Gerichtsbezirk Neweklau

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Ehemaliger Gerichtsbezirk
Neweklau
(tschechisch: soudní okres Neveklov)
Basisdaten
Kronland Böhmen
Bezirk Beneschau
Sitz des Gerichts Neweklau (Neveklov)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht  Tabor
Fläche 212,77 km2
(1910)
Einwohner 13.631
Aufgelöst 1919
Abgetreten an Tschechoslowakei


Der Gerichtsbezirk Neweklau (tschechisch: soudní okres Neveklov) war ein dem Bezirksgericht Neweklau unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete in der Mittelböhmischen Region. Zentrum und Gerichtssitz des Gerichtsbezirks war die Stadt Neweklau (Neveklov). Nach dem Ersten Weltkrieg musste Österreich den gesamten Gerichtsbezirk an die Tschechoslowakei abtreten, seit 1991 ist das Gebiet Teil der Tschechischen Republik.

Geschichte

Die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzüge des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1] Der Gerichtsbezirk Neweklau gehörte zunächst zum Kreis Tabor und umfasste 1854 die 31 Katastralgemeinden Bělic, Blaženic, Břežan, Chleb, Chrschkau, Daleschic, Dunawic, Hořetic, Jablona, Krchleb, Křečowic, Krňan, Krusičan, Leschau, Marschowic, Maskowic, Nahorub, Neschetic, Netwořic, Neweklau, Oujezd, Rabin, Schebanowic, Strani, Teletin, Třepschin, Tuchin, Wlkonic, Wschtic, Zahradka und Zběradic.[2]

Der Gerichtsbezirk Neweklau bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Beneschau (Benešov) und Wlašim (Vlašim) den Bezirk Beneschau.[4]

Im Gerichtsbezirk Neweklau lebten 1869 14.053 Menschen[5] 1900 waren es 13.914 Personen.[6]

Der Gerichtsbezirk Neweklau wies 1910 eine Bevölkerung von 13.631 Personen auf, von denen 11 Deutsch und 13.607 Tschechisch[7] als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 13 Anderssprachige oder Staatsfremde.[8]

Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain wurde der Gerichtsbezirk Neweklau zur Gänze der neugegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen wurde das Gebiet Teil des Protektorats Böhmen und Mähren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebiet zum Okres Benešov, dessen Behörden jedoch im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren. Diese werden seitdem von den Gemeinden bzw. dem Středočeský kraj, zu dem das Gebiet um Neweklau seit Beginn des 21. Jahrhunderts gehört, wahrgenommen.

Gerichtssprengel

Der Gerichtssprengel umfasste 1910 die 25 Gemeinden Bělice (Bělitz), Blaženice (Blaženitz), Břežany (Břežan), Chleby (Chleb), Chrášťany (Chrášťan), Hořetice (Hořetitz), Jablonná (Jablona), Krchleby (Krchleb), Křečovice (Křečowitz), Krňany (Krňan), Krusičany (Krusičan), Lešany (Leschan), Maršovice (Marschowitz), Nahoruby (Nahorub), Neštětice (Neschtětitz), Netvořice (Netwořitz), Neveklov (Neweklau), Rabín (Rabin), Šebáňovice (Schebanowitz), Straný (Strani), Tuchyň (Tuchin), Vlkonice (Wlkonitz), Vysoký Oujezd (Hochoujezd), Zahrádka (Zahradka) und Zderadice (Zderaditz).

Einzelnachweise

  1. Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
  2. Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
  4. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
  5. Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 6
  6. C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 14
  7. In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
  8. k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 15

Literatur

  • k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)