Francisco Correa Sánchez

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Francisco Correa Sánchez (* 31. Oktober 1955 in Casablanca, Marokko) ist ein ehemaliger spanischer Unternehmer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Francisco Correa Sánchez ist ein spanischer Geschäftsmann, Namensgeber der strukturieren Vorteilsgewährung Caso Gürtel, weshalb er 2009 von den spanischen Behörden verhaftet wurde. Er wurde in Untersuchungshaft genommen, unter dem Vorwurf der Bestechung, Vorteilsgewährung Geldwäsche, Steuerbetrug, Bildung krimineller Vereinigungen und Urkundenfälschung.[1] Am 11. Juni 2012 verließ er das Centro Penitenciario Madrid V, dank der Kaution von 200.000 Euro, die seine Mutter gezahlt hatte, unter der Auflage einer tägliche Meldepflicht.[2] Darüber hinaus behielt er den Status des Verdächtigen aufgrund der ihm zur Last gelegten Straftaten bei.[1]

Sein Spitzname Don Vito, ist Vito Corleone entliehen, dem Autor des Der Pate.[3][4] Sein Nachname Correa (deutsch Gurt) inspirierte die Strafverfolgungsbehörde die Ermittlungen als Fall Gürtel (Caso Gürtel) zu referenzieren.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den frühen 1960er Jahren zog er mit seinen Eltern aus seiner Geburtsstadt Casablanca nach Madrid, wo er 1968, im Alter von 13 Jahren begann, als Hotelpage in einem Hotel zu arbeiten.[4] Seit seiner Kindheit beherrschte er neben Spanisch auch Französisch, was in seiner ersten Arbeitsphase im Umgang mit ausländischen Touristen nutzen konnte, als er in einem Reisebüro in der Nähe des Parteizentrale der PP in Madrid arbeitete.[4] Bei einer Pauschalreise nach Palma de Mallorca lernte er seine erste Frau, María Antonia Puerto Guzmán, kennen, mit der er einen Sohn hatte, der an Mukoviszidose erkrankt war und 1996 im Alter von 13 Jahren starb.[4] Anfang 2009 prangerte María Antonia in einem Brief an den Herausgeber der Zeitung El Mundo an, dass Correa sie bald ihrem Schicksal überlassen habe und dass er sich niemals Sorgen um die immer brüchige Gesundheit seines Sohnes machte.[4][5]

1997 heiratete er in Marbella, wohin er häufig reiste, Carmen Rodríguez Quijano, zu der einige Zeit eine romantische Beziehung unterhielt.[4] Jahre später hatte er mit dieser zweiten Frau eine Tochter.[6] In diese Zeit wird die Aufnahme seiner geschäftlichen Beziehungen zur Partido Popular (Spanien) datiert.[7]

Geschäftstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Correa leitete mehrere Unternehmen, die eng mit der PP verbunden waren, darunter Special Events, die einige Jahre lang wichtige Veranstaltungen für die Partei organisierten.[7] Der Einfluss von Correa in der PP erreichte ihren Höhepunkt in der Amtszeit der Regierungen von José María Aznar. Er war ein Freund von Aznars Schwiegersohn Alejandro Agag, auf dessen Hochzeit am 5. September 2002 im Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial auch Correa zu Gast war. Er gesellte sich zum Personenkreis der an der Buchführung der Vorteilsgewährung mitgewirkt hat.[8][7] In diese Zeit wird der Wandel von einer gelegentlichen Vorteilsnahme zu einer Systematisierung der Beziehungen zu den Gemeinden und Autonome Gemeinschaften Spaniens mit PP-Bürgermeistern und PP-Präsidenten datiert.[7] Den Ermittlungen der Steuerbehörde zufolge gelang es ihnen in wenigen Jahren, ein komplexes Netzwerk aus Zahlungen, Bestechungsgeldern und Steuerhinterziehung aufzubauen und dabei jede Art von Steuerkontrolle zu vermeiden.[9]

Carmen Rodríguez Quijano, Büroleiterin von Guillermo Ortega, Bürgermeister von Majadahonda, vergab Aufträge der Gemeinde an Special Events. Neben Special Events war Correa Geschäftsführer von drei weitere Unternehmen, darunter Servimadrid, der Esperanza Aguirre Präsidentin der Comunidad de Madrid Kredite gewährte. Auch die PP-geführte Valencianische Gemeinschaft vergab öffentliche Aufträge an Correas Unternehmen.[7]

Die Tochtergesellschaft von Special Events in Valencia, Orange Market, wurde von Álvaro Pérez, bekannt als "Álvaro el del bigote" (mit dem Schnauzer), einem engen Freund des Präsidenten der valencianischen PP, Francisco Camps, PP-Präsident der Valencianische Gemeinschaft, geleitet. Orange Market organisierte Veranstaltungen für die PP als auch für die Regionalregierung in Valencia. Nach der Niederlage der PP bei den Parlamentswahlen 2004 wurde ihre Geschäftsstruktur an einigen Stellen geändert und intensiviert, insbesondere im Fall von Geschäften in der Valencianische Gemeinschaft mit der Regierung von Francisco Camps, der noch bis 2011 Präsident war.[7]

Francisco Correa stach in diesen Jahren, wie El Mundo berichtete, durch seinen aufwendigen Lebensstil hervor, der den wirtschaftlichen Aufschwung seiner Unternehmen illustrierte. Ein Verhalten vor dem sich der gewöhnliche Steuerzahler hütet, wurde in seinem Fall von Miguel Ángel Rodríguez Bajón, einem Journalisten der für die PP ein modernes Image entwarf, kritisiert.[10] Ende 2008, zur Zeit der größten Pracht, besaß das Unternehmen mehrere Immobilien in Spanien und setzte das gleiche Geschäftsmodell fort.[6]

Der Fall Gürtel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 6. Februar 2009 leitete Richter Baltasar Garzón ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Korruption der Partido Popular (Spanien) von Madrid und der Valencianische Gemeinschaft sowie an der Costa del Sol ein. Am selben Tag wurde Francisco Correa in einem seiner Häuser in Sotogrande festgenommen.[6][1] Die Ermittlungsverfahren erstreckten sich auf: der Bürgermeister von Boadilla del Monte, Arturo González Panero, der Sportminister der Autonomen Gemeinschaft Madrid, Alberto López Viejo und der frühere Bürgermeister von Majadahonda, Guillermo Ortega Alonso.[11][12]

Baltasar Garzón war Untersuchungsrichter der Audiencia Nacional de España, die für Hochverrat und Universelle Gerichtsbarkeit (exteritorriale Anwendung von spanischen Gesetzen) zuständig ist. Vermittels Telefonüberwachung geriet er in die Niederungen der Parteienfinanzierung. Als Correa am Telefon behauptete, er hätte sechs Millionen Euro an den Schatzmeister der PP und Senator für Kantabrien Luis Bárcenas gezahlt, klärte Garzon seine Zuständigkeit, in dem er der Staatsanwaltschaft zur Korruptionsbekämpfung anbot den Fall an das Tribunal Superior de Justicia de Madrid respektive an daa Tribunal Superior de Justicia de Valencia abzugeben, das Angebot wurde nicht angenommen.[13] Ebenfalls ermittelte er gegen den PP-Abgeordnete Gerardo Galeote.[14]

Garzón ermittelte, dass Galeote und Bárcenas von Correa 1.353.000 Euro bzw. 652.000 Euro erhielten. So verlor Präsident Francisco Camps die zweifelhafte Position des Best-Dotierten, da in seinem Fall die Nützlichen Aufwendungen 12.000 Euro für Auftragsvergaben von Orange Market betrugen.[15] Nach Angaben des Schneiders, der Camps mit Kleidern versorgte, zahlte der Präsident der Gemeinschaft dem Geschäft niemals einen einzigen Euro. Er gab an, dass die Anzüge von Camps von Pablo Crespo bezahlt wurden, einem Mitglied der PP und Geschäftsführer von Special Events.[16]

Am 12. Februar 2009 wurde Correa in das Centro Penitenciario Madrid V überstellt und zeigte einen fortschreitend depressiven Zustand.[17][18][18] Gegenüber einem Mitgefangenen kommentierte er seine Befindlichkeit:

„¿Qué hago yo aquí entre delincuentes? Yo no soy un delincuente“

„Was mache ich hier unter Kriminellen? Ich bin kein Verbrecher“[19]

Seit 2009 beantragte bei Gericht über seine Anwälte mehrfach seine Freilassung, Petitionen, die kategorisch abgelehnt wurden, weil er der Ansicht war, dass das Risiko einer Flucht aus Correa weiterhin hoch sei.[20][21] Anfang 2012 setzte das zuständige Audiencia Nacional de España die Kaution auf 1.000.000 EUR, fest. Correa erklärte, dass dies jenseits seiner finanziellen Möglichkeiten läge.[22] Andererseits stufte die Staatsanwaltschaft die Fluchtgefahr weiterhin als sehr hoch ein und verteidigte so die Fortsetzung der Untersuchungshaft.[23]

Gegenwärtige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schließlich verließ er am 11. Juni 2012 das Centro Penitenciario Madrid V, dank einer Kaution von 200.000 Euro, die seine Mutter bezahlt hat. Es wird weiterhin in Verfahren wegen Bestechung, Vorteilsgewährung Geldwäsche, Steuerbetrug, Bildung krimineller Vereinigungen und Urkundenfälschung ermittelt.[1] Der Richter hat seinen Reisepass eingezogen, er darf Spanien nicht verlassen hat die Auflage einer täglichen Meldepflicht.[2]

Nach seiner Freilassung kehrte er mit seiner Familie in sein Haus in Sotogrande zurück. Seine Nachbarn waren von seiner Rückkehr distanziert oder verärgert und die Vereine in der Gegend sind nicht bereit, ihn nach dem Skandal wieder aufzunehmen.[24][25] Der Zugriff auf den überwiegende Teil, des vom spanischen Staat beschlagnahmten Vermögens ist ihm weiterhin verwehrt. Im September 2012 übermittelten US-Behörden der spanischen Justiz Daten zu Konten von Correa in den USA und in Gibraltar.[26] Zuvor war sein Cousin und wichtigstes Aushängeschild, Antoine Sánchez, angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die er selbst vor Gericht erklärte, bereit gewesen, eine Einigung zu erzielen und mit der Justiz gegen Francisco Correa zusammenzuarbeiten.[27] Er war bereit an der Aufdeckung mitzuwirken, erklärte dass ihm die tatsächlichen Geschäftspraktiken unbekannt waren und er im Glauben handelte sei wären legal.[27] Correa versicherte, er hätte in dem Glauben gehandelt, dass der Generalsekretär der PP alle Ausgaben für Wahlkämpfe genehmigt hätte.[28]

2017 erschienen die Unternehmen von Francisco Correa in den Paradise Papers auf.[29]

Am 8. Mai 2018 bestätigte das Tribunal Supremo (España) das Urteil des Tribunal Superior de Justicia de la Comunidad Valenciana von 2017, mit welchem die Gesetzesverstöße gegenüber der valencianischen Feria Internacional de Turismo-Fall mit einer 13-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, womit die Verträge zwischen der Generalitat Valenciana und den von Correa geleiteten Unternehmen von 2005 bis 2009, gewürdigt wurden.[30]

Am 20. November 2019 verurteilte die Audiencia Nacional de España Francisco Correa und Pablo Crespo zu drei Jahren beziehungsweise sieben Jahren Haft wegen 2004 fortgesetzter Straftaten aus dem Formenkreis der Vorteilsgewährung, gegenüber einem Beamten Stadt Jerez de la Frontera zum Schaden der Feria Internacional de Turismo.[31]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Tres de los cinco arrestados por corrupción están vinculados con el Partido Popular - 20minutos.es. Abgerufen im Jahr 2009.
  2. a b Correa, de Soto del Real a Sotogrande. 14. Juni 2012, abgerufen am 28. Januar 2021.
  3. "Correa me dijo que me refiriera a él como Don Vito"
  4. a b c d e f Cómo el botones Correa llegó a ser Don. In: El País. 18. Oktober 2009, abgerufen am 15. März 2012.
  5. Francisco Correa no quiso ocuparse un solo segundo de su hijo enfermo
  6. a b c La vida antes de Gürtel. In: El País. 8. Februar 2009, abgerufen am 15. März 2012.
  7. a b c d e f El amigo de todos. In: El País. 8. Februar 2009, abgerufen am 15. März 2012.
  8. Alejandro Agag figura en la contabilidad 'B' de la trama 'Gürtel'
  9. La Agencia Tributaria destapa la fórmula fraudulenta del entramado Gürtel
  10. Paco Correa, el hombre que quería vivir como los pijos. 8. Februar 2010, abgerufen am 15. März 2012.
  11. Arturo y sus 45 caballeros - 20minutos.es. Abgerufen im Jahr 2009.
  12. Correa dice en una grabación que López Viejo pagaba actos del PP con dinero público - 20minutos.es. Abgerufen im Jahr 2009.
  13. "Son cosas que hicimos hace tiempo con 'el curita'. Es muy complicado"
  14. Garzón implica a un eurodiputado y un senador del PP en la trama 'Correa' - 20minutos.es. Abgerufen im Jahr 2009.
  15. Camps podría estar involucrado en la trama de corrupción de Correa, según la Fiscalía - 20minutos.es. Abgerufen im Jahr 2009.
  16. El sastre de Camps asegura que este 'jamás pagó un euro en la tienda' | España | elmundo.es. Abgerufen im Jahr 2009.
  17. Correa seguirá en prisión al ser sus delitos "continuados"
  18. a b El infierno de Francisco Correa se llama Soto del Real. In: El Mundo. Archiviert vom Original am 14. Juli 2009; abgerufen am 15. März 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.elmundo.es
  19. Francisco Correa, en prisión: "¿Qué hago yo aquí entre delincuentes?"
  20. El juez del 'caso Gürtel' prorroga dos años la prisión provisional de Francisco Correa. In: El Mundo. 4. Februar 2009, abgerufen am 15. März 2012.
  21. El tribunal quita la fianza a Correa pero lo mantiene en prisión incondicional. In: El País. 27. September 2011, abgerufen am 15. März 2012.
  22. Correa podrá salir de la cárcel con una fianza de un millón de euros. In: El País. 27. Januar 2012;.
  23. Anticorrupción defiende que Correa permanezca en prisión por riesgo de fuga. In: El País. 20. Januar 2012, abgerufen am 15. März 2012.
  24. Correa, de Soto del Real a Sotogrande. In: El País. Abgerufen am 19. Oktober 2012.
  25. Nadie quiere a Correa en Sotogrande. In: El País"Pero ahora todo el mundo conoce su pasado. Y le ha creado un estigma. Correa ya no es bienvenido." Abgerufen am 19. Oktober 2012.
  26. EE UU facilita a la Audiencia Nacional cuentas de la trama Gürtel en Gibraltar. In: El País. Abgerufen am 19. Oktober 2012.
  27. a b Un testaferro de Correa, dispuesto a tirar de la manta porque no tiene dinero. In: El País Está dispuesto a tirar de la manta y llegar, explica, a “cualquier acuerdo” con la Fiscalía Anticorrupción para salir de la “dramática” situación económica que padece. Abgerufen am 19. Oktober 2012.
  28. Correa cree que Rajoy “daba el OK” a todos los gastos de campaña del PP. Abgerufen am 7. Februar 2018.
  29. Correa creó su principal offshore un mes antes de llevar la primera campaña del PP . Noticias de Paradise Papers. Abgerufen am 9. Februar 2018 (spanisch).
  30. El Supremo confirma 13 años de cárcel para Correa en la primera sentencia firme del caso Gürtel. 8. Mai 2018, abgerufen am 26. Januar 2021.
  31. Gürtel: Francisco Correa y Pablo Crespo, condenados a tres años de cárcel. La Vanguardia, 20. November 2019, abgerufen am 21. November 2019 (spanisch).