Evangelischer Pressedienst

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Der Evangelische Pressedienst (epd) ist eine 1910 in Wittenberg gegründete unabhängige Nachrichtenagentur mit Sitz in Frankfurt am Main, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihren Landeskirchen getragen wird.[1] Sie ist die älteste der bestehenden deutschen Nachrichtenagenturen.[2] Die wichtigsten Kunden der ältesten deutschen Nachrichtenagentur sind die Redaktionen von Presse, Funk, Fernsehen und Online-Diensten. Sitz der Zentralredaktion ist Frankfurt am Main. Die Redakteurinnen und Redakteure der sieben epd-Landesdienste berichten an mehr als 30 Standorten in der Bundesrepublik.

Geschichte

Hervorgegangen ist der epd aus dem 1910 gegründeten Evangelischen Presseverband für Deutschland.[3] 1941 wurde der Pressedienst im Rahmen der kriegsbedingten Papierkontingentierung eingestellt. 1947 durfte sie den Dienst mit der Lizenz Nr. 134 der „Britischen Militärregierung in Deutschland“ wieder aufnehmen.[4]

Der Evangelische Pressedienst ist ein Kind des Verbandsprotestantismus, nicht der verfassten Kirche. Der erste Herausgeber des Evangelischen Pressedienstes war der 1910 in Wittenberg von 23 evangelischen Verbänden gegründete Evangelische Preßverband für Deutschland (EPD). Vorläufer waren die von der Inneren Mission herausgegebenen Pressedienste, die seit 1876 erscheinende „Evangelische Correspondenz für Deutschland“ und die „Korrespondenz für Innere Mission“ (1898 bis 1910). Die epd-Zentralredaktion hatte bis zur Einstellung im Jahr 1941 ihren Sitz in Berlin-Steglitz. In seiner 1950 erschienenen epd-Geschichte über die evangelische Pressearbeit von 1933 bis 1950 stellte der damalige epd-Chefredakteur Focko Lüpsen die falsche Behauptung auf, der Evangelische Pressedienst sei wegen seines Widerstandes gegen das NS-Regime schon 1937 verboten worden. Lüpsen kaschierte mit dieser Legende die Tatsache, dass der epd im „Dritten Reich“ zeitweise ein Sprachrohr der NS-Propaganda war. Mit dieser Verbotslegende schuf Lüpsen eine Voraussetzung für die Erteilung der Lizenz durch die Militärregierung im Jahr 1947. Nach der Wiederzulassung arbeitete die Zentralredaktion unter dem Dach des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe bis 1964 in Bethel bei Bielefeld. Lüpsen, mehrfach Sprecher des Deutschen Presserates, wurde 1965 mit der erstmals verliehenen „Jakob-Fugger-Medaille“ ausgezeichnet. Nach dem Umzug nach Frankfurt am Main wurde das 1973 gegründete Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) Herausgeber der zentralen epd-Dienste.[5][6][7]

Chefredakteure der epd-Zentralredaktion

  • 1913–1922 Ferdinand Katsch
  • 1922–1933 Martin Plieninger
  • 1933–1966 Focko Lüpsen
  • 1966–1981 Hans-Wolfgang Heßler
  • 1981–1998 Hans Hafenbrack
  • 1999–0000 Dr. Thomas Schiller

Herausgeber und Arbeitsstruktur

Zum epd gehören acht in der epd-Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossene Medienunternehmen: Für die Zentralredaktion das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik sowie die Träger der Landesdienste epd Nord (Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern), epd Niedersachsen-Bremen, epd Ost (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen), epd West (Rheinland, Westfalen und Lippe), epd Mitte-West (Hessen,Rheinland-Pfalz und Saarland), epd Südwest (Baden und Württemberg) und epd Bayern. Etwa 80 Redakteurinnen und Redakteure berichten an 30 Standorten zwischen Kiel und München, zwischen Düsseldorf und Dresden. Der Basisdienst und die Landesdienste sowie die Fotos und Infografiken werden durch die Medien-Communikations-Gesellschaft mecom in Hamburg vorzugsweise per Satellit verbreitet. Der epd ist Gründungsmitglied der 1989 etablierten mecom.[8]

epd heute

Heute beschäftigt der epd nach Eigenangaben etwa 80 feste Mitarbeiter in den Bereichen Kirche, Religion, Kultur, Medien, Bildung, Gesellschaft, Soziales, Dritte Welt und Entwicklung und hat Korrespondentenbüros in Berlin, Brüssel und Genf. Die sieben Landesdienste sollen zudem für eine regionale Berichterstattung sorgen.[9]

Der Evangelische Pressedienst gehört zum Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik. Chefredakteur des epd ist Dr. Thomas Schiller.

epd-Themen

Zur Kernkompetenz des epd gehören die Themen Glaube und Kirche, Religion und Ethik. Sozialpolitische Themen und der entwicklungspolitische Bereich sind seit langem Themen des Evangelischen Pressedienstes, der mit eigenen Mitarbeitern auch aus Afrika, Asien und Lateinamerika berichtet. Die kritische Begleitung der Medien und des Films hat eine lange Tradition. Die Fachpublikation epd medien, vormals epd-Kirche und Rundfunk, erscheint seit 1949. epd-Kirche und Film, Vorgänger der Zeitschrift epd Film, wurde 1948 gegründet.

Publikationen

  • epd Basisdienst
  • epd Landesdienste
  • epd bild (Bilderdienst und Abruf-Datenbank)
  • epd kompakt (Multimedia-Newsfeed)
  • epd Dokumentation
  • epd Feature
  • epd Film
  • epd-Landesdienste für Bayern, Niedersachsen-Bremen, Nord (Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern), Ost (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland), Südwest (Baden-Württemberg) und West (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland)
  • epd medien
  • epd sozial
  • epd Wochenspiegel
  • epd Zentralausgabe

Kritik und Würdigung

Der ehemalige Redakteur des epd, Volker Lilienthal, kritisiert mangelnde Distanz des epd zu den „mit Macht ausgestatteten Akteuren“ der verfassten Kirche und ihrer Organe und behauptet – ohne dies zu belegen –, dass „unbotmäßige Kritik zu vermeiden“ sei, „ein Prinzip, das in Konfliktfällen streng exekutiert wurde“.[10]

Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte den epd in ihrer Festrede zum 100-jährigen Bestehen des epd am 3. Februar 2010 in Berlin als eine leistungsstarke und professionelle Nachrichtenagentur, die Orientierung in der Nachrichtenflut biete und für Nachhaltigkeit in der Berichterstattung stehe. Durch die entwicklungspolitische Berichterstattung baue der epd einen „Bund des Kennenlernens“ zu anderen Regionen der Welt auf.[11] Als Repräsentant des öffentlich-rechtlichen Rundfunks äußerte sich Peter Boudgoust, Intendant des Südwestrundfunks (SWR): „Es spricht für die innere Größe der evangelischen Kirche, sich eine unabhängige Nachrichtenagentur mit all ihrer Kritikfähigkeit zu leisten.“[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe hierzu auch Mandat und Markt. Perspektiven evangelischer Publizistik Herausgegeben vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland. GEP Buch, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-932195-04-7, S. 27 ff.
  2. siehe hierzu auch Peter Zschunke: Agenturjournalismus: Nachrichtenschreiben im Sekundentakt. UVK Verlagsgesellschaft, München 2000, ISBN 978-3-89669-306-8 (S. 62)
  3. Udo Hahn: Kirche und Publizistik - Kommunikation des Evangeliums. Verlag J.P. Peter, Rothenburg ob der Tauber, S. 36.
  4. Siehe hierzu auch Hans Hafenbrack: Geschichte des Evangelischen Pressedienstes. Evangelische Pressearbeit von 1848 bis 1981. Luther-Verlag, Bielefeld 2004, ISBN 3-7858-0488-1, S. 432 ff.
  5. Hans Hafenbrack: Geschichte des Evangelischen Pressedienstes. Evangelische Pressearbeit von 1848 bis 1981. Luther-Verlag, Bielefeld 2004, ISBN 978-3-7858-0488-9, S. 662.
  6. Focko Lüpsen: Der Weg der kirchlichen Pressearbeit von 1933 bis 1950. In: Kirchliches Jahrbuch für die Evangelische Kirche in Deutschland. Gütersloh 1949, S. 415–454.
  7. Sonderheft epd-medien Nr. 48. 24. Juni 2002.
  8. epd-Arbeitsgemeinschaft (Hrsg.): Wir setzen Schwerpunkte. epd, Frankfurt am Main 2009 (Selbstdarstellung des epd).
  9. Selbstdarstellung des epd: Wir setzen Schwerpunkte.
  10. epv.musterwebsite2-evangelisch.de (PDF)
  11. Evangelischer Presssedienst feiert 100-jähriges Bestehen.
  12. 100 Jahre epd: Prominente gratulieren