Hans von Mingolsheim

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Hans von Mingolsheim (* vermutlich um 1410 in Mingolsheim (?); † um ca. 1473 in Heilbronn) war ein Baumeister und Steinmetz.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans hatte ab spätestens 1464 die Bauleitung am Karmeliterkloster in Heilbronn
Kilianskirche in Heilbronn, Hans schuf das zwischen den Türmen befindliche Langhaus mit Seitenschiffen

Ein Geburtsdatum ist von ihm nicht überliefert, es dürfte sich um ca. 1410 handeln. Das „von Mingolsheim“ ist nicht als Adelstitel zu verstehen, sondern bezeichnet die Herkunft seiner Person oder der Familie.[1] Vermutlich ab 1425 begann er eine Lehre als Steinmetz, möglicherweise beim Bau des Schlosses Kislau bei Mingolsheim. Er wird danach vielfach in den Quellen der Stadt Heilbronn erwähnt. Das Urkundenbuch der Stadt Heilbronn führt ihn an mehreren Stellen auf[2] und weist darauf hin, dass die später noch in der Stadt ansässigen Familien Steinmetz auf Hans von Mingolsheim zurückgehen. Aus den Einträgen lässt sich folgern, dass ein Hans (sein Vater?)[3] womöglich schon 1399 in Heilbronn weilte.[4] 1451 war er in Wimpfen tätig, wo er am Sakramentshäuschen der heutigen evangelischen Stadtkirche Bad Wimpfen arbeitete.[5][6] 1454 bis 1455 war er mit der Restauration des Pfalzbaus (einer burgähnlichen Palastanlage) neben dem Speyerer Dom[7] für 200 Gulden Lohn beschäftigt. In Speyer war er 1457 auch Ratsherr. Danach war er wieder in Heilbronn, wo er 1458 in der Klostergasse wohnte. 1460 ist er Bürger und Ratsherr in Heilbronn.[8]

Zu seinen bedeutendsten Tätigkeiten in Heilbronn zählt die Mitwirkung am Bau der Kilianskirche und des Karmeliterklosters. Er war in den Jahren 1447 bis 1454 am Bau der spätgotischen Seitenschiffe[9] und nochmals 1458 bis 1460 am Umbau des Langhauses[10] der Kilianskirche beteiligt. Für das Karmeliterkloster, dessen Bau Papst Nikolaus V. am 28. Januar 1447 mit der Bulle Inter clara salutis opera erlaubte, führte er möglicherweise bereits 1448 Planungen aus. Von 1464 bis zu seinem Tod hatte er die Leitung des Karmeliterklosterbaus.[11]

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seiner ersten Frau, deren Namen und Heirat uns nicht bekannt ist, hatte er sechs Kinder, von denen nur vier namentlich bekannt sind. In Anlehnung an den Beruf des Vaters trugen sie alle den Familiennamen Steinmetz:

  • Magdalena (* ~vor 1428)[12]
  • Lorenz (* ~vor 1430),[13] 1450 urkundlich als Meister[14] und Betreuer des Karmeliter-Klosterbaus erwähnt.
  • Niklaus (von Mingolsheim) (* ~vor 1439), der 1459[15] in den Steinmetzenbund aufgenommen und zusammen mit (Vater) Hans dem Speyerer Meistertreffen von 1464 beiwohnte.[16]
  • Heinrich (*~nach 1440) war von 1477 bis 1481 Stadtbaumeister in Heilbronn.

Diese drei Söhne gingen vermutlich alle bei ihrem Vater in die Lehre, da traditionsgemäß das Wissen der Steinmetzen um Konstruktion und Bauausführung vom Vater auf den Sohn übertragen wurde.

Aus seiner zweiten Ehe mit der 1470 verstorbenen „Els Mettelbach(-in)“ sind drei Steinmetz-Kinder bekannt:

  • Barbara (*~ vor 1465)
  • Apollonia (*~ vor 1467)
  • Balthasar (*~vor 1469) Amtsträger als Bürgermeister, Stadtrat und Richter in Heilbronn.

Im selben Jahr 1470 heiratet er zum dritten Mal. Bevor jedoch „seiner hußfrowen hyraut“ mit „Margret Berlin“ verbrieft und versiegelt worden war, starb er um 1473. Aus dieser kurzen Ehe entstand das jüngste Kind „Hänslein“ (*~um 1472).[17]

Nach dem Tode des angesehenen Stadtbaumeisters Hans von Mingolsheim entstand um sein beträchtliches Vermögen ein einundzwanzigjähriger Erbstreit. Dieser Streit konnte erst im Jahre 1494 beendet werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günther Binding: Meister der Baukunst. Geschichte des Architekten- und Ingenieurberufes. Primus, 2004, ISBN 3896784978, S. 116.
  • Klaus Gaßner (Hrsg.): Bad Schönborner Geschichte. Die Chronik der wiedervereinigten Dörfer Mingolsheim und Langenbrücken. Band 1: Von den Anfängen bis zur Auflösung des Alten Reiches. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2006, ISBN 978-3-89735-437-1.
  • Eugen Knupfer (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen. N. F. 5). Seite 444, Nr. 808 „Bürgermeister... nehmen den Hans Steinmetz von Mingolsheim (fälschlich ~ Münkelsheim) als Bürger auf“.
  • Helmut Schmolz und Hubert Weckbach: Heilbronn – Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Anton H. Konrad-Verlag, Weißenhorn 1973, Nr. 117 „Karmeliterkloster an der Weinsberger Straße“, S. 58.

Quellen/Bemerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburtsort Mingolsheim ist urkundlich nicht mehr nachweisbar
  2. (Band 1 Nr. 808; Band 2 Nr. 1119, 1357, 1534a; Band 4 Nr. 3481a, 3490d)
  3. In dieser frühen Zeit kam es oft vor, dass der Name des Vaters auf den Sohn übertragen wurde. (siehe dazu auch > Patronym)
  4. (Eintrag im Betbuch)
  5. „Uff Sonntag ante Cathari anno 1451 mit Meister Hansen dem Steinmetzen ein Ueberkommnis gethon von dem Sakramentsheusslin der Pfarrkirchen zu machen, das etwas scheinbar, auch nützlich und nach seiner eheren zierlich sein, darumb soll man ihm geben X Gulden- und das fenster danebin so er machen, auch den Chor weissnen.“ (Quelle: Stadtarchiv Bad Wimpfen 2004) und Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexikon Band 5, Seite 552 von 1837
  6. GoogleBooks: im Conversationslexikon für bildende Kunst, Band 6, Seite 423 als Hans von Wimpfen; Dito darunter als Hans von Wimpolzheim (Mingolzheim) der den Chorbau der Killianskirche begann
  7. 1689 wurde dieses Gebäude im Krieg zerstört
  8. Quelle: Chronik Bad Schönborn 2006, Band 1, Seite 219
  9. Baufachinformation und Denkmalpflege, siehe unter Weblinks
  10. Quelle: Chronik Bad Schönborn 2006, Band 1, Seite 221 = Beginn mit dem Jahr 1458; auf Seite 219 dagegen wird als Beginn das Jahr 1455 angegeben
  11. Quelle: Heilbronn - Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, S. 58 Nr. 117 Karmeliterkloster an der Weinsberger Straße
  12. geschätztes Geburtsjahr, wenn die Reihenfolge der Kinderaufzählung in der Geburtenfolge war
  13. Da Lorenz um 1450 schon als Meister bezeichnet wird, müsste er in der Folge von Lehre und Geselle den Meistertitel mit ca. 20 Jahren erhalten haben. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass er um 1430 geboren sein müsste. Das Geburtsdatum seines Vaters Hans wäre somit ebenfalls auf errechnet vor ca. 1410 zu datieren.
  14. im Zins- und Betbuch, sowie im Schuldbuch der Stadt Heilbronn 1450; Urkundenbuch Bd. IV. Nr. 3490, S. 841.
  15. und somit um/vor ca. 1439 geboren sein müsste
  16. Ein (Der?) Nikolaus Steinmetz war um 1484 am Mainzer Dombau beschäftigt. Quelle:Liste der Künstler am Mainzer Dom, mit rechnerischen 45 Jahren könnte es sich um Niklaus von Mingolsheim gehandelt haben. (ungesichert!)
  17. somit wäre der Vater Hans um die 62 Jahre alt gewesen!

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]