Geißraute
Geißraute | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Geissraute (Galega officinalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Galega officinalis | ||||||||||||
L. |
Die Geißraute (Galega officinalis, Syn.: Accoromba tricolor, Callotropis tricolor, Galega bicolor Boiss. & Hausskn. ex Regel, Galega patula Steven, Galega persica Pers., Galega vulgaris Lam., Galega coronilloides), auch Bockskraut, Fleckenkraut, Geissklee, Pockenraute, Suchtkraut, Ziegenraute genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung Galega und gehört zur Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Der botanische Gattungsname soll sich vom griechischen gála (Milch) und ágein (treiben) ableiten. Der Artname officinalis bezeichnet Pflanzenarten mit einer arzneilichen Wirkung.
Verbreitung und Standortansprüche
Heimat der Geißraute ist der östliche Mittelmeerraum, südliches Mitteleuropa, Süd- und Osteuropa bis Vorderasien. In West- und Süditalien wurde sie als Futterpflanze kultiviert. Die Art wurde früher häufig als Heil- und Zierpflanze angebaut und ist seit dem 19. Jahrhundert gebietsweise beständig verwildert anzutreffen. Sie wächst in Gegenden mit mildem Klima auf feuchten, lehmigen Wiesen sowie an Bachufern und in Auenwäldern.
In manchen Ländern gilt sie als invasive Pflanze.
Beschreibung
Die Geißraute ist eine mehrjährige krautige Pflanze. Die rübenartigen Wurzeln treiben bis zu 1 m hohe, hohle, geriefte Stängel aus. Die wechselständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert. Die 9 bis 17 Fiederblättchen sind 3 bis 9 mm breit und streifennervig. Nebenblätter sind vorhanden.
Bis zu 50 Blüten stehen in einem dichten, gestielten traubigen Blütenstand. Die rosaroten, ins bläuliche tendierenden oder weißen, 9 bis 15 mm großen, zygomorphen Blüten sind purpurn geädert. Die Blütenhülle besteht aus zwei kleinen Flügeln, einer Fahne und einem aus zwei verwachsenen Kronblättern entstandenen Schiffchen. Außerdem besitzt die Blüte neun an den Filamenten verwachsene Staubblätter und ein freies Staubblatt. Das Fruchtblatt ist oberständig. Die Blütezeit erstreckt sich in Europa von Sommer bis Herbst. Es werden bis 3 cm lange Hülsenfrüchte gebildet, die flache, braune Samen enthalten.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]
Ökologie
Galega gilt als Bienenweide. Sie ist Nahrungsquelle für die Raupe von Coleophora vicinella aus der Familie der Miniersackträger oder Sackträgermotten (Coleophoridae).
Für Säugetiere ist die Pflanze giftig, tödliche Vergiftungen von Weidevieh wurden beobachtet. Die ganze Pflanze ist giftig; während der Blütezeit und der Fruchtbildung ist der Giftgehalt am höchsten. Die Giftstoffe bleiben auch beim Trocknen erhalten. Auch laut Madaus werden Vergiftungserscheinungen an Weidetieren während der Blütezeit berichtet, andererseits gesteigerte Milcherträge festgestellt, laut Camerarius sogar vermehrtes Eierlegen bei Hühnern.[2]
Anwendung als Heilpflanze
Madaus nennt es eine ungelöste Streitfrage, ob antike Ärzte die Pflanze kannten, doch sei sie in Italien bis ins frühe Mittelalter, in Deutschland bis ins 15. Jahrhundert anscheinend unbekannt geblieben. H. Bock und L. Fuchs erwähnten sie noch gar nicht, Gesner und Camerarius hingegen schon, um 1600 sei sie schon in vielen deutschen Gärten zu Heilzwecken kultiviert worden. Sie wurde besonders als harn- und schweißtreibend, gegen Würmer, Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Hautkrankheiten, Epilepsie und Vergiftungen empfohlen. Späteren Untersuchungen zufolge wirke der Inhaltsstoff Galegin ähnlich wie Guanidin gegen Diabetes mellitus, in geringerem Maße auch gegen Diabetes insipidus. So empfehle Janson bei leichtkranken Diabetikern einen Tee aus Geißraute, Bohnenschoten und Dolden-Winterlieb.[3]
Die Droge heißt Galegae herba, Herba Galegae oder Herba Rutae capriariae; verwendet werden die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Pflanzenteile.
Extrakte der Geißraute enthalten als wesentliche Inhaltsstoffe das Alkaloid Galegin, ein Guanidin-Derivat, und ferner das Glykosid Galuteolin, Gerbstoffe, Saponine und Bitterstoffe. Untersuchungen belegen die milchfördernde und blutzuckersenkende Wirkung von Galega officinalis. Verwendet wird der Wirkstoff in der Homöopathie bei ungenügendem Milchfluß bei Wöchnerinnen.[4]
Weitere Bilder
-
Bestand
-
Blütenstand
-
Galega officinalis - Fruchtstand und Samen
Einzelnachweise
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 600.
- ↑ Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band II. Olms, Hildesheim / New York 1979, ISBN 3-487-05891-X, S. 1402-1407 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).
- ↑ Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band II. Olms, Hildesheim / New York 1979, ISBN 3-487-05891-X, S. 1402-1407 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).
- ↑ [1] W. Arnold, Heilpflanzen, abgerufen am 16.Oktober 2011
Literatur
- H. Heiss, Wiener Medizinische Wochenschrift (24/1968);
- R. F. Weiss, Phytotherapie, Hippokrates Verlag Stuttgart (1985)
Weblinks
- Geißraute. auf FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Galega officinalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Die Art als „Heilpflanze“.
- Die Art als invasive Pflanze in Nordamerika. (engl.)