Giacinto Schiatti

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Giacinto Schiatti (auch: Hiacinto Schiatti;[1] * in Ferrara (?); † 24. Dezember 1776 in Karlsruhe)[1] war ein italienischer Komponist, Violinist und Kapellmeister.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiatti soll aus Ferrara stammen,[2] ansonsten ist über seine Herkunft und Ausbildung nichts bekannt.

Ernst Ludwig Gerber zufolge soll Schiatti 1747 Violinist an der kaiserlichen Hofkapelle in Sankt Petersburg geworden sein.[3] Ab 1751 spielte er im Orchester des Stuttgarter Hoftheaters Violine. 1754 wechselte er zum Orchester des Prinzen von Durlach, wo er laut dem Titelblatt seiner sechs Violinsonaten op. 1[4] die Position des Kapellmeisters innehatte. Nach dem Tod von Johann Melchior Molter wurde er 1765 zunächst Konzertmeister und ab dem 3. Januar 1766 als letzter Italiener Hofkapellmeister der Markgräflich Badischen Hofkapelle.[1][5] Nach seinem überraschenden Tod 1776 wurde Joseph Aloys Schmittbaur am 22. Januar 1777 als sein Nachfolger bestallt.[6]

Nach dem Urteil von Christian Friedrich Daniel Schubart war er nur ein mittelmäßiger Komponist, aber ein guter Dirigent.[7]

Ein Luigi Schiatti, der ab 1754 als Violinist ebenfalls in der württembergischen Hofkapelle spielte, war vermutlich sein Bruder.[1] Dieser nahm 1765 seinen Abschied aus Stuttgart und wechselte nach Sankt Petersburg, wo er als Geiger hohes Ansehen genoss.[Anm. 1][8][9]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 6 Sonaten (Duette) für zwei Violinen und B.c.
  • Triosonaten
  • 3 Concerti für Traversflöte und Orchester
  • 17 Flötentrios
  • 1 Oboentrio

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert Eitner: Biographisch-bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Band 9. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1903, S. 15 f.; Textarchiv – Internet Archive.
  • Eberhard Schauer: Das Personal des Württembergischen Hoftheaters 1750–1800. In: Rainer Nägele (Hrsg.): Musik und Musiker am Stuttgarter Hoftheater (1750–1918). Quellen und Studien. Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart 2000, ISBN 3-88282-054-3, S. 11–83, hier S. 45.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Diese Nennung wirft die Frage auf, ob Ernst Ludwig Gerber bei der Angabe, Giacinto Schiatti sei „von Russland aus […] als ein vorzüglicher Violinist gerühmt“ worden, eine Verwechslung unterlaufen ist.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Eberhard Schauer: Das Personal des Württembergischen Hoftheaters 1750–1800. In: Rainer Nägele (Hrsg.): Musik und Musiker am Stuttgarter Hoftheater (1750–1918). Quellen und Studien. Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart 2000, ISBN 3-88282-054-3, S. 11–83, hier S. 45.
  2. Joachim Draheim: Karlsruher Musikgeschichte. Hrsg.: Friedrich Georg Hoepfner. Info-Verlag, Karlsruhe 2004, ISBN 3-88190-357-7, S. 18.
  3. Ernst Ludwig Gerber: Historisch-Biographisches Lexicon der Tonkünstler, welches Nachrichten von dem Leben und Werken musikalischer Schriftsteller, berühmter Componisten, Sänger, Meister auf Instrumenten, Dilettanten, Orgel- und Instrumentenmacher, enthält. 2. Teil. Leipzig 1792, Sp. 426; Textarchiv – Internet Archive.
  4. Six Sonates à Deux Violons Composées par Sr. G. Schiatti, Maitre de Chapelle de S.A.S. Monseigneur le Prince de Bade-Durlach &c.: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
  5. Berthold Freudenberger, SL: Karlsruhe. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 4 (Hanau – Kartäuser). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1996, ISBN 3-7618-1105-5 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  6. Klaus Wolfgang Niemöller: Schmittbaur, Joseph Aloys. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 14 (Riccati – Schönstein). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1134-9 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  7. Christian Friedrich Daniel Schubart: Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst. Degen, Wien 1806, S. 170; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  8. Rainer Nägele: Die württembergische Hofmusik – eine Bestandsaufnahme. In: Silke Leopold, Bärbel Pelker (Hrsg.): Süddeutsche Hofkapellen im 18. Jahrhundert: Eine Bestandsaufnahme (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik, Band 1). Heidelberg University Publishing, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-946054-78-8, S. 479–535, hier S. 509–510; doi:10.17885/heiup.347.c4332.
  9. Jacob von Staehlin: Zur Geschichte des Theaters in Rußland. In: Johann Joseph Haigold’s Beylagen zum Neuveränderten Russland. Erster Theil. Riga und Mietau 1769, S. 428, und Nachrichten von der Musik in Rußland. In: Johann Joseph Haigold’s Beylagen zum Neuveränderten Russland. Zweiter Theil. Riga und Leipzig 1770, S. 166, 175, 184. Reprint unter dem Titel: Zur Geschichte des Theaters in Rußland. Edition Peters, Leipzig 1982.