Generationenbilanz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. April 2016 um 00:57 Uhr durch TaxonBot (Diskussion | Beiträge) (kf). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Generationenbilanzen sind Nachhaltigkeitsanalysen der Finanzpolitik.

Methodik

Die Generationenbilanzierung wurde Anfang der 1990er-Jahre in den USA zur langfristigen Analyse der Fiskalpolitik und Sozialpolitik entwickelt. Bei dieser Methode werden die ausgewiesenen gesamtwirtschaftlichen Budgetposten, wie etwa Renten- und Steuerzahlungen, mit Hilfe von altersspezifischen Profilen einzelnen Jahrgängen zugewiesen und dann unter Zuhilfenahme von Bevölkerungsprojektionen weiter in die Zukunft fortgeschrieben.

Nachhaltigkeitslücke

Die resultierenden Indikatoren, u. a. die Nachhaltigkeitslücke, ermöglichen es, die Fiskal- und Sozialpolitik auf ihre Nachhaltigkeit und generationsübergreifenden Verteilungswirkungen zu analysieren. Die Nachhaltigkeitslücke setzt sich aus der bereits heute ausgewiesenen expliziten Staatsschuld und der sogenannten impliziten Schuld zusammen. Die implizite Schuld gibt die Differenz aller zukünftigen Leistungen und Beiträge an, die bei geltendem Recht von allen heute lebenden und allen zukünftigen Generationen noch empfangen bzw. gezahlt werden müssen. Mit anderen Worten zeigt die Nachhaltigkeitslücke, wie groß die Rücklagenbildung sein muss, damit das heutige Leistungsniveau auch für die Zukunft finanzierbar bleibt. Zu diesen verdeckten Schulden zählen alle Leistungen, die der Staat seinen Bürgern und anderen Berufstätigen in Form von Rentenzahlungen, Pflegeleistungen oder Krankenversicherung schuldet. Ausgaben, für die die Staaten „rechtswirksame Verpflichtungen eingehen, ohne entsprechende Rücklagen zu bilden“.

Nachhaltigkeitsranking

Die Tabelle stellt einen internationalen Vergleich der mit Nachhaltigkeitsranking gerechneten Staatsschulden dar, nämlich Staatsschuld inklusive der verdeckten Staatsschuld (Basisjahr 2010).

Angesichts der hohen Gesamtverschuldung der meisten Länder der Eurozone plädiert die Stiftung Marktwirtschaft dafür, künftig auch die verdeckte Staatsschuld in die Liste der Stabilitätskriterien aufzunehmen.[1][2][3][4][5] [6] [7] [8] [9] [10]

Euro-Mitgliedstaat Explizite Staatsschuld Implizite Staatsschuld Nachhaltigkeitslücke* Konsolidierungsbedarf
Italien Italien 118,4 27,6 146,0 2,4
Deutschland Deutschland 83,2 109,4 192,6 4,0
Finnland Finnland 48,3 146,9 195,2 2,7
Osterreich Österreich 71,8 225,9 297,7 4,8
Frankreich Frankreich 82,3 255,2 337,5 4,3
Portugal Portugal 93,3 265,5 358,8 6,5
Belgien Belgien 96,2 329,8 426,0 5,3
Niederlande Niederlande 62,9 431,8 494,6 8,1
Spanien Spanien 61,0 487,5 548,5 7,0
Griechenland Griechenland 144,9 872,0 1.016,9 17,6
Luxemburg Luxemburg 19,1 1.096,5 1.115,6 12,0
Irland Irland 92,5 1.404,7 1.497,2 10,4
(*) 
Nachhaltigkeitslücke = offizielle (explizite) Staatsschuld + unsichtbare (implizite) Staatsschuld (Alle Angaben in Prozent des BIP)

Quelle: EU-Kommission, AMECO Database, Eurostat, eigene Berechnungen der Stiftung Marktwirtschaft

Studien

Das Forschungszentrum Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, unter der Leitung von Bernd Raffelhüschen, veröffentlicht im Auftrag der Stiftung Marktwirtschaft seit 2006 regelmäßig eine Generationenbilanz.

Siehe auch

Weblinks

Belege

  1. Stiftung Marktwirtschaft: Europäisches Nachhaltigkeitsranking: Italien hui, Luxemburg pfui (PDF; 168 kB), Pressemitteilung vom 7. Dezember 2011.
  2. http://www.welt.de/wirtschaft/article13756193/In-dieser-Bilanz-steht-Italien-in-Europa-am-besten-da.html
  3. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/25909389
  4. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/luxemburg/story/10070961
  5. http://www.wort.lu/wort/web/europa_und_welt/artikel/2011/12/169804/juncker-fordert-europaeische-rating-agentur.php
  6. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/Umfassende-Rentenreform-notwendig-14524973
  7. http://www.wort.lu/wort/web/business/artikel/2011/12/170436/mersch-luxemburg-aermer-als-2007.php
  8. http://www.lejeudi.lu/index.php/l-economie/3856.html
  9. http://www.tageblatt.lu/wirtschaft/finanzen/story/30450278
  10. http://www.sueddeutsche.de/geld/rentenexperte-raffelhueschen-ueber-deutschlands-heimliche-schulden-griechenland-ist-hier-1.1235191