Harlan W. Newell

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Harlan Willard Newell (* 30. November 1916 in Shaker Heights; † 4. August 2012 in Cleveland) war ein US-amerikanischer Offizier. 1945 war er Major der US-Feldartillerie und Stadtkommandant der alliierten Besatzungsstreitkräfte in Aschersleben. Er wurde 1995 Ehrenbürger dieser Stadt.

Vita vor 1945

Newell besuchte eine Marineschule in Culver (Indiana) die Kent School in Connecticut, das Harvard College in Boston[1] und die Case Western Reserve University in Cleveland. Vor Kriegsbeginn arbeitete er als Geologe im Erdölsektor.[2]

Einsatz in Deutschland bis Mai 1945

Als Captain war Newell bei den 240mm Haubitzen (Howitzer) der US Army eingesetzt. Er wurde darüber hinaus im März 1945 in Frankfurt am Main für Aufgaben der Militärregierung ausgebildet. Mit seiner Gruppe von vier weiteren Offizieren, darunter Leutnant William T. Morris und zehn Soldaten wurde er am 12. April zu den vorstoßenden amerikanischen Truppen kommandiert, welche die Stadt Aschersleben einnehmen sollten. Am Nachmittag des 17. April begann von Quenstedt her der Angriff des 39. US-Infanterieregiments auf Aschersleben, der anfangs auf einigen Widerstand traf, so dass bis zum Abend keine Entscheidung erzielt werden konnte. Am Vormittag des 18. April griffen weitere US-Einheiten Aschersleben zangenförmig an und gegen 9 Uhr nahm Newells Gruppe das Rathaus in Besitz.

Zur Schaffung einer funktionsfähigen Verwaltung suchte Newell, der nun Stadtkommandant war, gleichentags einen neuen Bürgermeister und fand hierfür nach Hinweisen aus der Bevölkerung einen ehemaligen deutschen General, den er an der Spitze der bisherigen Stadtverwaltung einsetzte. Diese berief gegen Newells Befehl am 29. April eine Versammlung alter Parteikader und Führer örtlicher NS-Organisationen mit dem Ziel ein, die schwache US-Besatzungstruppe wieder aus Aschersleben zu vertreiben. Mit Hilfe nachgerückter Panzerverbände konnte Newell diese Verschwörung vereiteln; die Verantwortlichen wurden im städtischen Gefängnis in Haft genommen.[3] Am 3. Mai 1945 wurde besagter deutscher General gemäß einem gültigen Haftbefehl wegen früherer Kriegsverbrechen an französische Geheimdienstoffiziere übergeben. Der General wurde jedoch nicht zur Verhandlung nach Paris überführt, sondern wenige Kilometer außerhalb der Stadt erschossen. Stadtkommandant Newell soll eine möglichst unauffällige Beerdigung des Toten angeordnet haben.

Nach Kriegsende

Newell blieb der Kopf der US-Militärregierung von Aschersleben bis zur Ablösung durch britische Einheiten.[4] Danach wurde er mit seinem Team als leitender Offizier der Militärregierung nach Naila in Oberfranken versetzt, wo er am 28. Juni 1945 im Gebäude des Amtsgerichts seine Tätigkeit aufnahm.[5] Im Herbst 1945 übernahm Capt. William T. Morris die Leitung der Militärregierung in Naila.

Nach der Entlassung aus dem Militärdienst im Jahr 1946 im Rang eines Majors und der Heirat mit seiner Verlobten Gisela Salzmann, die er 1945 als Dolmetscherin aus Aschersleben nach Oberfranken mitgenommen hatte, in München, kehrte Newell nach Cleveland zurück, wo er eine Familie gründete und fortan als leitender Angestellter in der Automobilindustrie arbeitete. Seit 1995 war Harlan W. Newell Ehrenbürger von Aschersleben.[6] Am 4. August 2012 starb er im Schlaf und hinterließ neben der Witwe drei Kinder, acht Enkel/innen und zwei Urenkelinnen.

Literatur

  • Mühle, Reiner, und Wolfgang Kilian: Momente der Zeitgeschichte - Aschersleben und der Zweite Weltkrieg, Selbstverlag 2012[7]
  • Helko Trentzsch: Beiträge zur Militärgeschichte der Stadt Aschersleben: Die Artilleriekaserne ... BOD 2008, ISBN 9783837045277, Seite 86

Einzelnachweise

  1. Harvard Alumini Verzeichnis 1948, S.1640; abgerufen 18. Sept. 2012
  2. Sterbeanzeige in der Star Tribune am 8. August 2012, abgerufen 18. Sept. 2012
  3. Blogeintrag, nach Inhalten aus dem Buch von Reiner Mühle, abgerufen 18. Sept. 2012
  4. google-books, vgl. S.86, Trentzsch, BOD 2008, abgerufen 18. Sept. 2012
  5. Geschichtsverein Bad Steben e.V., abgerufen 18. Sept. 2012
  6. Datum gem. www.aschersleben.de, abgerufen 18. Sept. 2012
  7. Lokale Presse 'Wochenspiegel', 13. Juli 2012 abgerufen 19. Sept. 2012