Fest der neun Kaisergötter

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Prozession zum Thesakan Kin Che in Phuket (Thailand). Eine Teilnehmerin durchsticht ihre Wangen

Das Fest der neun Kaisergötter (chinesisch 九皇爺誕) ist ein Fest daoistischen Ursprungs, das von Auslandschinesen in Südostasien, insbesondere in Malaysia, Singapur und Thailand gefeiert wird. Es findet an den ersten neun Tagen des neunten Monats nach dem chinesischen Mondkalender statt, nach dem westlichen Kalender entspricht dies Ende September oder Oktober. Das Fest wird besonders dort gefeiert, wo es eine große chinesischstämmige Bevölkerungsgruppe gibt, so in Singapur, in Penang, in Phuket und im Chinesenviertel von Bangkok. Die „neun Kaisergötter“ entsprechen dem im Westen als großer Bär bekannten Sternbild.[1]

Um ihren Körper und Geist zu reinigen, verzichten die Teilnehmer des Fests während dieses Zeitraums auf bestimmte Lebensmittel (Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier und Milchprodukte) aber auch intensive Gewürze wie Knoblauch und Zwiebeln, sowie auf Stimulanzien wie Tabak.[2] Aufgrund dieses Aspekts ist die Feier in Thailand als Thesakan Kin Che (thailändisch เทศกาลกินเจ) bekannt, was ungenau als „vegetarisches Fest“ wiedergegeben wird. Läden und Garküchen, die dieser Speisevorschrift entsprechen, sind in der Zeit mit gelben Fähnchen mit dem roten Schriftzeichen 齋 gekennzeichnet. Paradoxerweise hat sich, zumindest in Thailand, dieser Brauch des Verzichts und der inneren Reinigung zu einem Fest entwickelt, bei dem in großen Mengen teilweise aufwändige Gerichte konsumiert werden, die zum Beispiel mit Tofu Fleischprodukte imitieren.[3]

Während der Feiertage finden farbenfrohe Prozessionen durch die Straßen der Stadt statt, die auch eine große Zahl von nichtreligiösen Besuchern anziehen. Einige Teilnehmer des Festes versetzen sich in Trance und werden zu Medien der Geister (thailändisch ม้าทรง, ma song). Ihre vermeintliche Unverwundbarkeit beweisen sie durch außerordentliche Akte der Selbstkasteiung: Sie laufen über Feuer, durchstechen ihre Wangen mit spitzen Gegenständen oder erklimmen eine Leiter aus Schwertern. Dieser Aspekt ist in China selbst unbekannt und könnte aus dem tamilisch-hinduistischen Thaipusam-Fest entliehen sein.[4]

Die Ursprünge des Festes sind nicht vollständig geklärt. In China selbst gibt es dieses Fest nicht. Lediglich der neunte Tag des neunten Monats (der Höhe- und Endpunkt des Fests der neun Kaisergötter) wurde zum Teil als „Doppel-Neun-Tag“ gefeiert, weil die Neun als besonders machtvolle, den Himmel und das Yang-Prinzip verkörpernde Zahl gilt.[5] Gemäß örtlicher Überlieferung wird das Fest in Phuket seit Mitte des 19. Jahrhunderts gefeiert. Zuerst soll es im Jahr 1825 in Ban Kathu begangen worden sein, wo zu der Zeit viele aus der südchinesischen Provinz Fujian eingewanderte Zinn-Minenarbeiter lebten. Eine derart frühe Datierung wird jedoch von einigen Autoren bezweifelt.[6] Nach der meistverbreiteten Geschichte über die Entstehung des Fests soll während des Besuchs einer chinesischen Theatertruppe, die die Zinnarbeiter und ihre Familien mit chinesischen Opern unterhalten sollte, eine Seuche grassiert haben. Auch die Mitglieder der Theatertruppe erkrankten und konnten nicht spielen. Ihnen fiel ein, dass der Beginn des neunten Monats war und sie nicht zu Ehren der neun Kaisergötter gefastet hatten. Ein Mann wurde daraufhin nach China gesandt, um mit einer Zeremonie die neun Kaisergötter auch nach Phuket „einzuladen“. Im Jahr darauf kam die Theatertruppe erneut nach Phuket und feierte gemeinsam mit den ansässigen Chinesen zum ersten Mal das „vegetarische Fest“. Die Epidemie fand bald darauf ein Ende.[7] In Penang ist das Fest in seiner heutigen Form erst seit den 1880er-Jahren bekannt, als es möglicherweise von einem Händler aus Phuket eingeführt wurde.[8]

Das hinduistische Navratri („Fest der neun Nächte“) findet im gleichen Zeitraum statt.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Eric Cohen: The Chinese Vegetarian Festival in Phuket. Religion, Ethnicity, and Tourism on a Southern Thai Island. White Lotus Press, Chiang Mai 2001.
  • Jean DeBernardi: Rites of Belonging: Memory, Modernity, and Identity in a Malaysian Chinese Community. Stanford University Press, Stanford CA 2004. Kapitel „Performing Magical Power: The Nine Emperor Gods Festival“, S. 182–216.

Einzelnachweise

  1. Jean DeBernardi: Commodifying blessings. Celebrating the double-yang festival in Penang, Malaysia and Wudang mountain, China. In: Religious Commodifications in Asia. Marketing Gods. Routledge, Abingdon/New York 2008, S. 59.
  2. Cohen: The Chinese Vegetarian Festival in Phuket. 2001, S. 29.
  3. Cohen: The Chinese Vegetarian Festival in Phuket. 2001, S. 33–34.
  4. DeBernardi: Rites of Belonging. 2004, S. 189.
  5. DeBernardi: Commodifying blessings. 2008, S. 57.
  6. Cohen: The Chinese Vegetarian Festival in Phuket. 2001, S. 50.
  7. Cohen: The Chinese Vegetarian Festival in Phuket. 2001, S. 51.
  8. DeBernardi: Rites of Belonging. 2004, S. 187.
  9. Kathleen Michael, Noel Foo: Chinese and Hindus pray and celebrate festivals for nine days. In: The Star Online, 5. Oktober 2013.

Weblinks

Commons: Fest der neun Kaisergötter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien