Frank Ulrich Montgomery

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Frank Ulrich Montgomery

Frank Ulrich Montgomery (* 31. Mai 1952 in Hamburg) ist ein deutscher Radiologe. Von 1989 bis 2007 bekleidete er das Amt des Ersten Vorsitzenden des Bundesvorstandes der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, deren Ehrenvorsitzender er seit 2007 ist. Ebenfalls 2007 wurde er zum Vizepräsidenten der Bundesärztekammer berufen. Am 2. Juni 2011 wurde er zu deren Präsident gewählt.[1][2] Am 16. April 2015 hat der Vorstand des Weltärztebundes Montgomery zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Werdegang

Montgomerys Vater war ein britischer Offizier, der in der Folge des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland gekommen war, seine Mutter eine deutsche Ärztin. Montgomery lebt in Hamburg. Er ist mit einer Ärztin verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Nach dem Medizinstudium in Hamburg und Sydney erhielt er 1979 seine Approbation und wurde 1986 Facharzt für Radiologie.

Seit 1983 ist er zudem Vorsitzender des Landesverbandes des Marburger Bundes in Hamburg. Außerdem sitzt er im Aufsichtsrat der Deutschen Ärzteversicherung und war Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer von 1987 bis 2002. Seit 2006,[3] sowie von 1994 bis 2002, war bzw. ist er Präsident der Ärztekammer Hamburg. In seiner Funktion als Präsident der Bundesärztekammer ist er einer der beiden Vorsitzenden des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin.

Montgomery arbeitet als Oberarzt der Radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Im Jahr 2012 bekam er vom Senat der Hansestadt Hamburg den Ehrentitel Professor verliehen. Damit soll sein Engagement im Bereich der Gesundheits- und Sozialpolitik, der Wissenschaft und der medizinischen Ethik gewürdigt werden.[4] 2013 wurde er mit dem Dr.-Günther-Buch-Preis für Medizin der Johanna-und-Fritz-Buch-Gedächtnis-Stiftung ausgezeichnet.[5]

Positionen

Montgomery sprach sich 2002 gegen den zwangsweisen Einsatz von Brechmittel zur Beweissicherung aus und befürwortete stattdessen die Verabreichung von Abführmittel.[6] Montgomery befürwortet das Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID).[7]

Kritik

Als Vizepräsident der Bundesärztekammer erntete Montgomery 2009 Kritik für seine Äußerungen zu einem Bestechungsskandal von Ärzten durch ein Pharmaunternehmen. Etwa 3000 Ärzte hatten Schmiergelder für die Verschreibung von Ratiopharm-Produkten erhalten und die Staatsanwaltschaft Ulm ermittelte wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue. Die Geschäftspraktiken der Ärzte mit Ratiopharm bezeichnete er als „ein ganz normales, natürliches Verhalten“ und „Man kann doch nicht von den Menschen verlangen, dass, wenn etwas nicht strafbar ist, dass sie das dann schlicht und einfach nicht machen, wenn auch noch die Krankenkassen dabei sparen.“ Dass die Krankenkassen durch die Schmiergeldzahlungen Einsparungen erzielen konnten halten Experten für Unfug, da Produkte von Ratiopharm häufig teurer waren, als diejenigen anderer Generika-Hersteller. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Ulm einen Strafbefehl gegen die ersten beiden Ärzte aus dem Verfahren beantragt, die zwischen 2002 und 2005 mit einem Gesamtbetrag von 19.180 Euro von Ratiopharm geschmiert wurden.[8]

Im Juni 2012 stellte der Bundesgerichtshof fest: Vertragsärzte können wegen Bestechung nicht nach dem Strafgesetzbuch belangt werden. Montgomery äußerte sich hierzu, das Gericht sei hier „einen sehr guten Weg gegangen.“[9] Gemäß § 34 der Berufsordnung für Ärzte in Deutschland ist die Annahme von Geld und Geschenken jedoch ein klarer Verstoß und nicht gestattet.[8] Im Januar 2013 hat Montgomery auf die politische Forderung nach einem gesetzlichen Strafbestand für Bestechung bei Ärzten ablehnend reagiert. „Wir lehnen eine gesetzliche Regelung ab, wenn sie als lex spezialis gegen Ärzte gemacht wird. Wir würden uns aber nicht gegen einen Paragraphen wehren, der für alle Freiberufler gilt – also auch für Architekten, Anwälte oder Journalisten. Er forderte vielmehr eine ‚Schärfung der Ermittlungskompetenzen‘ der Ärztekammern und eine ‚Verbesserung des Strafrahmens‘ im Berufsrecht“.[10]

Weblinks

Belege und Anmerkungen

  1. Montgomery neuer Ärztepräsident. In: apotheke-adhoc.de. Abgerufen am 2. Februar 2015.
  2. Pressemitteilung der Bundesärztekammer auf Bundesaerztekammer.de (abgerufen am 2. Juni 2011)
  3. Ärztekammer wählt Montgomery an die Spitze. In: abendblatt.de. 5. Dezember 2006, abgerufen am 2. Februar 2015.
  4. Ärzte Zeitung: Ehrentitel: Montgomery jetzt 'Professor'. In: aerztezeitung.de. 2. September 2012, abgerufen am 2. Februar 2015.
  5. EB: Namen und Nachrichten. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 110, Nr. 18. Deutscher Ärzte-Verlag, 3. Mai 2013, S. A-891 / B-777 / C-773.
  6. Sandra Wilsdorf: Die mildeste Folter. taz, 10. Januar 2002, abgerufen am 24. Mai 2016.
  7. U. Montgomery: Krieg der Ärzte. Die Regierung plant eine ethische Revolution. In: FAZ, 22. Februar 2001.
  8. a b Markus Grill: Fernsehauftritt: Ärzte-Lobbyist verteidigt Schmiergeld für Mediziner. In: Spiegel Online. 17. September 2009, abgerufen am 2. Februar 2015.
  9. hil/aerzteblatt.de: BGH-Urteil bedeutet für Ärzte keinen Freibrief. In: aerzteblatt.de. 25. Juni 2012, abgerufen am 2. Februar 2015.
  10. Bundesärztekammer - Montgomery fordert bessere Ermittlungskompetenzen und höhere Strafen. In: bundesaerztekammer.de. , abgerufen am 2. Februar 2015.
VorgängerAmtNachfolger
Jörg-Dietrich HoppePräsident, Bundesärztekammer
2011–
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