. Die Zerebrokortikalnekrose der Rinder infolge eines Thiamin-Mangels geht ebenfalls mit einer Enzephalomalazie einher.[6]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach betroffenem Gehirnabschnitt kommt es zu unterschiedlichen neurologischen Ausfällen.

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose erfolgt bildgebend je nach Alter mittels Sonografie oder Kernspintomographie.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. Reimer, P. M. Parizel, F.-A. Stichnoth (Herausgeber): Clinical MR Imaging. A Practical Approach. Springer, 2. Auflage 2006, ISBN 3-540-31530-6
  • D. P. McMullen, P. Rosenberg, J. Cheng, G. S. Smith, C. Lyketsos, W. S. Anderson: Bilateral Cortical Encephalomalacia in a Patient Implanted With Bilateral Deep Brain Stimulation for Alzheimer's Disease: A Case Report. In: Alzheimer disease and associated disorders. Bd. 30, Nr. 1, 2016 Jan-Mar, S. 70–72, doi:10.1097/WAD.0000000000000095, PMID 25850733, PMC 4592682 (freier Volltext).
  • R. Love, A. Lee, A. Matiasek, W. Carter, M. Ylagan: Prenatal diagnosis of fetal encephalomalacia after maternal diabetic ketoacidosis. In: AJP reports. Bd. 4, Nr. 2, November 2014, S. e97–e100, doi:10.1055/s-0034-1395990, PMID 25452892, PMC 4239142 (freier Volltext).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Eintrag zu Enzephalomalazie im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  2. Duden
  3. a b Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 266., aktualisierte Auflage, de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-033997-0 Stichwort Enzephalomalazie
  4. R. V. Phadke, V. Agarwal, S. Naik: Multicystic encephalomalacia secondary to head trauma. In: Journal of neurosciences in rural practice. Bd. 8, Nr. 1, 2017 Jan-Mar, S. 158–159, doi:10.4103/0976-3147.193528, PMID 28149115, PMC 5225714 (freier Volltext).
  5. Enzyklo.de Deutsche Enzyklopädie
  6. Wolfgang Baumgärtner, Achim Dieter Gruber: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Georg Thieme, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8304-1174-1