Eugen Hausbrand

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Eugen Gottfried Julius Hausbrand (* 14. September 1845 in Wehlau (Ostpreußen); † 15. Januar 1922 in Berlin) war ein deutscher Apparatebauer, Industrieller und Ingenieur.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausbrand bereitete sich ab 1866 auf sein Berufsleben mit einem Ingenieurstudium an der Allgemeinen Abteilung des Gewerbeinstituts Berlin vor; (ab 1879 TH). Nach dem Ende seines Studiums trat er 1869 eine Stellung bei der Maschinenfabrik von Ruffer[1] in Breslau an. Dieses Arbeitsverhältnis, unterbrochen durch seine Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg (1870/71), bestand bis zu seinem Wechsel zur weit über die Grenzen Deutschlands bekannten Kupferschmiede von Carl Justus Heckmann (Berlin) im April 1875. Im Jahre 1873 trat Hausbrand in den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ein. Gehörte er zunächst dem Breslauer Bezirksverein des VDI,[2] so war er seit 1875[3] Mitglied des Berliner Bezirksvereins des VDI. Für den Berliner Bezirksverein war er wiederholt Schriftführer des Vorstands sowie Abgeordneter zum Vorstandsrat des VDI.[3]

Durch seine hohe fachliche Kompetenz übertrug Heckmann Hausbrand schon nach kurzer Zeit die Prokura und leitete nach dem Ableben Heckmanns 1878 mehr als vierzig Jahre das Unternehmen bis zu seinem Tod. Die Firma von Heckmann zwar als Kupferschmiede gegründet, entwickelte sich mit der Zeit zu einer renommierten Fabrikationsstätte des Apparatebaus mit Niederlassungen in Breslau, Moskau und Havanna. Mit der Entwicklung und dem Bau von Destillationsanlagen sowie Ausrüstungen für die Zuckerindustrie fand die zu einem Apparatebau entwickelte Firma eine weltweite Anerkennung[4][5].

Hausbrand revolutionierte die bis dahin beschaulich zu nennende Verfahrenstechnik, die wesentlich empirisch geprägt und, Zitat von Franz Reuleaux, billig und schlecht war,[6] indem er auf dem Gebiet der physikalisch-chemischen Prozesse Grundlagenforschung betrieb und seine Erkenntnisse in mehreren Büchern publizierte, die rasch zu Standardwerken für Anlagenbauer, Konstrukteure, Verfahrenstechniker usw. wurden. Seine, Hausbrands, 1893 veröffentlichten Monografien über die chemischen Prozesse und Apparate der Destillation, des Verdampfens, Kondensierens, Kühlens und Trocknens in Verbindung mit seinem Hilfsbuch für den Apparatebau gab den Kesselschmieden und Küfern, und den auf diesem Gebiet arbeitenden Ingenieuren entscheidende Richtlinien zur Erleichterung bei der Konstruktion von Geräten und Vorrichtungen in diesem Tätigkeitsbereich.[6]

Der bedürfnis- und rastlose aber in Fachkreisen stets als kooperativ bekannte Junggeselle Hausbrand bekam allerdings nur eine zögerliche Anerkennung und Zugang zum Curriculum an den Hochschulen und Universitäten. Die Wertschätzung genoss er in den USA, wo Warren K. Lewis Hausbrand als „the world first process engineer“ (den „weltweit ersten Verfahrensingenieur“) würdigte. Erst zwanzig Jahre nach seinen fundamentalen Publikationen und zwei Tage vor seinem Tod verlieh ihm die TH Berlin die Ehrendoktorwürde.[6] Die Nachricht darüber hat er nicht mehr erlebt.[3]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1907 Königlicher Baurat
  • 1914 Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder
  • 1914 Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Apparatebau-Anstalten
  • 1921 Ehrenmitglied des Berliner Bezirksvereins des VDI[3]
  • 1922 Doktoringenieur ehrenhalber der Technischen Hochschule Berlin[5]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Hausbrand: Die Wirkungsweise d. Rektifizier- u. Destillierapparate. Verlag von Julius Springer, Berlin 1893.
  • E. Hausbrand: Das Trocknen mit Luft und Dampf. Verlag von Julius Springer, Berlin 1898.
  • E. Hausbrand: Verdampfen, Kondensieren, Kühlen. Verlag von Julius Springer, Berlin 1899
  • E. Hausbrand: Hilfsbuch für den Apparatebau. Verlag von Julius Springer, Berlin 1901.
  • E. Hausbrand: Von der Kupferschmiede zur Großindustrie. Dargestellt am Lebenswerk von C. J. Heckmann. In: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie. Bd. 13, 1923, S. 61–88.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H. Schröder: Eugen Hausbrand †. In: Chem. Ind. Leipzig 1922, S. 41–42; (Ferner findet sich eine Nachruf in VDI-Z - Berlin (1922), S. 447)
  • Klaus Krug, Klaus-Peter Meinicke: Eugen Gottfried Julius Hausbrand (1845 bis 1922). Die wissenschaftliche Durchdringung des Apparatebaus. In: Gisela Buchheim, Rolf Sonnemann (Hrsg.): Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern. Eine Sammlung von Biographien aus zwei Jahrhunderten. Birkhäuser, Berlin 1989, ISBN 3-343-00504-5, S. 106–115.
  • Eugen Gottfried Julius Hausbrand. In: Gisela Buchheim, Rolf Sonnemann (Hrsg.): Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern: Eine Sammlung von Biographien aus zwei Jahrhunderten. Springer Basel AG 1989, ISBN 3-0348-5702-0, S. 106. (books.google.de)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gustav Heinrich von Ruffer. Albert Gieseler, abgerufen am 1. März 2020.
  2. Angelegenheiten des Vereines. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 17, Nr. 10, Oktober 1873, S. 627.
  3. a b c d Carl Fehlert: Dr.-Ing e. h. Eugen Hausbrand †. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 66, Nr. 18, 6. Mai 1922, S. 447.
  4. Heckmann, Carl Justus – Kurzbiografie. ChemieFreunde Erkner e.V., 19. April 2007, abgerufen am 3. März 2020.
  5. a b Heinz Tegtmeier: Hausbrand, Eugen Gottfried Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 110 (Digitalisat).
  6. a b c Klaus Krug: Hausbrand, Eugen Gottfried Julius. In: Lexikon der bedeutenden Naturwissenschaftler. Band 2, Spektrum, Akad. Verlag, München 2007, ISBN 3-8274-1883-6, S. 165.