Gold-Zug von Wałbrzych

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Oktober 2016 um 09:08 Uhr durch Joerg 130 (Diskussion | Beiträge) (Endgültige Aufgabe aus der Quelle nicht belegt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bei dem Gold-Zug von Wałbrzych (auch Panzerzug von Wałbrzych oder Nazi-Zug von Wałbrzych genannt) soll es sich um einen gepanzerten, seit dem Zweiten Weltkrieg vermissten Sonderzug in einem Stollen nahe der polnischen Stadt Wałbrzych (Waldenburg) handeln, der von Nationalsozialisten geraubtes Gold, Kunstschätze oder Industriematerialien transportiert haben soll.[1] Die Schilderung von dem Gold-Zug kam erstmals in den 1970er Jahren auf. Es gibt weder historische Belege für die Existenz eines solchen Zuges, noch wurden andere Beweise für das Vorhandensein veröffentlicht. Deswegen handelt es sich vermutlich um eine Legende. Breite internationale Medienaufmerksamkeit erfuhr die Schilderung über den Gold-Zug 2015, als zwei Hobbyforscher ihn entdeckt zu haben glaubten, und 2016, als nach ihm gegraben wurde. Ende August 2016 wurde die Suche abgebrochen.[2]

Umfeld

Wałbrzych befindet sich in der Woiwodschaft Niederschlesien. Nördlich der Stadt liegt das größte Schloss Schlesiens, das Schloss Książ (früher Schloss Fürstenstein). Die Nationalsozialisten errichteten während des Zweiten Weltkrieges umfangreiche Tunnelsysteme unterhalb des Schlosses und umliegender Berge, die zum Projekt Riese gehörten.

Geschichte

Ende des Zweiten Weltkrieges sollen Nationalsozialisten in führender Position von Breslau einen Zug Richtung Südwesten auf die Strecke geschickt haben. Der Zug soll mit rund 300 Tonnen Gold, Kunstwerken und Schmuck beladen gewesen sein. In der Nähe von Waldenburg, dem heutigen Wałbrzych, sei der Zug in einem unterirdischen Stollen der Gegend verschwunden, der zum Projekt Riese gehörte.[3]

Vorgeblicher Fund 2015

Situation bei Streckenkilometer 65,2, in dessen Nähe sich der Zug befinden soll.

Ein Pole und ein Deutscher wollen einen 120 bis 150 m langen Panzerzug bei Wałbrzych gefunden haben, berichtete Spiegel Online Ende August 2015.[4] Bei den beiden handelt es sich um Piotr Koper und Andreas Richter.[5][6] Sie beanspruchen über ihren Anwalt 10 Prozent des Wertes als Finderlohn. In der Nähe von Streckenkilometer 65 der Bahnstrecke Wrocław–Wałbrzych, nahe Wałbrzych, soll der Gold-Zug (auf polnisch: złoty pociąg) in 70 m Tiefe[7] liegen.[3]

Polens stellvertretender Kulturminister Piotr Żuchowski hatte 2015 als ursprüngliche Quelle dieser Schilderung einen Mann genannt, der an seinem Sterbebett erzählt haben soll, er habe geholfen, den Zug zu verstecken.[8][9]

Behörden warnten Schatzsucher vor möglichen Minen in den unterirdischen Tunneln und die Polizei sicherte die Gegend.[10]

„Wir betrachten diesen angeblichen Fund mit höchster Vorsicht. Wir wissen sehr gut, dass es im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr viele solche Informationen gab, sie haben sich fast nie, und wenn überhaupt, dann äußerst selten, bestätigt“, sagte der Bürgermeister von Wałbrzych, Roman Szelemej.[11][12] Die Stadt traf Vorkehrungen, dass von überall her angereiste Schatzsucher nicht den Wald um den Ort herum durchgraben.

In der Nacht zum Montag, dem 31. August 2015 gab es in der Nähe der Fundstelle einen Waldbrand, bei dem 200 m² Wald vernichtet wurden.[13]

Piotr Żuchowski äußerste sich nach Ansicht eines Georadarbildes, „zu 99 Prozent sicher“, dass in der Gegend um Wałbrzych tatsächlich ein gepanzerter Zug gefunden wurde. Die polnische Kulturministerin Małgorzata Omilanowska bestätigte: „Die Wahrscheinlichkeit, dass da etwas ist, ist groß.“[4] Im September 2015 wurde diese Abbildung als Fälschung entlarvt.[14] Tomasz Smolarz, der Leiter der Bezirksregierung in Breslau, hat Zweifel an der Existenz des Fundes angemeldet und die Existenz von Georadaraufnahmen dementiert: „Wir können nicht sicher sagen, dass der so genannte Gold-Zug sich in der Umgebung von Wałbrzych befindet“, sagte Tomasz Smolarz, der Leiter der Bezirksregierung in Breslau. Die Dokumente, die der Bürgermeister von Wałbrzych von den angeblichen Findern des deutschen Panzerzugs erhalten habe, enthielten keine Georadar-Aufnahmen. Er ließ verlauten: „Alle Informationen stützen sich auf eine Mitteilung von ein paar Seiten und eine unleserliche Karte.“[15] Am 1. September 2015 hat der polnische Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak technische Hilfe bei der Suche nach dem vermuteten Panzerzug mittels Bodenradar zugesagt.[16][17][18]

Anfang September 2015 gaben die angeblichen Finder des Gold-Zuges zu, dass es sich bei der Georadaraufnahme nur um ein Beispielbild handele.[19] Um weitere Untersuchungen mittels Bodenradar anstellen zu können, wurde von der Polnischen Eisenbahn ein Waldstück gerodet und parallel dazu vom polnischen Militär der Boden auf Munitionsreste und Sprengstoffe untersucht.[20] Bei weiteren Untersuchungen durch Mitarbeiter der Bergbauakademie Krakau Ende 2015, wurden keine Belege für die Existenz eines Zuges gefunden. Jedoch halten die polnischen Wissenschaftler, nach Analyse der neuen Daten, das Vorhandensein eines Tunnels für möglich.[21]

Suchgrabungen 2016

Anfang Juni 2016 gaben Piotr Koper und Andreas Richter an, dass sie nun alle Genehmigungen seitens der lokalen Behörden, der Eisenbahn-Gesellschaft und auch des Denkmalamtes hätten und im Juli mit Probebohrungen beginnen könnten, denen Grabungen folgen würden, wenn erstere erfolgreich seien.[22][23] Tatsächlich begannen die Grabungsarbeiten am 16. August 2016.[24]

Die Grabungen wurden mit 125.000 Euro finanziert.[25]

Am 25. August 2016 wurde bekannt, dass die Suchgrabung an der Grabungsstelle erfolglos war und aufgegeben wurde.[26][27]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zweiter Weltkrieg: Verschollener Nazi-Zug hält Polen in Atem. In: zeit.de. 31. August 2015, abgerufen am 1. September 2015 (Video-Beitrag).
  2. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/polen-die-suche-nach-dem-nazi-goldzug-wird-vorerst-abgebrochen-14405474.html
  3. a b Paul Flückiger: Auf der Suche nach dem Nazi-Schatz. In: tagesspiegel.de. 28. August 2015, abgerufen Format invalid.
  4. a b cgu/aar/dpa/AFP: Aufregung um angeblichen Fund: Das Rätsel um den gepanzerten Nazi-Zug in Polen. In: Spiegel Online. 31. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
  5. 'Nazi-Zug' in Polen: Den Schatzsuchern könnte juristischer Ärger drohen. In: rp-online.de. 7. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  6. Ist das der angebliche Beweis? : Mysteriöses Bild: Vermeintliche Nazi-Zug-Entdecker zeigen Georadaraufnahme. In: Focus Online. 5. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  7. Aufregung in Niederschlesien: "Irgendwas ist da unter der Erde": Nazi-Zug versetzt Schatzsucher in Euphorie. In: Focus Online. 31. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
  8. Angeblicher Fund von Nazi-Zug in Polen: Hobby-Schatzsucher strömen nach Walbrzych. In: Spiegel Online. 30. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
  9. Generalny Konserwator Zabytków potwierdza istnienie ukrytego pociągu. Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego, 28. August 2015, abgerufen am 30. September 2015.
  10. Nazi-Zug: Nächtlicher Brand am mutmaßlichen Fundort. In: hna.de. 31. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
  11. Geschichte: Keine sicheren Beweise für Existenz von Zug mit Nazi-Gold. In: Focus Online. 31. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
  12. tagesschau.de: Zwischen Wahrheit und Dichtung: Die Legende vom Nazi-Zug. In: tagesschau.de. 31. August 2015, abgerufen am 31. August 2015.
  13. Feuer im Wald mit dem Nazi-Zug voll Gold, Die Welt, 31. August 2015
  14. Zweifel am Nazi-Schatz-Zug: Jetzt behaupten die Entdecker, das Beweisfoto sei nur ein "Beispielbild", stern.de, 9. September 2015
  15. Keine Georadar-Aufnahmen vorhanden: Krisenstab fordert Beweise für Nazi-Zug. In: n-tv.de. 1. September 2015, abgerufen am 1. September 2015.
  16. gam/dpa: Polen: Militärexperten sollen angeblichen Nazi-Zug aufspüren. In: Spiegel Online. 1. September 2015, abgerufen am 1. September 2015.
  17. Lukas Praller: Hitlers Nazi-Zug: Heiße Spuren entdeckt – Welt. In: merkur.de. 1. September 2015, abgerufen am 1. September 2015.
  18. Experten nutzen Bodenradar: Militär soll nach dem Nazi-Zug suchen. In: n-tv.de. 1. September 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  19. Zweifel am Nazi-Schatz-Zug: Jetzt behaupten die Entdecker, das Beweisfoto sei nur ein "Beispielbild", stern.de, 9. September 2015
  20. Nazi-Goldzug : Opa erzählte von Zügen im Berg, svz.de, 22. September 2015
  21. kli: „Thermische Anomalie“ an mutmaßlichem Fundort – Ist doch etwas im Tunnel versteckt? In: Focus Online. 7. Januar 2016, abgerufen am 16. April 2016.
  22. Ab Juli wird gegraben, stern.de, 2016-06-01
  23. Interview mit Andreas Richter, stern.de, 2016-06-02
  24. Grabungen im polnischen Walbrzych. Wird das Geheimnis des Goldzugs gelüftet? tagesschau.de vom 16.08.2016
  25. http://www.bild.de/news/ausland/nazi-goldzug/goldzug-suche-vor-dem-aus-47408790.bild.html
  26. Polen: Kein Erfolg bei Suche nach Nazi-Goldzug orf.at, 25. August 2016, abgerufen 25. September 2016.
  27. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/polen-die-suche-nach-dem-nazi-goldzug-wird-vorerst-abgebrochen-14405474.html

Koordinaten: 50° 49′ 23″ N, 16° 18′ 28,3″ O